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Klimawandel im Rating
Von Dr. Oliver Everling | 3.Februar 2015
In einer Paneldiskussion widmet sich das 10. Standard & Poor’s Versicherungssymposium dem Klimawandel – den Chancen, Herausforderungen und Aufgaben der Versicherungswirtschaft. Dr. David N. Bresch, Global Head Sustainability der Swiss Re, Prof. Dr. Peter Höppe, Head of Geo Risks Research/Corporate Climate Centre der Munich Re, sowie Moritz Kraemer, Chief Rating Officer, Sovereign Ratings bei Standard & Poor’s Ratings Services diskutieren über die Konsequenzen der unstrittig beobachtbaren Klimaveränderungen.
Kraemer berichtet, dass insbesondere Schwellenländer besonders betroffen seien, da hier z.B. die Landwirtschaft meist eine größere Rolle spiele und diese vom Klima besonders abhängig sei. „Wirbelstürme passieren nun einmal nicht in Schweden“, sagt Kraemer. „Wir haben uns die zwanzig verwundbarsten Staaten angeschaut, diese sind in Afrika und Asien. Demgegenüber finden sich die am wenigsten verwundbaren Staaten in den OECD-Ländern, fast alle in Europa.“
Höppe bemerkt, dass auch die Größe des Landes eine Rolle spiele: Große Staaten hätten nun einmal den Vorteil, dass Naturkatastrophen kaum das gesamte Land betreffen können, kleine Staaten dagegen könnten leicht insgesamt in Schwierigkeiten geraten, wenn sie von einer Naturkatastrophe heimgesucht werden. Höppe ermuntert dazu, das verfügbare Wissen zum Klimawandel zu nutzen: Auch die Munich Re veröffentliche dazu eine Fülle von Informationen. „Wir halten die meisten Dinge auch weiterhin für versicherbar. Allerdings gibt es Aufgaben für die Politik, zum Beispiel beim Hochwasser.“ Das beste Beispiel sei 1962 das Hochwasser in Hamburg. 2 Milliarden wurden investiert, neun Mal war die Flut noch höher, aber kaum noch Schäden.
Kraemer berichtet von einem praktischen Beispiel, wie die Wirtschafts-, aber auch die Sozialstruktur eines Landes durch eine Naturkatastrophe nachhaltig beschädigt werden könne. Der Wiederaufbau könne, wie Extremfälle zeigen, gegebenenfalls Jahrzehnte andauern.
Höppe spricht das Beispiel des Jahrhundertereignis des Hagelschlages an, der zu den bisher höchsten Schäden weltweit geführt habe. Das Wasser sei ein ungeheures Energiereservoir, das nicht zu unterschätzen sei. „Davon werden wir auch hier in Deutschland betroffen sein“, warnt der Professor. „Die Schäden an Gebäuden werden weiter steigen.“
Bresch springt Höppe in der Argumentation bei, denn nur zwei Grad Klimaerwärmung würden rund 15 % mehr Wasser in der Luft bedeuten. Das Thema müsse global gepackt werden, in der UN und mit Partnern für globale Risiken. „Es gibt noch sehr viel Risiko, das nicht versichert ist. Das ist ein riesiger Markt für Partner, die bereit wären, diese Risiken zu tragen“, bemerkt Bresch. „Die Risikowahrnehmung ist zu schärfen.“ Swiss Re sei im Gespräch mit Regierungen und entsprechenden Stellen, um Lösungsansätze zu suchen.
Höppe weist darauf hin, dass selbst dann, wenn alle durch die Klimaverhandlungen eingeleiteten Maßnahmen greifen würden, weiterhin mit einem Klimawandel zu rechnen sei. Daher müsse über entsprechendes Risikomanagement gesprochen und dieses finanziert werden. Klimaschutz und Klimaversicherung seien Themen, die die künftige Diskussion beherrschen würden. Das Thema könne nicht den Schwellenländern überlassen werden.
Kraemer weist auf den Nutzen der Versicherungswirtschaft für die Schwellenländer hin. „Kalamitäten fallen den ohnehin schwachen Staaten auf die Füße“, warnt Kraemer. In den Industrieländern gebe es dagegen keine messbaren Hinweise darauf, dass Naturkatastrophen einen Einfluss auf die Verschuldung dieser Länder habe. Durch die Behebung der Schäden – sogar umgekehrt – steige zwar statistisch das Sozialprodukt, von dieser Steigerung gehe allerdings keine Wohlfahrtssteigerung aus.
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