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FERI im 30. Jahr
Von Dr. Oliver Everling | 9.März 2017
Rechtzeitig zum 30jährigen Jubiläum erreicht die FERI als ein führendes Investmenthaus ein betreutes Vermögen von über 30 Mrd. €, aktuell 31,5 Mrd. €. Arnd Thorn, Vorsitzender des Vorstands der FERI AG, berichtet zum Jahrespressegespräch über die Entwicklung der Gesellschaft. Trotz Veräußerung der FERI EuroRating Services AG seien die Gesamterträge bei 129 Mio. €. Im Herbst 1987 wurde die FERI in einem schwierigen Jahr gegründet, erinnert sei an den 19. Oktober, der als „Schwarzer Montag“ mit seinem Börsenkrach (mehr als 20 % Kurseinbruch an einem Tag) in die Geschichte einging. Investment Research, Management und Consulting sind heute neben der Fondsverwaltung die Säulen der FERI.
Studien sehen einen radikalen Umbruch voraus, der Chancen und Risiken für die Marktteilnehmer beinhalte. Der Verdrängungswettbewerb hält an, es kommt der Druck neuer Technologien und Regulierung hinzu. Die strategische Agenda 2017 ist daher durch anorganisches Wachstum durch kleinere Akquisitionen, Etablierung der Marke FERI Cognitive Finance Institute sowie sein Ausbau der Positionierung als THink Tank und Kommunikationsplattform, Platzierung der Real Asset Angebote der FEREAL AG sowie Ausbau innovativer Themen und Strategischer Konzepte, z.B. Vermögensschutz, Vermögenspsychologie und Nachhaltigkeitsthemen neben der Umsetzung regulatorischer Anforderungen (z.B. MiFID II) gekennzeichnet. Anhaltende systemische Risiken machen das Kapitalmarktumfeld nach wie vor schwierig.
Dr. Heinz-Werner Rapp, Vorstand und CIO der FERI Gruppe und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute, erinnert an die Überraschungen 2016, darunter Brexit und Trump. Die Aktienmärkte waren 2016 besser als erwartet, trotz anhaltender Konjunkturenttäuschung. „Wir haben richtig das Enttäuschungspotential gesehen“, stellt Rapp fest.
„Zinswende und Inflation waren vor einem Jahr noch nicht in aller Munde“, errinnert Rapp und freut sich, dass die FERI beides bereits vor einem Jahr kommen sah. „Das monetäre Szenario verändert sich, das sieht man insbesondere, wenn zu den USA hinüberschaut.“ Die FED gehe weiterhin mit ihrer Zinswende durch. Europa, Japan USA, China sieht Rapp „durchaus freundlich“, EmMa nach wie vor mit Problemen behaftet. Die „Trumponomics“ wecken offenbar Hoffnungen.
Axel Angermann, Chefvolkswirt der FERI, hofft auf einen deutlichen Wachstumsschub für die USA, wenn die Senkung der Unternehmenssteuern, Infrastrukturinvestitionen und Protektionismus mit moderater Dollaraufwertung, erwartungskonformen Zinsschritten der FED uund ohne gravierende Störungen des weltweiten Handels einhergehen. Deutliche Dollaraufwertung, steigende Inflation infolge höherer Löhne, aktivere FED-Politik, negative Auswirkungen auf China und Zweitrundenffekte auf EmGa sowie Gegennmaßnahmen anderer Länderkönnten dagegen in einer Rezession resultieren.
Nach einem starken Aufschwung in 2018 gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen Abschwung. „Klassische Konjunkturtheorie und -praxis“, sagt Angermann. Ein Wachstumsschub würde einen Ausbruch der Löhne nach oben mit Kapazitätsengpässen zur Folge haben. „Die spannendste Frage ist, wie verhält sich die FED. Eigentlich hat sie keine große Handlungsoptionen. Sie wird die Zinsen stärker anheben müssen, als sie es selbst auf dem Schirm hat.“
Im Unterschied zur FED u.a. sieht die FERI einen stärkeren Anstieg der Leitzinsen voraus und anschließend einen Rückgang. Die FERI verfügt über detaillierte Erkenntnisse über relative Gewinner und Verlierer von US-Protektionismus nach Branchen. Der hohe Anteil der Imprte am Endberbrauch bedeutet massive Belastung der Verbraucher infolge höherer (Import-) Preise in den USA.
„Ob die Wähler von Trump zu den Begünstigten gehören, bleibt durchaus fraglich“, kommentiert Angermann die angekündigte Politik der USA. Höhere Inflationsraten in den USA seien praktisch klar, aber spannend sei die Frage nach der Preissteigerung im Euroraum. Die Kerninflation blieb bisher zu niedrig.
„Angesichts der guten wirtschaftlichen Lage in Spanien sei der Anstieg der Kerninflationsrate in Spanien nicht erstaunlich“, sagt Angermann. In Frankreich und Italien blieb die Inflation jedoch niedrig. Inflation und Inflationserwartungen wurden nicht so erhöht, wie es Draghi ankündigte.
„Draghi hat auch heute klargemacht, dass es bei dem geldpolitischen Großexperiment bleiben wird“, bericht Angermann von den jüngsten Veröffentlichungen der Europäischen Zentralbank. Die Einhaltung des 3%-Kriteriums der Neuverschuldung ist auch bei Niedrigzinspolitik vielfach in Frage gestellt. In der Staatsverschuldung im Euroraum sieht Angermann die Probleme der EZB, die Zinsen anzuheben.
„Die Phse extrem tiefer Zinsen ist beendet“, fügt Rapp hinzu und spricht von einem „Regimewechsel“. Faktor Politik und Populismus könnten beide in eine Richtung gehen, die man sich heute noch gar nicht vorstellen könne. Das bedeute für den einen oder anderen Finanzsystem eine Rechenaufgabe, die schwer einzufangen sein werde.
„Die Knackpunkte im letzten Jahr“, so Rapp, seien im letzten Jahr überwunden worden. Rapp rechnet mit einer Zwischenkorrektur, die „absolut plausibel“ sei. Sehe man von dem politischen Getöse in Europa einmal ab, sei Europa durchaus attraktiv, glaubt Rapp. In Europa findet Rapp Märkte die „underowned“ seien und spricht damit eine klare Sprache. Primär seien die USAKtien teuer. EWU-Aktien sien allerdings ebenfalls auf überkauftem Niveau.
Rapp sieht eine ausgeprägte „Investor Compacency“ bei AKtien und extrem tiefe implizite Volatilitäten. Wer hier auf den Autopiloten setze, könne negativ überrascht werden. Außerdem seien die Wahlen ein Risikofaktor, der sich durchziehe. Frankreich zeige durch die Le Pen-Angst – möglicherweise aber auch schon übertrieben – deutliche Spread-Ausweitung. Latente Risiken sieht Rapp auch bei Italien und Portugal.
Der kräftige Zug der FED am Zinshebel stehe jedem „noch so abstrusen Argument von Draghi“ gegenüber, so Rapp. Viele Marktteilnehmer seien long in Dollar. Eher belastende Faktoren für Schwellenländer seien darüber hinaus mit einzubeziehen. „Wir glauben, dass eine ganze Menge beim britischen Pfund eingepreist ist.“
Die Investmentampel – gültig für die nächsten drei bis sechs Monate – schaltet bei Renten immer noch klar auf Rot. Gold sei vorerst durch US-Zinspolitik leicht belastet, das strategische Szenario bleibe aber intakt. In Deutschland bleibt die FERI bei der positiven Trendprognose. Rapp kommt auf alle wesentlichen Assetklassen zu sprechen.
Die gloablae Wachstumsbelebung werde von den USA angeführt, glaubt Rapp. Die FED sei außerdem Taktgeber für die globale Zinswende. Die weiteren Auswirkungen der „Trumponomics“ seien jedoch schwer abwägbar.
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