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Anlass zur Hoffnung: 4 Prozent Wirtschaftswachstum erreichbar

Von Dr. Oliver Everling | 13.Juni 2022

Der langanhaltende Lockdown in Shanghai und Einschränkungen des öffentlichen Lebens in vielen anderen Städten Chinas belasten die Wirtschaft in hohem Maße. „Das Konsumentenvertrauen ist dramatisch abgestürzt und so gering wie noch nie zuvor“, schreibt Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt der FERI Gruppe, in seinem FERI Economics Update Juni 2022. „Die Einzelhandelsumsätze lagen im April mehr als zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau, die Industrieproduktion schrumpfte im Vorjahresvergleich, und auch die Importe nähern sich trotz der aktuellen Preissteigerungen der Null-Linie im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahreswerten.“

Gleichzeitig haben die in jüngerer Vergangenheit ergriffenen Maßnahmen zur Abkühlung des teilweise überhitzten Immobilienmarkts dazu geführt, dass die Hauspreise seit nunmehr acht Monaten in Folge kontinuierlich sinken und auch die Anlageinvestitionen in Immobilien inzwischen unter den Vorjahreswerten liegen, beobachtet die FERI Gruppe. Angesichts der sehr großen Bedeutung des Bausektors sei dies auch für die Gesamtwirtschaft eine schwere Hypothek.

Hinzu kommt dass sich das weltwirtschaftliche Umfeld für Chinas Exporteure im Angesicht globaler Unsicherheiten als schwierig erweist. „Zwar sind die Exporte nach dem deutlichen Dämpfer vom April im Mai wieder gestiegen. Aber in den nominalen Werten sind auch erhebliche Preissteigerungen enthalten, und die kurzfristigen Aussichten lassen keine großen Wachstumsraten erwarten.“

Alles in allem rechnet Axel D. Angermann damit, dass die Wirtschaft Chinas im zweiten Quartal spürbar schrumpfen wird – das offizielle Wachstumsziel von 5,5 Prozent für das Jahr 2022 rücke damit in weite Ferne. „Wachstumsimpulse für die globale Wirtschaft sind damit von China vorerst nicht zu erwarten. Die anhaltenden Störungen von Lieferketten und die daraus resultierenden Knappheiten lassen vielmehr die Preise bis auf weiteres steigen und erhöhen damit den Inflationsdruck in den Industrieländern.“

Zwar sieht Axel D. Angermann keine generelle Änderung der Corona-Politik in China. Doch der von der Regierung abgeschlossene Vertrag mit Pfizer zur Produktion eines chinesischen Impfstoffs könnte den Schutz der Bevölkerung vor schweren Erkrankungen bis zum Herbst erhöhen.

„Die inzwischen spürbare Abwertung der chinesischen Währung gegenüber dem Dollar (knapp 6 Prozent seit März) dürfte die Exporte erleichtern. Die Senkung der 5-jährigen Loan Prime Rate der Zentralbank um 15 Basispunkte im Mai und verbesserte Möglichkeiten für Immobilienentwickler zur Begebung eigener Anleihen sind schließlich Anzeichen dafür, dass die Regierung gewillt ist, die Wirtschaft wieder aktiv zu stimulieren“, analysiert Axel D. Angermann.

„Der Umfang der bislang ergriffenen Maßnahmen lässt allerdings keinen allzu kräftigen Aufschwung erwarten. Dass die Regierung in dieser Hinsicht aber noch nicht am Ende ihrer Möglichkeiten angelangt ist,“ so Axel D. Angermann, „gibt jedoch Anlass zur Hoffnung: 4 Prozent Wirtschaftswachstum wären im laufenden Jahr möglicherweise noch erreichbar, und verringerte Störungen globaler Lieferketten würden mittelfristig zumindest den von China ausgehenden Inflationsdruck mindern. Wenn dies der Fed eine etwas weniger strikte Straffung der Geldpolitik erlauben würde, wäre das auch für die Industrieländer eine gute Nachricht.“

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