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Deutsche Steuerzahler zur Rettung Italiens

Von Dr. Oliver Everling | 5.Juni 2018

Die Bildung einer populistischen Regierung in Italien hat die Finanzmärkte mit voller Wucht getroffen. Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt & Leiter Research der DZ BANK AG in Frankfurt am Main, sieht die Solvenz des italienischen Staats allerdings weniger durch überschießende Renditen gefährdet: „Weitaus problematischer wäre es, wenn sich Italiens Liquiditätslage rapide verschlechtern würde. Dies wäre vor allem dann der Fall, wenn die Käufer am Primärmarkt trotz hoher Renditen in den Streik treten würden. Italien dürfte ohne gesicherten Marktzugang kaum in der Lage sein, den Finanzaufwand aus eigener Kraft zu stemmen.“

Bielmeier sieht Rom in einem solchen Szenario rasch an dem Punkt, die E(W)U um finanzielle Hilfe bitten zu müssen. „Der ESM in Verbindung mit der EZB könnten eine sich verschärfende Krise womöglich auffangen, die Kosten und Risiken für die gesamte Währungsgemeinschaft wären aber immens und setzen den unbedingten Willen Roms und Brüssels voraus. Angesichts der politischen Differenzen wäre es fraglich, ob Italien um finanzielle Hilfe bitten und die Einzelstaaten diese auch gewähren würden – ESM-Hilfen bedürfen auch der Zustimmung des Bundestages.“

Nicht nur auf Ratings des Staates und Gebietskörperschaften würde sich der Druck bis tief in den spekulativen Bereich verstärken: Ohne Zugang zu den Finanzmärkten oder finanzielle Hilfe könnte Italien auf absehbare Zeit die Pleite drohen, die auch die Zahlungsfähigkeit etlicher italienischer Banken und sogar den Austritt aus der EWU nach sich ziehen könnte.

„Italien drohte dann ein abrupter Stillstand des Finanzsystems und außerdem eine verheerende Rezession,“ macht Bielmeier klar, „die auf den Rest der Eurozone ausstrahlen würde.“ Hohe Verlustrisiken bestünden vor allem für Banken aus dem Rest der Eurozone, deren Gesamtforderungen gegenüber italienischen Schuldnern sich auf 513 Mrd. Euro belaufen, auf französische Banken (310,8 Mrd. Euro) entfällt dabei der Löwenanteil.

„Aber auch die Staatshaushalte der EWU-Staaten würden durch einen Italexit massiv leiden. Die maximalen Verlustrisiken für die Deutsche Bundesbank allein, die letztlich den Steuerzahler träfen, liegen bei etwa 144 Mrd. Euro. Der Fortbestand der gesamten Eurozone könnte in diesem Szenario letztlich sowohl von der politischen Entschlossenheit der restlichen Mitgliedsstaaten als auch dem beherzten Eingreifen der EZB abhängen. Um ein solches Szenario abzuwenden und angesichts Italiens starker Verhandlungsposition dürfte die EU Entgegenkommen signalisieren. Hierzu könnten auch größere Investitionen zugesagt werden, die den Weg in Richtung einer Transferunion ebnen,“ warnt Bielmeier, „wenngleich der politische Widerstand in Kerneuropa groß sein dürfte.“

Themen: Bankenrating, Länderrating | Kommentare deaktiviert für Deutsche Steuerzahler zur Rettung Italiens

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