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Verkaufen und nicht kaufen
Von Dr. Oliver Everling | 20.April 2017
Ratingagenturen müssen bei ihrem Credit Rating stets auch das Verhalten von Investoren in Aktien im Auge behalten. In seiner neuesten Ausgabe des „Investment Outlook“ analysiert Dieter Wermuth, Head of Macroeconomic Research bei Wermuth Asset Management, die derzeitigen Aussichten für Aktien, Bonds und den Euro-Wechselkurs.
Im Januar riet Wermuth zum Verkauf von Bonds und Kauf von Aktien. Letztere sind seit Anfang des Jahres an den wichtigsten Märkten um 5 bis 10 Prozent gestiegen und sind inzwischen sehr teuer. Deshalb lautet Wermuths aktuelle Empfehlung „verkauft Bonds, kauft keine Aktien“. Gemessen an den Kurs-Gewinnverhältnissen müssten die Unternehmensgewinne erneut stark steigen, um die aktuellen Bewertungen zu rechtfertigen. Das ist nach seiner Meinung in dieser Spätphase des Aufschwungs nicht realistisch.
Außerdem werde die EZB nach dem Sommer allmählich einen Kurswechsel einleiten, also über höhere Leitzinsen zu diskutieren beginnen und so mit einer langen Verzögerung der amerikanischen Notenbank folgen. „Steigende Leitzinsen sind Gift für die Aktienmärkte“, schreibt der Autor der Studie. Allerdings ist nicht erwiesen, dass die guten Absichten der Europäischen Zentralbank über die nächsten Wahltermine, insbesondere die Bundestagswahl, hinausreichen werden. Die Parteien der großen Koalition in Deutschland wie auch in anderen Ländern für Eurozone haben ein massives Interesse daran, bis zur Wahl den Eindruck zu erwecken, die Wirtschaft und die Finanzmärkte hätten sich seit der Finanzkrise stabilisiert und normalisiert.
„Europäische Bonds dürften nach den jüngsten Zahlen für die Verbraucherpreise erst einmal auf der Stelle treten. Noch hat sich der beträchtliche Anstieg der Inflation auf den vorgelagerten Stufen nicht voll auf die Konsumentenpreise ausgewirkt. Da die Kapazitätsauslastung aber weiter zunimmt und die Einfuhrpreise infolge des schwachen Euro kräftig steigen,“ so Wermuth, „ist das nur eine Frage der Zeit. Ein Ausverkauf an den Anleihemärkten wird kaum zu vermeiden sein. Bisher liegen die Renditen weit unter dem Niveau, das angesichts des erfreulichen Wirtschaftswachstums und der Inflationsaussichten zu erwarten ist.“
Euro und Dollar haben ein symbiotisches Verhältnis. Real und handelsgewogen bewegen sich die Wechselkurse seit Jahrzehnten seitwärts – wenn sie stark vom Mittelwert abweichen, also stark aufgewertet oder abgewertet haben, stellt sich früher oder später eine Korrektur ein. Damit rechnet Wermuth erneut: Der Euro wird nach seiner jahrelangen Schwäche wieder aufwerten, der Dollar abwerten.
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