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Zu viele Fusionen, Übernahmen und fremdfinanzierte Wertpapierkäufe?

Von Dr. Oliver Everling | 21.Dezember 2017

Die Märkte stehen auf Rekordhochs, die Investoren sind guter Dinge. „Die Finanzbedingungen sind locker, die Zinsen niedrig. Warum sollten sich Unternehmen und Verbraucher da nicht mehr Geld leihen? Der Schuldendienst ist in einem derart günstigen Umfeld kein Problem – oder doch?“ Das fragt sich James Swanson, MFS Chief Investment Strategist. Da überrasche es nicht, dass die Verschuldung von Unternehmen und Haushalten auf Werte deutlich über den letzten beiden Höchstständen gestiegen sei.

„Nach meiner Erfahrung verschuldet man sich dann zu stark, wenn man sich zu sicher ist; und übertriebene Selbstsicherheit ist niemals gut. Der Schuldendienst ist zurzeit durchaus handhabbar,“ argumentiert Swanson, „aber im Dezember hat die Fed die Zinsen erneut angehoben – und meiner Ansicht nach wird sie auch 2018 die Zinsen häufiger anheben, als man an den Märkten erwartet. Gegen Ende eines Konjunkturzyklus steigen die Zinsen meist, und der aktuelle Zyklus ist einer der längsten der Geschichte.“

Mehr Fusionen und Übernahmen und höhere Preise für die übernommenen Unternehmen seien typisch für das Ende eines Konjunkturzyklus. „Meiner Ansicht nach gibt es hier zurzeit klare Übertreibungen. Gegen Ende des Konjunkturzyklus bezweifeln Unternehmen oft, dass sie Gewinn und Umsatz ausreichend steigern können, um die Investoren zufriedenzustellen. Stattdessen kaufen sie andere Unternehmen, um durch Synergieeffekte die Gewinne je Aktie zu steigern. Aber oft kaufen sie zu teuer ein. Mein Eindruck ist, dass die Übernahmen zulegen und die Übernahmeprämien in Richtung der Höchststände steigen, die wir aus früheren Zyklen kennen.“

Ein anderes Thema sieht Swanson in fremdfinanzierten Wertpapierkäufen. „Viele sehen in mehr fremdfinanzierten Wertpapierkäufen einen Hinweis auf eine bessere Marktstimmung. Aber man kann ebenso gut von übertriebener Selbstsicherheit sprechen. Ende Oktober betrugen die Margin-Verpflichtungen an der New Yorker Börse 561 Milliarden US-Dollar. Das ist ein neuer Höchststand. Einige Investoren beleihen ihre Portfolios, um mehr Aktien zu kaufen, was die Gewinne bei einem weiteren Kursanstieg vervielfachen kann. Aber leider gilt das auch für die Verluste, wenn die Kurse fallen. Andere Investoren nutzen Margin-Kredite als günstige kurzfristige Finanzierungsmöglichkeit. Problematisch könnte es werden, wenn die Investoren Wertpapierkredite ähnlich nutzen wie Immobilienkredite vor der internationalen Finanzkrise. Wer sein Portfolio beleiht, gibt einen Puffer auf. Bei fallenden Märkten könnten die Kreditnehmer dann zu Aktienverkäufen gezwungen sein, um ihre Kredite zu bedienen.“

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