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Allianz gegen die Vorherrschaft der USA
Von Dr. Oliver Everling | 6.April 2023
Ein amerikanischer Traum geht zu Ende: Seit die USA die maßgebliche Welt in den Ort Bretton Woods im US-Bundesstaat New Hampshire eingeladen hat, wo die Finanzminister und Notenbankgouverneure bzw. -präsidenten von 44 Staaten der späteren Siegermächte des 2. Weltkriegs vom 1. bis zum 22. Juli 1944 zur „Konferenz von Bretton Woods“ zusammenkamen und zum Abschluss das Bretton-Woods-Abkommen unterzeichneten, war den Amerikanern ein Quasi-Monopol gesichert, das Monopol der Weltwährungsreserve.
Monopole sichern ihren Eigentümern Überrenditen, führen generell eher zu einer Unterversorgung, zu schlechter Versorung und zu teurer Versorgung von Konsumenten. Beim Gut „Geld“ verhält es sich nicht anders als bei anderen Gütern und Dienstleistungen. Die Monopolisierung schadet denjenigen, die auf das Gut angewiesen sind.
Die nach dem Zweiten Weltkrieg neu geschaffene internationale Währungsordnung mit Wechselkursbandbreiten, die vom US-Dollar als Ankerwährung bestimmt war, führte zwar nach dem Sündenfall von 1971 schon 1973 zum endgüligen Zusammenbruch des Systems. Das Bretton-Woods-System litt zwar schon von Anfang an unter einem als Triffin-Dilemma bezeichneten Konstruktionsfehler: Bedingt durch die begrenzten Goldbestände war eine für den weltweiten Handel benötigte Liquidität nur durch die Freisetzung zusätzlicher US-Dollar möglich. Dadurch aber entstanden den USA Zahlungsbilanzdefizite.Der wachsende Welthandel führte zu einem steigenden Bedarf an Dollar-Währungsreserven.
Was zunächst als Schlappe der USA erschien, erwies sich für die Vereinigten Staaten von Amerika doch als Glücksfall ihrer Geschichte: US-Dollars konnten nun beliebig weiter gedruckt werden, ohne Rücksicht auf jede (Gold-) Deckung. Die Welt akzeptierte weiterhin dieses Papiergeld mit Dollarzeichen darauf, mehr oder weniger zwangsläufig, so dass sich die Amerikaner Macht und Einfluss weltweit sichern konnten. Im Zeitalter des Computers und des Internets werden US-Dollars buchstäblich per Mausklick so billig produziert wie noch nie, ohne Kosten für Metall, Papier oder Druckerschwärze.
Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die Spannungen zwischen China und Taiwan im Zuge des Besuchs der taiwanischen Präsidentin Tsai Ing-wen in den USA zunehmend in den Blick des FERI Cognitive Finance Institute kommen. Diese Spannungen verschärfen die globale Risikolage, sind aber nur Teil eines deutlich größeren Bilds. Zu dieser Einschätzung kommen die Experten des FERI Cognitive Finance Institutes.
„Während Europa gebannt auf die Entwicklung in der Ukraine blickt, verändern sich bereits weitere Eckpfeiler des geopolitischen Koordinatensystems“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute. Im Fokus stünden demnach die globalen Rohstoffmärkte, politische Konstellationen im Nahen Osten sowie gezielte Attacken auf das US-zentrierte globale System. Treiber und aktiver Koordinator dieser Entwicklungen sei vor allem das ‚neue China‘ unter Xi Jinping. „Schon seit Jahren formt China strategische Koalitionen, um die globale Vormacht der USA und die Dominanz des US-Dollars zu brechen. Aktuelle Muskelspiele aus China zeigen aber inzwischen eine neue Intensität, die Wirtschaft und Politik im Westen ernsthaft beunruhigen sollte“, warnt Rapp.
China verfolge seit Jahren eine klare Strategie, die sich gegen die globale Dominanz der USA richte. Mit langfristiger Perspektive habe China enge Beziehungen zu Ländern aufgebaut, die den USA ebenfalls kritisch gegenüberstünden. Dazu zählten nicht nur Russland und Nordkorea, sondern inzwischen auch der Iran, Südafrika, Saudi-Arabien sowie zahlreiche Länder im „Globalen Süden“. Mit Hilfe der „Neuen Seidenstraße“ habe China strategische Infrastruktur wie Häfen und Handelswege eng an seine eigene Hemisphäre gebunden und suche ständig nach neuen regionalen Stützpunkten. Gleichzeitig biete sich China aktiv Ländern, die den Westen eher kritisch sähen, als alternativer – und zugleich mächtiger – Handels- und Entwicklungspartner an. „Die Botschaft dahinter ist unmissverständlich: China schmiedet eine weltweite Allianz gegen die Vorherrschaft der USA, und jedes Land ist dabei aus chinesischer Sicht willkommen“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp.
Auffällig sei, dass China inzwischen mit zunehmender Härte und Konfliktbereitschaft auftrete. Dies belegten die aktuellen offenen Drohgebärden gegen die Inselrepublik Taiwan ebenso wie der demonstrative Freundschaftsbesuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping bei Russlands Kriegsherrn Putin. Besonders bemerkenswert seien jedoch die jüngsten Aktivitäten Chinas im Nahen Osten. Dort habe China zuletzt wichtige Koordinaten massiv verschoben – ganz klar gegen die Interessen der USA. „Unter Vermittlung Chinas haben sich die Erzrivalen Iran und Saudi-Arabien erstmals seit Jahrzehnten wieder angenähert. Gleichzeitig hat China mit Saudi-Arabien einen langjährigen Vertrag über Öllieferungen abgeschlossen – erstmals gegen Zahlung in Yuan“, erklärt Rapp. Damit habe China nicht nur das fragile Machtgeflecht in der Golfregion grundlegend verändert, sondern auch ein Grundprinzip des Rohölhandels – Abrechnung in US-Dollar – gezielt ausgehebelt.
All dies seien klare Botschaften an die USA, dass deren globale Vormachtstellung nicht länger gesichert sei. „Für Europa sind das keine gute Nachrichten. Wenn die westliche Führungsmacht USA – und der US-Dollar als globale Leitwährung – von China und anderen Ländern koordiniert unter Druck gesetzt werden, drohen künftig ernste geoökonomische Verwerfungen. Strategische Investoren und Unternehmer sollten diese Warnsignale sehr ernst nehmen und schon heute über entsprechende Vorkehrungen nachdenken“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute.
Themen: Aktienrating, Anleiherating, Länderrating | Kommentare deaktiviert für Allianz gegen die Vorherrschaft der USA
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