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Rich Dad’s Investment Guide
Von Dr. Oliver Everling | 10.August 2015
„Rich Dad’s Investment Guide“ von Robert T. Kiyosaki ist ein Klassiker unter den populären Investmentbüchern. Kaum erstaunlich daher, dass dieses Buch auch eine deutsche Übersetzung findet. Erstmals im FinanzBuch Verlag aus der Münchner Verlagsgruppe (ISBN Print: 978-3-89879-903-4) erscheint das Buch nun in deutscher Sprache mit dem Untertitel „Wo und wie die Reichen wirklich investieren“.
Der amerikanische Titel ist so geschickt gewählt, dass sich auch der FinanzBuch Verlag erst gar nicht um eine Übersetzung bemüht. Diese Anleitung eines „reichen Vaters“ versteht jeder, denn Kiyosaki führt den Leser mit einfachen, aber entscheidenden Fragen an die Thematik heran: „Sind Sie mental darauf vorbereitet, ein Investor zu sein? Welcher Typ von Investor möchten Sie werden? Wie baut man ein starkes Unternehmen auf? Wer ist ein finanziell gebildeter Investor?“ Aus diesen vier Fragen entwickelt Kiyosaki vier Phasen bis schließlich zur Phase V mit dem Titel „Zurückgeben“.
Zum Glück sind nicht alle Regeln, mit denen sich amerikanische Leser der Originalausgabe konfrontiert sehen, auch schon in Deutschland anwendbar. Die amerikanische Wertpapieraufsichtsbehörde Securities and Exchance Commission (SEC) verlangt von Investoren eine Akkreditierung. Wie Kiyosaki in seiner Einführung schreibt, setzt diese ein Individualeinkommen von 200.000 US$, ein Gesamt-Ehepaareinkommen von Minimum 300.000 US$ oder ein Nettovermögen von mindestens einer Million US$ voraus. Im angeblichen Land des Kapitalismus, den Vereinigten Staaten von Amerika, ist daher die Masse der Bevölkerung per Gesetz von der Beteiligung an den ertragreichsten Geldanlagen ausgeschlossen. Kaum erstaunlich daher, dass Kiyosaki „die 90/10-Regel des Geldes“ – angelehnt an die schon 1897 formulierte 80/20-Regel des italienischen Wirtschaftswissenschaftlers Vilfredo Pareto – bestätigt sieht: So berichte das Wall Street Journal davon, dass 90 % aller Unternehmensaktien in den Vereinigten Staaten von nur 10 % der Bevölkerung gehalten werden.
DIe Ungleichverteilung der Vermögens in der Bevölkerung wird durch solche Regeln zementiert. Die „gute Absicht“, unerfahrene Bevölkerungskreise vom Kapitalmarkt fernzuhalten, wäre auch der Linkspartei und der Großen Koalition in Deutschland zuzutrauen. Statt auf Bildung setzt man auch in Deutschland immer mehr auf Verbote.
Die Übersetzung des Buches von Kiyosaki zeigt, dass man auch in deutscher Sprache das notwendige Wissen zur Beteiligung an den Finanzmärkten einfach, prägnant und dazu noch unterhaltsam vermitteln kann. Nur so erklärt sich auch der millionenfache Erfolg der englischen Ausgabe.
Das Buch von Kiyosaki ist vielleicht deshalb so beliebt, weil es das vermittelt, was vielen Lesern in ihrer Jugend fehlte: Ein reicher Vater, der die wichtigsten, über Jahrzehnte gewonnenen Lebenserfahrungen im Umgang mit Geld und Investitionen in ehrlicher und verständlicher Form weitergibt. „Mein reicher Vater begann, mir freundlich die Prinzipien seines Denkens zu erklären“, berichtet Kiyosaki von einem Strandspaziergang als Jugendlicher. Kiyosaki strebt mit seinen Darstellungen keine wissenschaftlichen Ehren an, sondern schließt in der Literatur mit seinem Ausgangspunkt geschickt eine Lücke.
Kiyosaki macht klar, dass Werte nur von Unternehmen geschaffen werden, weil „alles, in das wir investieren, ein Unternehmen ist. Wenn Sie Aktien kaufen, investieren Sie in ein Unternehmen. Wenn Sie eine Immobilie kaufen, etwa ein Mietshaus, ist dieses auch ein Unternehmen.“ Kiyosaki öffnet dem Leser daher die Augen dafür, dass hinter den Oberflächlichkeiten von Rechtsformen stets die Grundprinzipien erfolgreicher Unternehmungen stehen.
Kiyosaki setzt sich intensiv mit den Grundhaltungen von Arm und Reich auseinander und zitiert seinen „reichen Vater“: „Je höher das Sicherheitsbedürfnis einer Person ist, desto weniger Gelegenheiten wird sie erkennen. Solche Menschen sehen lediglich die eine Seite der Münze und niemals die andere.“ Ihr eigenes Sicherheitsbedürfnis steht vielen Menschen selbst im Wege.
„Mein reicher Vater pflegte zu sagen“, schreibt Kiyosaki, „Investieren bedeutet für jeden etwas anderes. … Es gibt keine einzige Person auf der ganzen Welt, die wirklich alles über das Investieren weiß.“
„Investieren ist so verwirrend,“ schreibt Kiyosaki, „weil es ein breitgefächertes Thema ist. Wenn du dich umsiehst, wirst du erkennen, dass Leute in viele unterschiedliche Dinge investiert haben. Sieh dir deine Haushaltsgeräte an. Dies sind alles Produkte von Unternehmen, in die Menschen investiert haben. Du bekommst Strom von einem öffentlichen Versorgungsunternehmen, in das Menschen investiert haben. Sobald du das verstanden hast, sieh dir dein Auto an: das Benzin, die Reifen, die Sitzgurte, die Scheibenwischer, die Zündkerzen, die Straßen, die Straßenmarkierung. Aber auch deine Softdrinks, deine Möbel zu Hause, dein Shoppingcenter, dein Lieblingsgeschäft, das Bürogebäude, die Bank, die Hotels, das Flugzeug über dir, den Teppich im Flughafen und so weiter. Alle diese Dinge gibt es, weil jemand in die Unter nehmen investiert hat, die solche Produkte bereitstellen, die dir das Gefühl geben, in einem zivilisierten Land zu leben. Das ist es, worum es beim Investieren eigentlich geht.“
Leider ist nur ein Bruchteil von diesen Unternehmen auch für jedermann „investierbar“. Grund für diesen Misstand ist u.a. die Regulierung, die in den USA schon mit der Einrichtung der SEC in den 1930er Jahren begann. Die gutgemeinte Regulierung ist daher zweischneidig, so Kiyosaki: „Weil sie einerseits zwar die Öffentlichkeit vor den schlimmsten Fehlern schützt, ihr andererseits aber auch die besten Investments vorenthält.“
Kiyosaki macht das Problem mentaler Einstellungen anhand von ganz praktischen Fragen deutlich: „Wenn Sie momentan in einer Welt des Geldmangels leben, erkennen Sie dann eine Möglichkeit für sich selbst, in einer Welt des Überflusses an Geld zu leben?“
Das Buch von Kiyosaki hilft zum Beispiel zu verstehen, warum Aktienhandel nicht mit Investieren zu verwechseln ist. Viele Anleger konzentrieren sich nach Kiyosaki auf bestimmte Vehikel der Geldanlage, z.B. Aktien, und damit „eher auf das Vehikel anstatt auf den Plan. Obwohl sie eine Menge Geld verdienen, indem sie Investmentprodukte kaufen, halten und verkaufen, wird sie das Geld nicht dorthin bringen, wo sie stehen wollen.“
Kiyosaki hört „sorglosere Gemüter“, die gerne behaupten würden, „ich brauche nicht zu planen. Ich werde eine Rente und eine betriebliche Versorgung bekommen.“ Das Problem mit dieser Einstellung ist nach Kiyosaki, dass es weit entfernt von jedem Plan liegt. „Zu einem Investmentplan gehört viel mehr als nur Investments und Geld. Bevor man überhaupt anfängt zu investieren, müssen viele verschiedene finanzielle Bedürfnisse mit in den Finanzplan einbezogen werden.“
Das Buch von Kiyosaki ist für jeden eine Empfehlung, der eine unterhaltsame Einführung in die Grundlagen der Vermögensbildung sucht. Da es sich bei dem Buch aus dem FinanzBuch Verlag um eine Übersetzung handelt, darf nicht übersehen werden, dass sich manche Ausführungen auf amerikanische Verhältnisse beziehen. So lastet auf Eltern in Deutschland mit Blick auf das Studium ihrer Kinder längst nicht eine so große finanzielle Herausforderung wie in den USA.
Das Buch zeigt aber auch im Kapitel über den Aufbau eines eigenen Unternehmens Unterschiede zwischen Deutschland und den USA. In Deutschland gibt es keine vergleichbare Gründerkultur, wie auch eine Insolvenz es jedem deutschen Unternehmer wesentlich schwerer als in den USA macht, wieder auf die Beine zu kommen. Schließlich sind auch Unterschiede im Steuersystem und in der deutschen Privilegierung des Fremdkapitals zu beachten. Wer in Deutschland aus eigenen Mitteln erfolgreich ist, dem wird sein Erfolg nicht nur durch Steuern und Abgaben gleich wieder genommen.
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