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Aktualität versus Vollständigkeit der Information
Von Dr. Oliver Everling | 19.Januar 2012
Der Erfolg eines Unternehmens ist eng an die Bedürfnisse verbundener Gruppen geknüpft. Im Rahmen des Stakeholder-Ansatzes sind Entscheidungen demzufolge nicht isoliert, sondern unter Berücksichtigung von unternehmensübergreifenden Interessen zu treffen, schreibt Andreas Dahmen in seinem Beitrag zum Buch “Transparenzrating – Wege zur effizienten Analyse und Bewertung der Rechnungslegung von Unternehmen“ (herausgegeben von Dr. Oliver Everling, Peter Schaub und Rolf Stephan, Gabler Verlag – Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, www.gabler.de, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-8349-3365-2). Dahmen ist Vorstand der vwd group, vwd Vereinigte Wirtschaftsdienste AG in Frankfurt am Main (www.vwd.com). Dahmen geht in seinem Beitrag speziell auf die Verhältnisse bei Fremdkapitalgebern, insbesondere Banken, sowie Anteilseigner ein.
Sofern Banken einem Antrag zur Fremdkapitalaufnahme zustimmen, sei davon auszugehen, dass vorangestellte Analysen die Werthaltigkeit ihres Engagements absichern. “Diese Analysen lassen sich typischerweise unter dem Begriff des internen Ratings zusammenfassen,” so Dahmen, “an dessen Ende die Beurteilung der Kreditwürdigkeit des Antragstellers steht. In erster Linie sind hierfür vom Bewertungsobjekt dem Kreditinstitut die erforderlichen Unterlagen, die eine valide Bewertung ermöglichen, vorzulegen.”
Während die Auswertung quantitativer Daten zur Vermögens- und Finanzlage des Unternehmens durch maschinelle Rechenschritte unterstützt werden, müssen qualitative Merkmale das vorläufige Ratingurteil ergänzen, schreibt Dahmen. Sofern in beiden Fällen ausschließlich die vom Unternehmen bereitgestellten Informationen verwendet werden, bestehe die Gefahr, unter anderem Mängel, zum Beispiel bei den Finanzkennzahlen, zu übernehmen und Unzulänglichkeiten in der Informationstiefe und -qualität nicht identifizieren zu können.
“Zunächst ist dies auf die Tatsache zurückzuführen,” analysiert Dahmen, “dass Banken von der Richtigkeit der ihnen vorgelegten Informationen ausgehen. Dass das Datenmaterial jedoch unpräzise oder unvollständig sein kann, lässt sich auf unterschiedliche Gründe zurückführen.” Neben den durch fehlende Ressourcen oder fehlende adäquaten Planungs- und Kontrollsystemen hervorgerufenen Mängeln, sei auch die vom Unternehmen bewusst gewählte Qualität und Quantität der bereitgestellten Informationen als mögliche Ursache in Betracht zu ziehen.
In Bezug auf das Verhältnis zwischen Kreditgeber und Kreditnehmer wirke sich dieses Verhalten unweigerlich negativ auf die gemeinsame Vertrauensbasis aus. Es sei eine Kombination aus der Aktualität der vorgelegten Informationen sowie ihrer Vollständigkeit und Transparenz, welche die Beziehung zwischen den beiden Parteien maßgeblich bestimmt. “Ungeachtet der Integrität des Geschäftspartners und des Vertrauens in selbigen, ergänzen Banken ihren Informationszufluss jedoch durch Eigenrecherche und, sofern vorhanden, möglicherweise auch durch Analysen Dritter. Innerhalb von Interviews und Managementgesprächen werden vertrauliche Informationen erhoben, die anschließend in das Rating miteinbezogen werden.” Darüber hinaus könne eine Börsennotierung aufgrund der einhergehenden Publizitätspflichten, dem Kreditinstitut die Plausibilisierung der erhaltenen Informationen erleichtern, schreibt Dahmen und geht darauf in seinem Beitrag zum Buch “Transparenzrating” ausführlicher ein.
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