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Zielke sagt Bankenumbruch voraus
Von Dr. Oliver Everling | 31.August 2016
„Haben wir wirklich einen Umbruch bei den Banken gesehen? So richtig haben wir den nicht gesehen“, sagt Martin Zielke von der Commerzbank auf der 21. Handelsblatt Jahrestagung „Banken im Umbruch“. Dies sagt er auf einer Veranstaltung, die schon seit zwei Jahrzehnten den Umbruch in der deutschen und europäischen Bankenwelt thematisiert.
„Der Umbruch, der im Moment stattfindet, ist jetzt brutal“, sagt Zielke. „Banken haben den digitalen Zug im Grunde verpasst. Das halte ich für falsch. Entscheidend ist nicht, wer als erster abfährt, sondern, wer als erster ins Ziel kommt.“
Der Blick auf den Zahlungsverkehr zeigt, dass Paypal vom gesamten Zahlungsverkehr nur rund 2 % ausmacht. Das Potential der etablierten Banken, die Entwicklungen zu nutzen, werde deutlich unterschätzt. „Ich finde das gar nicht schlecht, unterschätzt zu werden“, sagt Zielke.
„Wir können sehr schnell entscheiden, ob wir übernehmen oder kooperieren oder selbst aufbauen wollen“, meint Zielke. Die Hürden im Bankgeschäft seien sehr hoch. Die etablierten Banken hätten gelernt, damit umzugehen. Zielke ruft die Bankwirtschaft dazu auf, die Entwicklung selbst zu gestalten.
Ein Bankprodukt solle ebenso schnell geliefert werden können wie der Download eines Buches bei amazon. Zielke erinnert daran, dass man auch bei amazon noch vor zehn Jahren zwei Wochen auf Lieferungen warten musste.
Bei der Commerzbank sei es inzwischen möglich, innerhalb von sieben Minuten ein Konto zu eröffnen. „Wer Filialen zumacht, wächst nicht“, zitiert Zielke den CEO von Wells Fargo, John Stumpf. Zielke zeigt eine Filiale in Stuttgart, die binnen Jahresfrist eine Million Besucher verzeichnete. Rund 90 % de Kontoeröffnungen finden in den Filialen statt.
Zielke räumt ein, dass sich die Rolle der Filialen deutlich verändern werde. „Attraktive Service- und Beratungszentren“ zu schaffen, das sei das Ziel. Das neue Filialkonzept sei offen, modern und auf das Wesentliche konzentriert. Es gehe um den Mehrwert durch persönlichen Service und Beratung. Zielke zeigt einen Werbespott der Commbank aus Australien und streicht die Bedeutung des persönlichen Gesprächs und der Begegnung heraus.
„Natürlich benötigen wir vollständig digitalisierte Prozesse, um schnell und flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren“, sagt Zielke. Ein „weiter so“ sei keine Option. Die Bank müsse immer auf der Höhe der Zeit sein, am besten immer dem Markt einen Schritt voraus. Die Kunden verändern sich auch im Firmenkundenbereich, denn Uternehmen würden immer flexibler und schneller. „Wenn Maschinen eigenständig ihre Nachlieferung bestellen, sollten sie auch in der Lage sein, eigenständig die Rechnung zu bezahlen.“
„Wir ergänzen unsere analogen Filialen um die digitale Welt. „Digilog“ nennt Zielke das. Kunden erwarten eine einfache, innovative Online-Anwendung. Einfache Apps bis komplexe Problemlösungen stehen gleichermaßen auf Zielkes Agenda.
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