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Aktiv oder „passiv“ gegen Risiken?

Von Dr. Oliver Everling | 21.November 2016

Gemäß den Ergebnissen der 2016 MFS® Active Management Sentiment-Studie dominieren aktiv gemanagte Strategien weiterhin die Investmentportfolios und das Vertrauen in aktives Management bleibt stark. In Übereinstimmung mit Anlegern auf der ganzen Welt haben professionelle Anleger in Deutschland sich bei fast drei Viertel ihrer gesamten verwalteten Vermögenswerte für aktiv gemanagte Strategien entschieden. Mehr als 6 von 10 befragten Deutschen haben Vertrauen in aktives Management. Die Studie, die von der Forschungsfirma CoreData Research im August 2016 durchgeführt wurde, basiert auf Meinungen und Einschätzungen von 345 institutionellen Anlegern und Dachfondsmanagern weltweit, einschließlich 45 professionellen Anlegern in Deutschland.

„Obwohl die Geldflüsse in passive Strategien in den letzten Jahren zugenommen haben, haben Anleger keinesfalls aktive Strategien aufgegeben“, sagt Lars Detlefs, Geschäftsführer bei MFS. „Wir sehen heute weiterhin eine starke Ausrichtung auf aktives Management. Die Ergebnisse zeigen auch, dass dieser Trend weiter anhält, da viele Anleger glauben, dass die Kapitalmärkte in den nächsten Jahren turbulenter werden.“

In Übereinstimmung mit Befragten weltweit sind 8 von 10 der deutschen professionellen Anleger zumindest leicht besorgt über einen drohenden Einbruch der Aktienmärkte in den nächsten 12 Monaten und drei Viertel der deutschen Befragten geben an, dass der Kapitalschutz in fallenden Märkten zu den wesentlichen Kriterien bei der Auswahl aktiver Manager gehört. Darüber hinaus ist die Hälfte der deutschen Umfrageteilnehmer der Ansicht, dass aktives Management ein wesentlich besseres Risikomanagement im Vergleich zu passiven Anlagemöglichkeiten bietet. Und 46 % glauben, dass aktiv gemanagte Strategien besser geeignet sind, das Abwärtsrisiko in einem Portfolio während eines Baissemarkts zu verringern. Diese Einschätzung basiert auf Erfahrungswerten. Während der letzten 25 Jahre hat das Top-Quartil der aktiven Manager von globalen Strategien in fallenden Märkten 7,6 % an Überrendite erwirtschaftet.

Obwohl Anleger erwarten, dass aktive Manager in volatilen Märkten Kapitalerhalt bieten, hat kurzfristiger Druck dazu geführt, dass die ‚Jagd nach Performance‘ zugenommen hat. Unter den befragten deutschen professionellen Anlegern schauen 70 % auf den Track Record von fünf Jahren oder mehr beim Mandatieren von Asset Managern. Jedoch geben zwei Drittel der Befragten zugleich an, dass sie die Suche nach einem neuen Manager nach nur drei Jahren unterdurchschnittlicher Leistung beginnen werden.

Laut der befragten professionellen Anleger in Deutschland dauert ein ganzer Marktzyklus etwa 6,2 Jahre. Und 87 % dieser Befragten stimmen überein, dass längere Anlagezeiträume eine bessere Grundlage bilden, um zwischen Können und Glück zu unterscheiden. Wenn es jedoch um die Messung des Erfolgs ihrer Investments geht, konzentrieren sich 38 % der Befragten auf die Ein- oder Dreijahres-Performance.

Deutsche professionelle Anleger werden zunehmend dazu gezwungen, in allen Marktphasen positive Renditen zu erzielen. Zwei Drittel der deutschen befragten Umfrageteilnehmer geben an, dass ihre Organisation von ihnen erwartet, dass sie entweder über ein oder drei Jahre positive Renditen erzielen. Und 8 von 10 sagen aus, dass sie die Anlage-Performance ihrer externen Assetmanager entweder auf einer täglichen, monatlichen oder vierteljährlichen Basis überprüfen.

„Es ist erstaunlich, dass Anleger, deren Zeithorizonte Jahrzehnte betragen, die Performance ihrer Manager über Zeiträume von drei Monaten oder weniger beurteilen“, sagt Andrea Baron, Geschäftsführer bei MFS. „Diese kurzfristige Mentalität ist allgegenwärtig und einer der Hauptgründe, warum Anleger damit kämpfen, ihre Renditeziele zu erreichen.“

Da das globale Wachstum durch hohe Schulden in den entwickelten Märkten und eine „lower-for-longer“-Ausrichtung der Zentralbanken behindert wird, gibt es einen starken Konsens, dass durchschnittliche jährliche Benchmark-Renditen auf absehbare Zeit niedriger als ihre historischen Durchschnittswerte ausfallen werden. Nur 4 von 10 der befragten deutschen Anleger geben an, dass sie optimistisch bezüglich der Aussichten für die deutsche Volkswirtschaft sind. Und 86 % der deutschen professionellen Anleger machen sich sowohl über negative Zinssätze als auch über wachsende Staatsdefizite Sorgen. Die Anleger haben ihre Erwartungen gedämpft, dass sie die historischen Renditen erreichen würden, auf denen ihre Ziele basieren. Nur die Hälfte der in Deutschland befragten professionellen Anleger sind davon überzeugt, dass sie in den nächsten drei Jahren eine erwartete jährliche Rendite von 6 % erzielen werden. Das wird zu einem zusätzlichen Fokus auf Überrenditen führen.

„Da Wachstumsprognosen im Allgemeinen niedriger sein werden als historische Durchschnittswerte, zeigen professionelle Anleger nur wenig Vertrauen in die Erfüllung ihrer Zielrenditen“, sagt Detlefs. „Erwartete Renditen werden dazu verwendet, zukünftige Verbindlichkeiten für Pensionszahlungen, langfristige Sparziele und Anlageziele zu planen. In einer Situation niedrigen Wachstums ist die Generierung von Alpha kritisch für Anleger, um langfristige Bedürfnisse zu erfüllen.“

„Dass Privatanleger teure aktiv gemanagte Fonds statt kostengünstiger Indexfonds vermittelt bekommen ist, ja nicht weiter verwunderlich,“ kommentiert Dr. Michael Ritzau, Honorarberater und Autor des Buches „Die große Fondslüge„, „weil nur erstere Provisionen an die Vermittler zahlen. Dass allerdings auch professionelle Anleger 75% Ihrer Anlagen in aktiv gemanagten Strategien halten ist schon eher verwunderlich, denn rational lässt sich das nicht begründen. Auf den ersten Blick ist die These, dass aktive Manager in fallenden Märkten besser als der Index sind zwar plausibel. Leider sagen die Fakten aber etwas völlig anderes: Im schlechte Aktienjahr 2011 z.B. haben die mehr als 1500 Fonds der Morningstar-Kategorie globale Aktien im Schnitt 8,2% verloren.“

Ihr Referenzindex, der MSCI World gab gerade einmal 2,4% nach, hebt Ritzau hervor und fügt hinzu: „Und auch bei den ‚besten‘ Fonds ergibt sich kein rosigeres Bild. So haben die 26 ‚stark überdurchschnittlichen‘ globalen Aktien-Fonds aus Finanztest 12/2007 im Crashjahr 2008 im Schnitt noch knapp 4,2% zusätzliche Verluste auf den Index generiert, 2011 sogar über 8,5%. Sicher, es handelt sich hier um Publikumsfonds für Privatanleger. Aber bei Spezialfonds für professionelle Anleger gelten die gleichen Grundsätze, die Nobelpreisträger William Sharpe in seinem Artikel ‚Die Arithmetik des aktiven Managements‘ schon 1990 klargestellt hat. Ritzau zitiert Sharpe: *Nach Abzug der Kosten muss die Rendite des durchschnittlichen aktiv gemanagten Dollars geringer sein als die Rendite auf des durchschnittlichen passiv verwalteten Dollars! Dies gilt für jede Zeitperiode.“  Laut Sharpe ist es: „mathematisch unausweichlich, dass aktives gemanagtes Geld im Schnitt auch im Crash schlechtere Renditen als passiv gemanagtes liefern muss“.

In der aktuellen Situation müssen Anleger das dreifache Risiko eingehen – verglichen mit vor 20 Jahren – um die gleichen Renditen zu erzielen, gemäß einer aktuellen Untersuchung von Callan Associates. Nur vor diesem Hintergrund ist zu verstehen, dass 7 von 10 deutschen befragten Umfrageteilnehmern sagen, dass ein gutes Risikomanagement einer der wichtigsten Faktoren bei der Auswahl eines aktiven Managers sei.

„Anleger sollten sich auf das konzentrieren, was sie kontrollieren können: Vermögensallokation, langfristige Planung und Suche – sowie Beibehaltung – von Managern, die das Risiko während des ganzen Marktzyklus verwalten können“, sagt Baron. „Zeit kann ein Asset sein, solange Anleger Störfaktoren herausfiltern und sich auf langfristiges Anlegen anstelle von kurzfristigem Handel konzentrieren.

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