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Bekenntnis zum Rufmord

Von Dr. Oliver Everling | 4.Oktober 2017

Eine einfache Geschichte kann packend erzählt werden. Der Film „Titanic“ zum Beispiel bewies, wie der tragische Untergang eines einzelnen Schiffes zum Kassenschlager gemacht werden kann, wenn dieser durch historische Fakten gestützt und mit einer Liebesgeschichte umgarnt wird.

So ist auch die Geschichte von Stefan Schabirosky in seinem Buch „Mein Auftrag: Rufmord“ eigentlich wenig sensationell und schnell erzählt: Ein frustrierter AWD-Mitarbeiter rächt sich an seinem ehemaligen Arbeitgeber, indem er für dessen größten Konkurrenten, die DVAG, gegen die AWD rufschädigend tätig wird. Zerplatzte Hoffnungen auf eine größere Erfolgszahlung der DVAG veranlassen Schabirosky, die Seiten zu wechseln.

Schabirosky legt in der F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung ein Buch vor, das insbesondere diejenigen Leser kaum langweilen wird, die mit der Finanzbranche und ihren Medien zu tun haben: „Dieses Enthüllungsbuch liest sich wie ein Krimi“, heißt es daher auf dem Schutzumschlag des Buches zurecht, da Schabirosky sein Talent zum anschaulichen Erzählen von Geschichten beweist. Schabriosky gibt zunächst Einblick in seine Tätigkeit beim AWD, schreibt offen über seinen Rauswurf und folgende Kontakte zur DVAG, die ihm zum Auftraggeber wurde.

Die intriganten Darstellungen von Schabirosky klingen nicht nur glaubhaft, sondern sind auch durch den Abdruck von Verträgen, E-Mails usw. im Anhang des Buches unterlegt. Seine Honorare und Kostenerstattungen waren demnach einerseits groß genug, Schabirosky nachhaltig zu motivieren, andererseits aber offenbar doch zu gering, um die Aufmerksamkeit des inzwischen verstorbenen Firmengründers der DVAG, Reinfried Pohl, auf sich zu ziehen. Dementsprechend spielte Pohl in den Aktivitäten von Schabirosky keine Rolle. Das Buch von Schabirosky liefert insofern kein Material, das das Ansehen des Verdienstkreuzträgers Pohl postum beschädigt hätte.

Mit seinem Buch „Mein Auftrag: Rufmord“ bleibt sich Schabirosky aber seinem schäbigem Metier treu: Das neue Buch schadet zweifellos dem Ansehen des ehemaligen CDU-Politikers Friedrich Bohl, wenn das Buch ohne Widerspruch bleibt. Bohl war von 1991 bis 1998 als Bundesminister für besondere Aufgaben Chef des Bundeskanzleramts. Von 1998 bis zum 31. März 2009 war Bohl als Vorstand bei der DVAG für die Bereiche Konzernsekretariat, Öffentlichkeitsarbeit, Verbände und Recht zuständig und unterzeichnete Verträge mit Schabirosky. Seit dem 31. März 2009 ist Friedrich Bohl Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Vermögensberatung (DVAG).

Das Buch schadet aber auch einigen Medien, insbesondere den öffentlich-rechtlichen Medienanstalten, deren Nachlässigkeiten in der Recherche ihrer Sendungen durch die Enthüllungen von Schabirosky evident werden. Das Buch erscheint zu einer Zeit, in der über „fake news“ intensiv diskutiert wird. Die rufschädigenden Sendungen von ARD, NDR usw. gegen Carsten Maschmeyer sind noch heute jederzeit beispielsweise bei YouTube ohne Hinweis auf inzwischen korrigierte Faktenangaben abrufbar. Schabirosky bekennt sich zu dem Schaden, den er nicht nur dem Unternehmen AWD, sondern auch der Person Carten Maschmeyer hinzufügte. Seine jahrelange Arbeit mit Journalisten habe es möglich gemacht. Kaum erstaunlich nun, dass u.a. der betroffene NDR z.B. in der Sendung „ZAPP“ die Glaubwürdigkeit der Darstellungen von Schabirosky in Frage stellt.

Schabirosky beeindruckt durch seinen Mut und Dreistigkeit, Ross und Reiter zu nennen. Anonym bleiben praktisch nur seine (Ex-) Freundinnen, die auf dem Weg von Schabirosky eine Rolle spielten. Alle anderen Kontakte von Schabirosky müssen damit rechnen, namentlich genannt zu sein. So dürfte das Buch weit über die Kreise der DVAG und der ehemaligen AWD hinaus Leser finden. Das Buch reiht sich zur Literatur von Straftätern, die entlarvt ihre Taten durch Veröffentlichungen noch einmal zu Geld machen wollen.

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