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Institutionelle Anleger und nachhaltige Kapitalanlagen

Von Dr. Oliver Everling | 2.Februar 2015

Institutionelle Anleger und nachhaltige Kapitalanlagen waren lange Zeit begriffliche Gegensätze, denn bei Institutionellen spielten ethische, ökologische und soziale Aspekte in ihren Investitionsentscheidungen kaum eine Rolle. Dahinter steckte oft keine böse Absicht, sondern das Unvermögen, solche Aspekte in operationaler Art und Weise in die Anlageprozesse zu integrieren. Im Vordergrund stand die Erreichung einer Rendite, die zumeist der Befriedigung von z.B. Vorsorgezielen diente. Auf welche Weise auch Nachhaltigkeitskriterien integriert werden könnten, war wenig erforscht.

Nun ist es das Verdienst von Prof. Dr. Henry Schäfer von der Universität Stuttgart, die Forschung auf diesem Gebiet ein wichtiges Stück weiter gebracht zu haben. Schäfer gehört zu den Wissenschaftlern, die sich nicht in einen Elfenbeinturm abstrakter Annahmen zwecks rein theoretischer Modellierung zurückzieht, sondern sich u.a. mit seiner EccoWorks GmbH um praktische Umsetzung bemüht. Sein Praxisbezug kommt ihm bei der Herausgabe seines neuesten Werkes zugute, „Institutionelle Anleger und nachhaltige Kapitalanlagen: Best Practices deutscher Banken, Stiftungen und Altersvorsorgeeinrichtungen“ im Verlag Springer Gabler, denn hier vereint Schäfer namhafte Autoren, die glaubhaft u.a. von den Chancen berichten, doch auch die Anlage von Nachhaltigkeitsmaßstäben zum Standard in Anlageentscheidungsprozessen zu machen.

Der Leser erfährt nicht nur von Mission Investing und der Umsetzung von Vermögensmanagement mit nachhaltigen Geldanlagen, sondern auch von Erfolgsmethoden im Bereich von Banken, Stiftungen und kirchlichen Einrichtungen, Versicherungen und Altersvorsorgeeinrichtungen, aus denen Autoren berichten. Da sich der Buchtitel auf deutsche Beispiele konzentriert, kommen christliche Sichtweisen – und hier vornehmlich katholisch oder evangelisch geprägte Muster – zur Sprache. Die ebenfalls auf diesem Gebiet tätigen muslimischen, jüdischen oder sonstigem Glauben folgenden Einrichtungen kommen daher nicht zur Darstellung.

Aus dem „magischen Dreieck“ der Geldanlage mit den Eckpunkten Rendite, Sicherheit und Liquidität wurde ein „magischer Tetraeder“, erweitert um die Dimension „Nachhaltigkeit“, wie ihn Jens Güldner vom Evangelischen Johannesstift aus Berlin zeichnet. Der Tetraeder braucht nicht gleichschenklig gezeichnet zu werden, denn die Bedeutung der verschiedenen Kriterien kann für jeden institutionellen Anleger verschieden, Zielkonflikte unterschiedlich entschieden sein. Die unterschiedlichen Bedingungen, unter denen Institutionelle zu agieren haben, werden dem Leser mit der Lektüre jedes weiteren Beitrags im Buch deutlicher.

An verschiedenen Stellen des Buches werden Ausschluss- und Positivkriterien wie auch die Beispiele von Ratingagenturen wie der oekom research AG aus München genannt. Diese lassen deutlich erkennen, wie die inzwischen Jahrzehnte währende Erfahrung solcher spezialisierter Ratingagenturen wie auch der Anwender in den verschiedenen Finanzhäusern Früchte trägt, den in weiten Teilen ist eher Konsens als Dissens erkennbar. Dem Leser wird daher mit diesem Buch ein sicheres Fundament für seine eigene Urteilsbildung zu diesem zukunftsweisenden Themengebiet geboten.

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