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Strategien für das Banking 2020
Von Dr. Oliver Everling | 2.September 2015
„Es ist nicht typisch für Banken, so agil zu sein“, sagt Roland Boekhout, CEO der ING DiBa, auf der 20. Handelsblatt Jahrestagung „Banken im Umbruch“ in der Diskussionsrunde über das Strategien für das Banking 2020. Konkret geht es ihm hier um die Zahlungsverkehrssysteme, die von Unternehmen wie PayPal herausgefordert werden. Boekhout diskutiert mit Dr. Nils Beier, Managing Director, Accenture Strategy, Dr. Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Haspa, und Arnulf Keese, Geschäftsführer der PayPal Deutschland.
„Alles, was größer Null ist, will ein Händler zunächst nicht bezahlen“, berichtet Keese. „Wir haben die Händler mit unseren Leistungen überzeugt, das zu nutzen.“ Für jeden Euro über PayPal werde 23 % mehr Umsatz gemacht. Der Händler profitiere daher von dem Angebot an Kunden, auch mit PayPal bezahlen zu können.
Vogelsang räumt ein, dass etablierte Branchen oft Veränderungen nicht schnell genug wahrnehmen. „Da entsteht etwas, was unsere Branche kräftig verändern kann.“ Für Vogelsang zählt letztlich nur der Kunde: „Entscheidend ist, dass wir einen Mehrwert für den Kunden schaffen.“
Für Boekhout waren etablierte Banken früher Feinde der Innovation. Der Lebenszyklus für neue Innovationen sei extrem kurz. So hätten beispielsweise andere Banken die Videoidentifikation kopiert, die von ING DiBa eingeführt wurde. Die Mehrheit neuer Kunde mache immer noch das Postidentverfahren. Logisch sei dies nicht, sich in die Warteschlange am Postschalter zu stellen. Das Kundenverhalten entwickle sich nicht synchron zum Produktangebot. „Wieso sollte ich mich in eine Schlange stellen fürs Postidentverfahren? Das ist doch gar nicht logisch.“
Vogelsang erteilt Einzahlautomaten eine Absage. So lässt ihn die Frage unberührt, dass die Haspa ihre Kunden noch immer zwingt, an Werktagen zu Öffnungszeiten in die Schalterhallen zu kommen. „Bei der Euroeinführung haben wir einmal von Einzahlautomaten Gebrauch gemacht. Damals machte das Sinn.“ Heute sei dies als eine Übergangstechnologie zu sehen. Vogelsang will zwar den Weg in die Bankfiliale durchaus auch ersetzen, aber nicht unmöglich machen. „Es gibt eben Situationen, in denen man den Menschen auch kennenlernen möchte. Wir bleiben ‚human beings‘, brauchen Emotionen und Empathie.“
Vogelsang denkt über die Mitarbeiter nach: Viele hätten für sich persönlich schon längst die Möglichkeiten realisiert, über das Internet die nächste Urlaubsreise zu buchen. Diese Akzeptanz der neuen Technologien sei nicht auch automatisch an den Arbeitsplätzen gegeben.
Keese illustriert die unterschiedlichen Mentalitäten in Amerika und in Europa. „Ihr seid wahnsinnig gründlich in Europa, aber wir stehen schneller wieder auf“, so würden Amerikaner sprechen, berichtet Keese. Die Amerikaner hätten es auf dem Weg zum Mond eben hingenommen, dass mehrfach Raketen auf dem Boden schon explodieren. Der Weg wurde aber konsequent zu Ende beschritten. PayPal wolle Intuition auf allen Ebenen gelten lasse. „Wir wollen gar nicht das Terminalgeschäft der Banken angreifen. Wir wollen gar nicht nur mobiles Zahlen realisieren, sondern da sein, wo sich der Kunde bewegt.“ Für den Konsumenten werden sich die Veränderungen an vielen Stellen auswirken. Eine Gefahr für etablierte Banken bestehe darin zu unterschätzen, wieviel Gold für die FinTechs auf der Straße liegt.
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