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Achtung, Protektionismus!
Von Dr. Oliver Everling | 16.März 2017
Der Schneesturm an Amerikas Ostküste ist viel schwächer ausgefallen als erwartet, die erneute Zinsanhebung der Fed hat niemand mehr überraschen können, und auch der Wahlausgang in den Niederlanden mag zu einer allgemeinen Beruhigung an den Märkten beitragen. Axel D. Angermann analysiert als Chef-Volkswirt der FERI Gruppe die konjunkturellen und strukturellen Entwicklungen: „Wenn nun aber Kanzlerin Merkel am Freitag nach Washington reist, steht ein großes Thema auf der Tagesordnung ihrer Gespräche mit US-Präsident Trump, das tatsächlich volle Aufmerksamkeit verdient: die Gefahr protektionistischer Maßnahmen seitens der US-Regierung, die sich auch und vor allem gegen das aus amerikanischer Sicht sehr hohe Handelsdefizit mit Deutschland richten.“ Hinter den Kulissen werde an einer Unternehmenssteuerreform gearbeitet, die unter dem Stichwort „Cross Border Tax“ Importe in die USA deutlich belasten und amerikanische Exporte im Gegenzug entlasten würde.
Die Einführung einer US-Cross Border Tax würde an der stark exportorientierten deutschen Wirtschaft natürlich nicht spurlos vorbeigehen, urteilt Angermann: „Ein derart gravierender Eingriff in die Rahmenbedingungen des internationalen Handels hätte vor allem für die Automobilhersteller und den Maschinenbau, aber auch die pharmazeutische Industrie oder den Flugzeugbau Folgen, dort müsste insbesondere Airbus mit einer deutlichen Verschlechterung der Wettbewerbsposition im Vergleich zu Boeing rechnen. Dennoch ließen sich die negativen Auswirkungen in Grenzen halten.“
Das liege zum einen daran, dass Qualität „Made in Germany“ nicht ohne weiteres durch US-Produkte oder durch solche aus anderen Ländern ersetzt werden kann. Zum anderen können weltweit agierende Unternehmen auf veränderte Rahmenbedingungen flexibel reagieren, zum Beispiel mit höheren Investitionen bzw. der Verlagerung ihrer Produktion in bereits bestehende US-Standorte. Diesen Zusammenhang dürfte auch die Kanzlerin, die auf ihrer USA-Reise von Spitzenmanagern der deutschen Wirtschaft begleitet wird, bedenken: Für einen international tätigen Konzern mag sich eine neue Handelssteuer nur geringfügig auf Gewinn und Beschäftigung auswirken. Für den Standort Deutschland, für die hierzulande angesiedelte Wertschöpfung und die Beschäftigten gilt dies aber unter Umständen nicht.
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