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D&B sieht weltweite Ratingtalfahrt
Von Dr. Oliver Everling | 24.Februar 2009
Laut einer Studie des international tätigen Wirtschaftsinformationsdienstes D&B wird 2009 keine Region der Erde von den Folgen der Krise verschont bleiben. Allein in den letzten sechs Monaten stuften die Risikoexperten von D&B die Ratings für 49 Länder herunter. Die internationale Finanzkrise bestimmt die derzeitigen Risikoprognosen viel stärker als jeder andere Risikofaktor seit Beginn der 1990er Jahre – auch wenn die Anfälligkeit von Land zu Land unterschiedlich groß sein wird.
Bei den stärksten Industrienationen gehen die D&B Experten zurzeit davon aus, dass in fünf der G7-Staaten die Wirtschaft 2009 schrumpfen wird. Die einzigen Ausnahmen werden Frankreich und Kanada sein. Auch in weiteren Industrieländern, darunter Dänemark, Irland, Schweden und Spanien, wird es einen Wirtschaftsrückgang geben. Diese schwierigen ökonomischen Bedingungen werden den Handel weltweit beeinträchtigen: Zahlungsverzögerungen und Unternehmensinsolvenzen werden mit großer Wahrscheinlichkeit zunehmen. Zum einen wird es für Unternehmen schwieriger, Kredite zu erhalten, um Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Zum anderen wird sich ein reeller Rückgang der Nachfrage in den Auftragsbüchern der Unternehmen bemerkbar machen. Handelskredite werden seltener gewährt, weil Unternehmen Bedenken aufgrund der Ausfallrisiken haben und Kreditversicherer ihre Bedingungen verschärfen.
Die einzelnen Wirtschaften werden jedoch durch die Finanzkrise sehr unterschiedlich belastet. Am Anfang der Krise standen der Zusammenbruch des Immobilienmarktes und das damit einhergehende Erstarren der Kapitalmärkte, zunächst nur bei hypothekarisch besicherten Anleihen, dann aber auch bei strukturierten Wertpapieren und Krediten allgemein. Als Folge davon sind Volkswirtschaften, deren jüngstes Wachstum durch wachsende Immobilienvermögen und kreditfinanzierte Konsumausgaben gestärkt wurde, der Krise direkt ausgesetzt: Australien, Großbritannien, Irland, Spanien und die USA gehören zu dieser Gruppe. Im Gegensatz dazu gibt es Länder, in denen diese Faktoren eine geringere Rolle spielen und die Krise auf anderen Wegen Einzug gehalten hat: Dazu gehören Deutschland, Italien, Japan, Österreich und die Schweiz. Das Wachstum dieser Länder ist vom Export abhängig. Sie haben deshalb indirekt unter dem Rückgang der Nachfrage in anderen Industrienationen und in Schwellenländern zu leiden. Besonders Japan wird von der fallenden Nachfrage sowohl in neuen Märkten als auch in Industrieländern betroffen sein, da es von beiden Exportmärkten stark abhängig ist.
D&B geht davon aus, dass strukturelle [Ä]nderungen in der ersten Gruppe der direkt betroffenen Länder dringender notwendig sein werden. Das gilt vor allem für diejenigen Länder, die sich die leichtfertige Vergabe von Krediten abgewöhnen und sich vom starken Einfluss des Finanzsektors auf Wachstum, Arbeitsmarkt und Steuereinnahmen befreien müssen. In der zweiten Gruppe von Ländern erscheint es dagegen wahrscheinlicher, dass sich das Vertrauen der Konsumenten wieder erholen wird, da hier die Verfügbarkeit und die Bedingungen von Krediten die Ausgaben der Haushalte nie entscheidend beeinflusst haben. Der starke Rückgang der Preise für Gebrauchsgüter, der mit der aktuellen weltweiten Rezession einhergeht, wird sich sogar in Form eines höheren verfügbaren Einkommens bemerkbar machen. D&B erwartet, dass beide Gruppen im Laufe des Jahres 2009 einen gravierenden Wirtschaftsrückgang erfahren werden, wobei sich die erste Gruppe wahrscheinlich deutlich langsamer erholen wird als die zweite. Allerdings wird das exportabhängige Japan wahrscheinlich eine noch dramatischere Rezession erfahren als Europa.
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