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WestLB sinkt auf unterste Stufe
Von Dr. Oliver Everling | 22.Januar 2008
Das Individual Rating der West LB wurde am Dienstag, den 22. Januar 2008 von der international anerkannten Ratingagentur Fitch auf den niedrigsten Wert der Skala, also „F“ (vorher „D/E“) gesetzt. Einen Auftrag gibt es für dieses Rating nicht, die Ratingagentur wird hier tätig, ohne dafür ein Mandat der WestLB zu haben. Alle anderen Agenturen, die der WestLB Ratings erteilen – dazu zählen DBRS, Moody’s Investors Service und Standard & Poor’s – sind dazu von der WestLB mandatiert, so dass diese tiefere Einblicke in die Vermögens-, Ertrags- und Finanzlage auch aufgrund vertraulicher Informationen aktuell erhalten.
Fitch Ratings stützt sich bei ihrem Urteil allein auf veröffentlichte Fakten. Nach dem Stand der Portfolio-Bewertungen im Rahmen der Jahresabschlussarbeiten ließ der Vorstand der WestLB AG am Vortag mitteilen, dass der Jahresverlust im Konzern für 2007 ungefähr 1 Mrd. € betragen wird. Zusätzlich erwartet der Vorstand, dass aufgrund der aktuellen Portfolio-Bewertungen annähernd 1 Mrd. € als nicht dauerhafte Wertminderung berücksichtigt werden muss.
Um die künftige Entwicklung der Bank zu sichern, gleichen das Land Nordrhein-Westfalen, die Landschaftsverbände und die Sparkassenverbände den Jahresverlust in Höhe von etwa 1 Mrd. € aus. Die Belastungen aus nicht GuV-wirksamen Bewertungsmaßnahmen werden in einer Größenordnung bis zu 1 Mrd. € ebenfalls getragen. Die konkrete Ausgestaltung sowie die zeitliche Umsetzung der Kapitalmaßnahmen sollen kurzfristig entschieden werden.
Das so genannte Individual Rating ist ein Indikator dafür, wie ein Institut ohne Support darstehen würde. Hier geht die Skala von einfach A bis einfach F. Ein A heißt höchste Stabilität auch ohne Unterstützung (z.B. des Mutterkonzerns, der Holding, des Landes oder ähnliches). Das F steht für die Kreditmeinung, dass das Unternehmen ohne Unterstützung aller Wahrscheinlichkeit nicht weiter fortgeführt werden kann. Dies trifft nach Feststellung der Ratingagentur Fitch auf die WestLB zu.
Für das Langfristrating der WestLB ist entscheidend, dass die Bank die volle Unterstützung ihrer Eigentümer entsprechend der 10-Punkte-Erklärung vom 12. Dezember 2007 hat. Die Arbeitsgruppen haben ihre Arbeit aufgenommen, berichtet die WestLB. Die Eigentümer seien sich einig, dass neben den nun vereinbarten Maßnahmen insbesondere die Restrukturierung jetzt eingeleitet werden muss und darüber hinaus die Neuausrichtung der Bank forciert wird. Sie befürworten weiterhin die Fortsetzung der detaillierten Gespräche zwischen WestLB AG und Helaba, um einen aktiven Beitrag zur Konsolidierung im Landesbankensektor zu leisten.
An Warnungen der Ratingagentur Fitch, dass die WestLB nur aufgrund ihres ausgezeichneten Support-Ratings von „1“ ihr sehr gutes Langfristrating sichert, hat es nicht gefehlt. „Die WestLB ist noch nicht nachhaltig profitabel“, wurde in führenden Medien der Senior Director Fitch Deutschland, Thomas von Lüpke, vor genau zwei Jahren (im Januar 2006) aus einer Anhörung des Haushalts- und Finanzausschusses des nordrhein-westfälischen Landtags zur Zukunft der Sparkassen zitiert. Der damalige WestLB-Chef Thomas Fischer wies dies damals vor den Abgeordneten entschieden zurück: „Wir schreiben Gewinne.“
Die WestLB hatte 2006 die Beziehungen zu Fitch Ratings gekündigt. In den Investor Relations der WestLB fehlt noch heute jeder Hinweis auf die unabhängige Beurteilung durch die Ratingagentur, so dass nur gleiche oder bessere Auftragsratings anderer Agenturen zitiert werden. Das Issuer Default Rating (IDR) wurde von Fitch Ratings mit A- bestätigt – der Ausblick ist stabil. Alexander Stuhlmann, Vorstandsvorsitzender der WestLB AG, sagte: „Unsere Eigentümer haben unter Beweis gestellt, dass sie voll hinter der Bank stehen.“
Die Schieflage der WestLB dürfte der Diskussion über Sinn und Zweck des in Deutschland dominant öffentlichen Banksektors weiter Nahrung geben. Da unter den Eigentümern der WestLB wiederum öffentliche Banken sind, tragen letztlich die Gebietskörperschaften und damit der Steuerzahler die Bonität der WestLB. „Fakt ist, wir haben in Europa mit die höchsten Kreditzinsen. Wir haben mehr Bankstellen als Bäckereien und Tankstellen zusammen“, sagt Frank Schäffler aus dem Deutschen Bundestag. „Es gibt in Deutschland keine Bank mehr, die in Europa unter den Top Ten ist, dabei sind wir mit Abstand die größte Volkswirtschaft.“
Schäffler (http://www.fdp-kreis-herford.de/blog/?p=86): „Länder um uns herum haben Ihre Finanzmärkte reformiert, haben Ihr Bankensystem durchlässiger gemacht und den Staatsanteil reduziert. Deutschland hat dagegen nach wie vor den höchsten Staatsanteil im Bankensektor in Europa. In Spanien, Italien, Schweden, in den Niederlanden und Frankreich wurden nach teilweise schweren Krisen Reformen aktiv eingeleitet. Der Wettbewerb wurde intensiver, Bankprodukte sind preiswert und die Institute stehen profitabel da.“
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