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Angstmache um den Euro
Von Dr. Oliver Everling | 1.Juli 2010
Prof. Dr. Paul Achleitner, Mitglied des Vorstandes der Allianz SE, wird auf dem Eurobörsentag 2010 als Investor angesprochen. Es sei eine einfache, ökonomische Investmentrechnung, die Krise zu bewältigen. Man investiere heute, um künftige Erträge zu sichern.
Achleitner illustriert in prägnanten Bildern, wie sich die Ursachen der Krise entwickeln konnten. 20 Jahre lang habe man „Drogen“ in der Form von Leverage – überbordeneder Verschuldung – zu sich genommen. Man wollte Dinge in der Realität erreichen, die man sonst nicht erreichen konnte: Deutsche Wiedervereinigung, Osterweiterung, Globalisierung, so seine Stichworte.
Im Oktober 2008 sei der Herzinfarkt gekommen. Nach der Notbehandlung seien erstens einige Schönheitschirurgen tätig geworden. Nach kurzer Zeit sei man zweitens von der Intensivstation in die normale Station gekommen. „Die dritte Problematik ist, wie wir eigentlich ohne Drogen und Steroide funktionieren“, zählt Achleitner auf. Weder Leverage werde man sich nicht so weit laufen, springen und heben können. Die Zeit werde so nicht wieder zurückkommen.
Achleitner glaubt an den Euro und die Chancen, die sich mit dem Euro bieten. Wenn ein Land in Schwierigkeit gekommen sei, das gerade einmal 2 % des Sozialprodukts Europas ausmache, sei dies ein guter Weckruf. Die Überlegungen, dass der Euro auseinanderbrechen könnte, sei „derart weit von der Realität entfernt“, macht Achleitner klar. „Das ist so realitätsfern, die sozialen Auswirkungen wären so dramatisch“, sagt Achleitner, skizziert die drastischen Maßnahmen, die praktisch notwendig wären, um der Bevölkerung eines Landes den Euro wieder zu entziehen, und weist jeden Gedanken an ein Auseinanderbrechen des Euros als unmöglich ab.
Das Exposure der Allianz in den Peripheriestaaten sei bei etwa 3 % angesiedelt. Die Allianz sei zwar Europas größter Investor, aber die Allianz sei ein Liability-Investor, denn dahinter stünden ja Ansprüche der Versicherten. Die Eurozone sei nach wie vor der Hauptversicherungsmarkt. Daher seien auch die meisten Anlagen Euro-basiert. „Wir sind sehr langfristige Investoren, da werden wir uns durch kurzfristige Schwankungen nicht aus der Ruhe bringen lassen.“
Das Trauma der Amerikaner sei die Große Depression, das Trauma der Deutschen die Hyperinflation. Achleitner macht die Unterschiede in den politischen Prioritäten diesseits und jenseits des Atlantiks deutlich. „Ich habe mit Interesse gehört, dass wir jetzt ein Insolvenzrecht für Staaten einführen“, sagt Achleitner und macht seine Skepsis deutlich, wie dies ohne Verwerfungen an den Finanzmärkten bewerkstelligt werden könnte.
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