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Bau bleibt Problembranche in Frankreich
Von Dr. Oliver Everling | 3.Dezember 2015
Nach langer Stagnation zeigt die Baubranche in Europa Zeichen der Erholung. Auch in Frankreich kommt langsam das Vertrauen zurück. Aber: Der Bau ist die einzige der 14 von Coface regemäßig untersuchten Branchen mit der Bewertung „sehr hohes Risiko“. Ein Drittel aller Insolvenzen entstanden am Bau. Insgesamt bleibt das Insolvenzniveau in Frankreich hoch: Über 61.000 Unternehmen mussten binnen eines Jahres bis Ende Oktober 2015 insolvenzbedingt schließen. Eine leichte Entspannung ist aber erkennbar.
Die Neubauten und Verkäufe von Immobilien stiegen im Jahresvergleich zum Ende September um 1,4 Prozent und im zweiten Quartal 2015 um 9,3 Prozent. Trotz dieser leichten Besserung bleibt die Dynamik der Branche unter dem Vorkrisenniveau zurück. Die Nachfrage der privaten Haushalte bleibt verhalten, hauptsächlich wegen der hohen Immobilienpreise und dem schwachen Arbeitsmarkt.
32,6 Prozent der Insolvenzen in Frankreich entfallen auf die Baubranche. Dabei macht sie nur 18 Prozent der Bruttowertschöpfung aus. Während die kleinen Firmen am härtesten von der Krise 2008 getroffen wurden, schlug die Wachstumsschwäche 2012 und 2013 besonders auf die mittleren Unternehmen durch. Trotz einer Verbesserung, die im Mai begann, bis Oktober anhielt und die Insolvenzen um 4,4 Prozent zurückgehen ließ, haben einige Bereiche weiter Probleme. Dies betrifft Dachgewerke (plus 3,4 Prozent) und den Hausbau (plus 1,1 Prozent) ebenso wie das Maurerhandwerk (plus 1,3 Prozent). Besonders kritisch ist die Entwicklung im Großraum Paris, wo die Insolvenzen um 20 Prozent zunahmen. „Im Kontext niedrigerer öffentlicher Ausgaben wird die Auslastung der Hoch- und Tiefbaufirmen weiter sinken. 2016 wird daher eher ein Jahr der Stabilisierung denn der wirklichen Erholung werden“, meint Coface-Economist Guillaume Baqué.
Zum Ende Oktober 2015 lag die Zahl der Insolvenzen mit 61.150 Unternehmen um 4,8 Prozent unter dem Vorjahreswert. Allerdings ist das Niveau verglichen mit den durchschnittlich 46.000 Unternehmen, die zwischen 2000 und 2006 aufgeben mussten, noch hoch. Zwischen 2005 und 2013 war die Gesamtzahl der tätigen Unternehmen aber auch um 31 Prozent gestiegen. Daher ist die Insolvenzrate, bei der die Anzahl der Insolvenzen auf die Anzahl der Unternehmen bezogen wird, gleich geblieben: Sie betrug 1,41 Prozent im Jahr 2013 und 1,42 Prozent 2005. Die Entspannung zeigt sich auch in der Summe der ausstehenden Forderungen der Lieferanten. Sie belief sich Ende Oktober 2015 auf 3,6 Milliarden Euro. Das sind immerhin 20 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der durchschnittliche Umsatz der insolvent geworden Unternehmen betrug 578.000 Euro, das sind 3,2 Prozent weniger.
„Die Erholung ist spürbar, aber noch fragil“, sagt Paul Chollet, der bei Coface verantwortlich ist für Branchen- und Insolvenzstudien, mit Blick auf die Gesamtwirtschaft. „Die Konsumnachfrage ist noch nicht so stark, um die Unternehmen zu Ausweitungen ihrer Produktion zu bewegen. Sieben Jahre nach der Lehmann-Krise werden hauptsächlich Ersatzinvestitionen getätigt. Angesichts dieser Schwächen ist es unerlässlich, dass die Unternehmen die makroökonomischen und die Branchenentwicklungen genau verfolgen, um die Risiken für ihre Geschäfte frühzeitig zu erkennen.“
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