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Tony Robbins‘ Money

Von Dr. Oliver Everling | 9.November 2015

Mit seinen motivierenden Reden verdiente der Amerikaner Tony Robbins schon als junger Mann eine Menge Geld. Seine Lehren sind einfach und überzeugend, wie beispielsweise in seinem Buch „Awaken The Giant Within: How to Take Immediate Control of Your Mental, Emotional, Physical and Financial Life“. Die Quintessenz dieses Buches ist, dass nur derjenige kaum Hoffnungen hat, der lediglich seine Hände zum Gebet faltet und auf bessere Umstände hofft, aber selbst nicht zur Tat schreitet und aktiv wird. „Take action!“, so die Botschaft dieses Erfolgsbuches. In seinem neuesten Buch „Money“ geht es nicht um Tony Robbins Geld oder seine autobiografische Erfolgsgeschichte, sondern darum, wie jedermann sein Geld schützen kann.

Das Trauma der Finanzkrise, die nicht nur Finanzkonzerne ins Taumeln brachte, sondern auch die Unfähigkeit der Mehrheit der amerikanischen Bürger bewies, ihre eigene Finanzen, insbesondere auch private Verschuldung zu kontrollieren, veranlasste Robbins nun zu diesem fast „monunmental“ zu nennenden Werk: Money: Die 7 einfachen Schritte zur finanziellen Freiheit“. Der Bestseller aus den USA wurde ins Deutsche übersetzt und im FinanzBuch Verlag veröffentlicht (ISBN Print 978-3-89879-914-0).

Robbins greift eine Reihe von Mythen auf, denen gutgläubige Anleger immer wieder aufsitzen: „Investieren Sie in unsere Fonds, wir schlagen den Markt!“ „Unsere Gebühren? Die fallen doch gar nicht ins Gewicht!“ „Unsere Renditen? Sie erhalten, was hier steht.“ „Ich bin Ihr Finanzmakler und dazu da, Ihnen zu helfen.“ „Ich hasse Rentenpolicen, und Sie sollten das auch.“ „Wenn Sie hohe Renditen wollen, müssen Sie hohe Risiken eingehen!“

Zum Beispiel „Die Lügen, die wir uns selbst einreden“: Immer wieder fallen Sparer Alchemisten zum Opfer, die angebliche Geheimlehren der Reichen weitergeben und schnellen Reichtum versprechen. So ist es nach den Lehren dieser Geschäftemacher eine Lüge, dass es keine mühelose Abkürzung zum Reichtum gebe. Man brauche nur einige esoterische Regeln zu befolgen. Robbins legt diesen Finanzquacksalbern ihr Handwerk.

Robbins nutzt seine Reputation und seinen Bekanntheitsgrad in den USA, um höchst persönlich mit den allerbesten Investoren zusammenzutreffen, mit diesen Gespräche zu führen und ihre Anlagestrategien zusammenzufassen. Allein die Erwähnung dieser Namen weckt die Neugier mancher Amerikaner und lässt sie zum Buch von Robbins greifen: Carl Icahn, David Swensen, John C. Bogle, Paul Tudor Jones, Ray Dalio, Mary Callahan Erdoes, T. Boone Pickens, Kyle Bass, Marc Faber, Charles Schwab, Sir John Templeton, allesamt Milliardäre, gehören zur amerikanischen Elite der Investoren, zu denen Robbins mit seinem Buch einen Zugang eröffnet. Aber selbst das „Orakel von Omaha“, wie Warren Buffett in den USA genannt wird, dürfte trotz seines Status als möglicherweise zumindest zeitweilig reichstem Mann der Welt immer noch vielen deutschen Lesern wenig bekannt sein.

Deutsche Leser dürften weniger „elektrisiert“ reagieren, wenn sie diese Erfolgsgeschichten lesen, und sich weniger zur Nachahmung aufgerufen fühlen. Daher finden in Deutschland alternativ auch Titel wie „Der aktuelle Hartz IV-Ratgeber: Mehr Geld – höhere Zuschüsse; So stellen Sie den Antrag richtig“ das Interesse von Lesern.

„Wenn Sie heute die Finanznachrichten im Fernsehen einschalten,“ warnt Robbins, „werden Sie feststellen, dass es sich weniger um Nachrichten und mehr um Sensationalismus handelt. Quatschköpfe führen eifrige Debatten, sogenannte Stockpicker (Anleger in Einzelaktien) preisen marktschreierisch ihre angeblich heißesten Aktientipps an und dazu ertönen dramatische Hintergrundeffekte einschließlich dem Rattern einer vollen Registrierkasse.“ Reporter würden „Live-Szenen vom Börsenparkett“ filmen und damit dem System dienen, das von den Werbekunden finanziert wird, um das Gefühl zu vermitteln, „wir würden etwas verpassen! Wenn wir nur den ganz heißen Tipp hätten!“ Wenn wir nur den nächsten „Muss-ich-haben“-Investmentfonds kennen würden, der garantiert der neue 5-Sterne-Komet am Börsenhimmel sein wird. Die Ratingagentur Morningstar klassifiziert bekantlich Investmentfonds auf einer Skala von 1 bis 5 Sternen.

Was ist mit Anleihen, fragt Robbins, mit denen sich bessere Renditen erzielen lassen, als mit der guten alten US-Schatzanleihe? Anders als andere Autoren, die nach der Finanzkrise schnell ihre Bücher über die Verfehlungen u.a. auch der Ratingagenturen veröffentlichten, stimmt Robbins nicht in die Schelte der Ratingagenturen ein, sondern sieht in den Ratingagenturen nach wie vor – oder zumindest wieder – eine verlässliche Informationsquelle für Anleger: „Wenn Sie wissen wollen, wie die verschiedenen Anleihetypen bewertet werden, konsultieren Sie die Bewertungen der Ratingagenturen, die diese Papiere je nach Risiko in verschiedene Kategorien einstufen. Es gibt mehrere international anerkannte Ratingagenturen, darunter Moody’s, Fitch Ratings und Standard & Poor’s, die bestimmte Formeln anwenden, um die Kreditwürdigkeit der verschiedenen Emittenten zu bewerten.

S&P’s verwende ein Bewertungssystem, schreibt Robbins, das sich in die zwei Kategorien „Investitionsgrad“ (von AAA, der höchsten Bewertung der Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens oder eines Landes, bis BBB) und „spekulativer Grad“ unterteile (weitere Stufen, die bis D reichen, was bedeutet, dass der Emittent bereits zahlungsunfähig ist). „Je niedriger die Bewertungsstufe, desto riskanter die Anleihe und desto höher die Zinsen, die der Emittent dem Investor als Ausgleich für das höhere Risiko eines Zahlungsausfalls zahlen muss. Das Rating der sogenannten Hochertragsanleihen, zuvor auch als Schrottanleihen oder Junkbonds bezeichnet, liegt unterhalb der Stufe BBB und macht sie damit zu spekulativen Anleihen.“

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