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Unbeliebter Konjunkturzyklus
Von Dr. Oliver Everling | 20.Juni 2016
„Seit sechs Jahren erleben wir nun einen der langanhaltendsten, aber zugleich auch unbeliebtesten Konjunkturzyklen der Geschichte“, schreibt James Swanson, MFS Chief Investment Strategist. „Die Märkte haben eine größere Fähigkeit bewiesen, die Effekte der globalen Finanzkrise zu überwinden, als es die Öffentlichkeit vermochte.“ Warum ist das so? Wenn man den Experten zugehört hat, konnte man den Eindruck gewinnen, dass die Märkte von nichts als heißer Luft und Zentralbankliquidität getragen wurden. „Doch dies trifft die Wahrheit nicht im Entferntesten“, warnt Swanson. „Tatsächlich haben die Unternehmensgewinne den Märkten zu neuen Höchstständen verholfen. Seit seinem Tiefststand Anfang 2009 hat sich der Wert des S&P 500 verdreifacht. Und es ist dabei kein Zufall, dass sich die Gewinne der S&P Unternehmen ebenfalls verdreifacht haben.“
Die Gewinne der großen multinationalen Unternehmen – wie etwa derjenigen im S&P – wurden nach Ansicht von Swanson getrieben durch den produktiven Einsatz von Arbeit und Kapital, einem schnellen Kapitalumschlag, geringen Energiekosten – und zugegebenermaßen auch durch historisch niedrige Kapitalkosten aufgrund der expansiven Zentralbankpolitik.
„In den letzten Monaten allerdings haben die Gewinne zunehmend nachgelassen und mit ihnen auch mein Vertrauen in den Aufwärtstrend der Märkte. Der Druck auf die Gewinne und Einnahmen kommt scheinbar aus zwei Richtungen. Erstens durch den Überschuss an weltweiter Produktionskapazität,“ unterstreicht Swanson, „vor allem in China. In den Industriestaaten reagiert die Produktion schneller auf eine geänderte Nachfragesituation. In China dagegen reagiert die Nachfrage aufgrund der dortigen politischen Gegebenheiten nicht so zügig. Die Überkapazitäten in der Weltwirtschaft reduzieren aber nicht nur die Preisgestaltungsmacht chinesischer Unternehmen sondern der Unternehmen weltweit.“
Der zweite Faktor, der die Gewinne nach Ansicht von Swanson schwächt, ist die zurückhaltende Verbrauchernachfrage. Er hatte erwartet, dass die „Energiedividende“ aufgrund der gesunkenen Gas- und Energiekosten, sich in einer höheren Nachfrage in den Industrieländern niederschlagen wird. Stattdessen zeigte sich bereits, dass ein signifikanter Anteil der Energiedividende angespart wird und nicht zurück in die Wirtschaft fließt. Gleichzeitig fangen die Energiekosten an zu steigen, wodurch die Verbrauchernachfrage langfristig unter Druck geraten dürfte. Dies könnte das Umsatzwachstum einiger Unternehmen zusätzlich beeinträchtigen.
Dieses ausbleibende Umsatzwachstum hat zu sinkenden Investitionen der großen, global tätigen Unternehmen geführt. „Dies ist meines Erachtens ein besorgniserregendes Zeichen, da Investitionen die Antriebskraft für Arbeitsplätze und Profite sind“, so
Swanson.
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