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Daten sind der Zins von morgen

Von Dr. Oliver Everling | 30.Juni 2016

Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverband e.V. erteilt einer europäischen Börse mit Sitz in London eine klare Absage. „Es wäre verkehrt, die Briten jetzt für ihre Entscheidung abzustrafen“, macht Fahrenschon klar. Aber eine Fusion der Deutschen Börse mit Verlegung des Sitzes nach London sei nach der Entscheidung der Briten undenkbar. Fahrenschon will den Umzug der European Banking Authority von London in die Europäische Union nutzen, um auch die Bankenaufsicht neu zu ordnen.

Fahrenschon spricht auf dem 14. Internationalen Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung in Frankfurt am Main. „Am Ende sind wir Retailer doch der ganz besondere Transmissionsriemen, der im Kleinen und vor Ort tätig ist, aber ganze Volkswirtschaften betrifft.“

„Lohnt sich in dieser Welt Retail-Banking überhaupt noch?“ Fahrenschon schont nicht, unbequeme Fragen anzusprechen. „Unsere privaten Kunden schirmen wir vor den Negativzinsen ab. Wir wissen, dass es ein Signal für den kompletten deutschen Finanzmarkt wäre. Sehr schnell würden sich erhebliche Anlagevolumina bewegen.“ Aus der Politik der Wirtschaft ein Paradoxon zu erklären, sei eine besondere Herausforderung. Fahrenschon unterstreicht daher, dass es eine große Leistung der deutschen Kreditwirtschaft sein, die Verunsicherung der Kunden abzuwenden.

„Ich kann nur hoffen, dass alle Akteure der Geldpolitik über die eintretenden Effekte im Klaren sind“, warnt Fahrenschon, wenn doch Institute gezwungen sein würden, die sie belastenden Negativzinsen an ihre Kunden weiterzugeben und damit eine Kettenreaktion auslösen.

Fahrenschon lässt den Blick auf andere Branchen schweifen. Die Medienwelt, die jahrelang kostenlos Inhalte in den neuen Medien angeboten hat, sucht nun mühsam den Weg zurück zu Bezahlmodellen. Fahrenschon ruft daher dazu auf, kostenintensive Bankleistungen der Kontofühürung auch mit entsprechenden Entgelten zu versehen.

„Daten sind der Zins von morgen“, sagt Fahrenschon. Es gehe aber nicht darum, Daten an Dritte zu verkaufen, sondern den großen Datenpool, über den die Sparkassen ohnehin verfügen, für kundengerechte Produkte zu nutzen. „Über Nacht werden wir Zahlungen von Handy zu Handy ermöglichen. Hier arbeiten wir mit den Volksbanken und Raiffeisenbanken zusammen.“ Schon bald werde jeder Sparkassenkunde auch zu jeder anderen Bank mit seinem Handy überweisen können. „Wir wollen es nicht zulassen, dass sich Dritte zwischen uns und unsere Kunden schieben“, macht Fahrenschon klar. 

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