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Thomas Rappold über Peter Thiel

Von Dr. Oliver Everling | 17.September 2017

Wer vor der Bundestagswahl 2017 durch Köln fährt, liest auf Plakaten des FDP-Bundestagskandidaten Reinhard Houben: „In Deutschland steckt mehr, als der Staat zulässt.“ Das ist der Wahlkampfslogan eines Freien Demokraten, der in seinem Unternehmen Houben  seit Jahren davon zeugen kann, wie durch bürokratische Hürden und wohlmeinende Gesetze die Innovationskraft Deutschlands in Fesseln gelegt wurde.

Wäre der in Frankfurt am Main geborene Peter Thiel mit seinen Eltern in Deutschlang geblieben, hätte die Welt einige Milliardäre – junge Leute, die mit Peter Thiel unternehmerischen Mut bewiesen – und viele äußerst erfolgreiche Unternehmensgründungen weniger. „Wäre Peter Thiel in Deutschland aufgewachsen und hätte Selbiges versucht,“ schreibt Thomas Rappold über Peter Thiel, „so wäre er an dem Berg an Widerständen, der sich vor ihm aufgetürmt hätte, gescheitert. Man denke nur an die ganzen aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen, aber auch die Schwierigkeit, Investoren in Deutschland für ein disruptives Geschäftsmodell wie PayPal es war zu gewinnen. Für ihn sind und bleiben deshalb die USA und besonders das Silicon Valley der Ort, an dem Innovation mittels Kapitaleinsatz am effizientesten und mit der höchsten Wertschöpfung umgesetzt werden kann.“

Thomas Rappold legt im FinanzBuch Verlag eine geschliffene Biografie von Peter Thiel vor, der selbst schon als Bestsellerautor (z.B. „Zero to One“) sich einen Namen gemacht hat. Rappold beschreibt Thiel als Autor, Unternehmer, Investor, Politikberater und Philanthrop. Rappold darf sich auf ein interessiertes Leserpublikum freuen, denn er weiß: „Technologieunternehmen und deren Gründer werden heute als Popstars gefeiert. Bestes Beispiel ist der Snapchat-Gründer Evan Spiegel, der passenderweise mit der Hollywood-Schauspielerin Miranda Kerr liiert ist und auf dem roten Teppich einen ebenso guten Eindruck hinterlässt wie vor Börsenanalysten im Zuge seines märchenhaften Börsengangs an die Wall Street.“

Rappold zeigt auf, wie Peter Thiel nach dem Studium der Philosophie und der Rechtswissenschaften mit seinen Unternehmensgründungen weit mehr Gedanken verband, als auf den ersten Blick von dem Gründer eines Bezahldienstes erwartet werden darf. So sei Thiel auch durch die Verhältnisse in Russland aufgerüttelt worden: „Gewinner waren die Oligarchen, die mit dem Betrieb von Energie- und Rohstoffunternehmen riesige Vermögen angehäuft und über Möglichkeiten des Geldtransfers ins Ausland und in sichere Währungen verfügt hatten. Die ‚normalen‘ Menschen in diesen Ländern saßen laut Thiel in der Falle und konnten ihr mühsam erspartes Geld vor den korrupten Regierungen nicht in Sicherheit bringen.“

Rappold geht systematisch den Gründen nach, warum Peter Thiel so ungewöhnlich erfoglreich sein konnte. So sieht Rappold bei Peter Thiel die Thesen von Andy Bechtolsheim bestätigt. Bechtolsheim gilt neben Peter Thiel als prominenteste Persönlichkeit im Valley mit deutschen Wurzeln. Er hat im Rahmen einer Vorlesung an der Stanford University unter dem Titel „Der Innovationsprozess“ die Erfolgsfaktoren für erfolgreiche Start-ups zusammengefasst sowie die fünf Ursachen, warum Start-ups scheitern: „Die Idee ist zu früh. Die Idee ist zu spät. Die Idee ist nicht relevant. Die Idee ist zu teuer. Die Idee ist ohne klaren Nutzen.“

Eine entscheidende Etappe im Geschäftsleben von Peter Thiel war sein Erfolg mit PayPal und seine Zugehörigkeit zur „PayPal Mafia“, der die Gründer von YouTube, LinkedIn, Tesla usw. angehörten. Wie sehr dieser Erfolg davon abhängig war, nicht in eine der fünf genannten Fallen zu geraten, zeigt das Beispiel PayPal, das über keine offizielle Geschäftsbeziehung oder Produkt- bzw. Vertriebspartnerschaft mit eBay verfügte, aber auf eBay angewiesen war: „Man wollte also auf dem Rücken des Elefanten zum Erfolg reiten, immer mit der Gefahr, dass dieser den lästigen Emporkömmling PayPal einfach abwarf und ihm damit das wirtschaftliche und finanzielle Genick brach. Es gab keinen Plan B. Es war eine Alles-oder-nichts-Strategie.“

Rappold legt detailliert die Führungsphilosophie von Thiel offen, die darauf gerichtet ist, den Zusammenhalt von Menschen zu stärken. Wenig hält Thiel von Beraterfirmen. Für ihn sind sie das „krasse Gegenteil einer Sekte; die Berater haben keine eigene Mission, sie kommen und gehen in Unternehmen, zu denen sie nicht die geringste langfristige Beziehung haben“.

Die Mitarbeiterbeteiligung und damit die Incentivierung erfolgt in einem Start-up in der Regel durch Aktienoptionen, berichtet Rappold. „Im Silicon Valley sind die Mitarbeiter für diese Vergütungsform offener, ist doch das ‚Risk Taking‘, also das Risiko auf sich zu nehmen, in den USA positiv belegt – im Gegensatz zu Deutschland und Europa, wo Risiko im Geschäftsalltag Angst macht und man Risiken tunlichst vermeiden oder eliminieren möchte.“ Trotz aller Schwächen, sind für Thiel Unternehmensanteile immer noch die beste Option, „alle ins Boot zu holen“.

Ging es Thiel mit PayPal noch darum, die Welt mit einer neuen von Regierungen unabhängigen Währung zu beglücken, gehe es ihm mit Palantir darum, die Welt zu retten. „Nicht gegen Regierungen, sondern ausdrücklich in Zusammenarbeit mit den Organen der freiheitlichen westlichen Welt, die auch die nicht gerade geringen Lizenzgebühren für die Palantir-Software aufbringen können. Im Gegenzug kann sich Palantir den Luxus erlauben, humanitäre Projekte querzufinanzieren.“

Allein Thiels Investment in Facebook erreichte eine Milliardenbewertung. „Thiel investierte als erster externer Investor 500.000 Dollar in Form eines wandelbaren Kredits und erhielt dafür später einen Anteil von 10,2 Prozent am Unternehmen.“ Thiel ist seit 2005 im Aufsichtsrat von Facebook und damit das Aufsichtsratsmitglied mit der längsten Amtszeit. „Er und Zuckerberg haben jeweils einen kongenialen Partner gefunden“, schreibt Rappold, „und vor allem Zuckerberg hat davon enorm profitiert. War er doch gerade erst Anfang 20 und als Unternehmer komplett unerfahren, während Thiel bereits alle Kniffe des harten Start-up Geschäfts kannte.“

Rund 90 Prozent der Start-ups scheitern, gibt Rappold zu bedenken. „Peter Thiel ist das, was Jobs und Apple auf Produktseite vergönnt war, gleichermaßen auf der Investmentseite gelungen. Er kann sich auf die Fahne schreiben, dass er als Unternehmensgründer bei PayPal und Palantir sowie als erster externer Investor von Facebook gleich dreimal durch sein Investment wie auch durch seinen unternehmerischen Beitrag jeweils eine milliardenschwere Erfolgsgeschichte hingelegt hat, die ihresgleichen sucht.“

Viele Menschen, so Thiel, befinden sich in einem regelrechten Hamsterrad, was sich darin zeigt, dass die Menschen immer mehr für denselben Lohn arbeiten müssen. „Das Beibehalten des Status quo wird schon zum Fortschritt erklärt. Für Thiel besteht ein direkter Zusammenhang zwischen geringen Lohnsteigerungen und geringem technologischen Fortschritt.“

Rappold gelingt es mit seinem Buch über Peter Thiel, nicht nur die wichtigsten Lebensstationen nachzuzeichnen, sondern dem Leser auch zahlreiche Denkanstöße zu geben. Dabei bleibt Rappold eng bei Worten von Peter Thiel, denn viele Aussagen lassen sich leicht durch YouTube Videos mit Peter Thiel sowie Thiels Publikationen verifizieren. Das Buch über Peter Thiel ist so facettenreich wie die Persönlichkeit Peter Thiel selbst.

Themen: Existenzgründerrating, Rezensionen, Technologierating | Kommentare deaktiviert für Thomas Rappold über Peter Thiel

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