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Gründerkrach der Globalwirtschaft
Von Dr. Oliver Everling | 2.Februar 2009
Barbara A. Knoflach, Vorstandsvorsitzende, SEB Asset Management AG, Frankfurt, hebt die Bedeutung der Vertriebsstruktur eines Fonds für den Risikogehalt eines Fonds hervor. Knoflach diskutierte auf dem 19. IIR Jahresauftaktkongress der Immobilienwirtschaft, der CIMMIT 2009, mit Dr. Frank Pörschke, Sprecher des Vorstands, Eurohypo AG, Eschborn, Stephan Rind, CEO, Colonia Real Estate AG, Köln, und Dr. Holger Schmieding, Chefvolskwirt Europa, Bank of America, London. Die Vertriebsstruktur ist maßgeblich dafür verantwortlich, ob ein Fonds geschlossen werden müsse oder nicht.
Knoflach will von einem Vertrauensbruch nichts wissen, denn das Produkt des offenen Immobilienfonds sei stabil. Moderatorin Anja Kohl von der ARD spricht das Wesen des Offenen Fonds an, nämlich offen zu sein. Es sei kein Produkt-, sondern ein Liquiditätsthema, so Knoflach. Der Fonds könne nicht eine doppelte Rendite wie ein Sparbuch bieten bei gleicher Liquidität. Es gebe viele Anleger, die diese Stabilität schätzen, und lieber drei oder vier Monate auf ihr Geld warten würden, als Verluste wie bei Aktien hinzunehmen.
Die Beteiligungsverhältnisse bei der Eurohypo AG seien unverändert, sagt Pörschke auf die Frage, ob nun mehr staatlicher Einfluss auf die Geschäftspolitik seiner Bank zu spüren sei. Die Marktchancen seien heute deutlich besser, da das Produkt „Kapital“ knapper geworden sei und künftig teurer bezahlt werden müsse. Geld sei keine „commodity“, keine billige Massenware mehr. Bei der Vergabe von Krediten würden deutlich höhere Anforderungen gestellt. Um die Kredite noch ein Stück robuster zu machen, würden die Kriterien angepasst. Die Strukturierung von Krediten würde noch konservativer angegangen als bisher.
Die Situation an den Refinanzierungsmärkten erlaube zurzeit kein anderes Vorgehen. So müssten die staatlichen Hilfen in Relation zum Kreditbuch der Bank gesehen werden. Pörschke hebt die Rolle des Pfandbriefs hervor, dessen hervorragendes Rating auch weiterhin eine günstige Refinanzierung sichere.
Stephan Rind von der Colonia Real Estate AG spricht vom Personalabbau, der rund ein Viertel der Belegschaft erfasst habe. Wichtig sei, das Einnahmen zu stabilisieren. Da sich Wohnimmobilien moderat entwickelt hatten, sei hier der Korrekturbedarf relativ gering. Die Finanzierungsseite müsse durch Deleveraging geprägt sein. Man dürfe keine langfristigen Refinanzierungsthemen offen haben. Die Refinanzierung war schon letztes Jahr „nicht ganz einfach“, räumt Rind ein, und für 2009 werde es nicht leichter.
Schmieding bestätigt, dass eine fundamentale Neubewertung stattfinde. Schmieding sieht eine Parallele der heutigen Situation mit dem „Gründerkrach“ 1873. Dieser Börsenkrach gilt als Ende der Gründerzeit, und die nachfolgende Depressionsphase ist als Gründerkrise bezeichnet worden. Voraus gegangen war eine Überhitzung der Konjunktur, die in Deutschland vor allem durch den gewonnenen Krieg gegen Frankreich 1870/71, die daraus erworbenen Reparationszahlungen Frankreichs und die Reichsgründung begünstigt worden war.
Nach der Korrektur habe es aber eine ansehnliche Wachstumsphase gegeben, so Schmieding. Er sieht parallel dazu heute den Versuch des Weltmarktes, „mit der Globalisierung fertig zu werden“. Wie reagieren die Arbeitsmärkte und die Zentralbanken? Die Hälfte der Menschheit wird reicher. Die Chinesen seien als billige Arbeitskräfte, als Sparer und als Nachfrager von Maschinen erlebt worden, nicht aber als Konsumenten. „Wir haben eine Chance, nach der Krise relativ gute Wachstumsaussichten zu haben.“
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