« Mehrwert einer spezialisierten, nationalen Depotbank | Home | Bewältigung der AIFM-Richtlinie »
Ärger macht sich am Platz „The Squaire“ Luft
Von Dr. Oliver Everling | 15.November 2010
Spaßeshalber werden schon Wetten darüber abgeschlossen: Wann wird der „Airrail Center Frankfurt“, die sinkende „Titanic“ am Frankfurter Flughafen, endgültig fertig? Sogar der Stichtag 1. Januar 2012 in gut einem Jahr bringt es nur noch auf 1 Flasche Rotwein, nur noch spätere Termine lassen Wetten interessant erscheinen und bringen es bei Frankfurter Immobilienprofis auf höhere Einsätze. Um mehr als um solche Einsätze geht es bei denjenigen, die hier auf engem Raum bereits rund 1 Mrd. € verbaut haben.
Die Fertigstellung 2009 war schon bald nach Baubeginn illusorisch, obwohl schon seit November 2006 an der Erweiterung des Fernbahnhofs am Frankfurt Flughafen gearbeitet wird. Per Gutachten sollte später eine Fertigstellung Ende 2010 glaubhaft gemacht werden. Diese erwies sich als ebenso illusorisch wie neuere Prognosen.
Über eines braucht man nicht mehr zu wetten: Als „Airrail Center Frankfurt“ (http://www.airrail.de/) wird der Bau nie fertig werden, denn zwischenzeitlich wurde der Bau mit einem Kofferwort umgetauft in „The Squaire“ (http://thesquaire.com/). Die Morphologie der Wortbildung folgt aus der Amalgamierung der englischen Begriffe von „Platz“ ( = engl. square) und „Luft“ (= engl. air). In der Tat wurde das unaussprechliche bzw. homophone „The Squaire“ für viele zum Platz, um sich ihrem Ärger Luft zu machen, nicht nur über das geschaffene Unwort (vgl. FAZ v. 2. 7. 2010).
Die wortkreative Ablenkung vom „Airrail Center Frankfurt“ hin zu „The Squaire“ folgt der Idee, Spuren in den Suchmaschinen des Internets zu verwischen. Denn nur, wer nicht bloß nach Seiten über den „Airrail Center“ sucht, wird sich über die Widersprüche zwischen Versprechungen, Hoffnungen und Erwartungen einerseits sowie unerfüllte Wünsche, Desillusion und schlagende Risiken andererseits klar werden.
Ausgerechnet an einer so unfall- und terrorgefährdeten Zielscheibe wie dem zwischen stark befahrenen Autobahnen eingekeilten Bau über neuralgisch wichtigen ICE-Gleisen für die Deutsche Bahn unmittelbar am größten deutschen Flughafen fehlt nun auch noch Brandschutz. Als wäre das Gefährdungspotential des auf 86 filigranen Säulen getragenen Baus nicht genug, wurden angeblich zu enge Korridore geplant, Fluchtwege angesichts aktueller Belegungspläne offenbar nicht ausreichend durchdacht – so lautet ein Gerücht – und die Eventualität folgenschwerer Katastrophen verdrängt – Risiken, die am infrastrukturellen Drehkreuz nicht tragbar sind. Wie das der „zu engen Flure“ kursieren weitere Gerüchte am Platz, „The Squaire“.
„Das Auftreten der Gerüchte kommt wahrscheinlich daher, dass man auch eine bewußte Desinformationspolitik betreibt“, vermutet dazu ein Unternehmer aus Frankfurt und zeigt Verständnis dafür, dass so möglicherweise auch Unruhe in der Belegschaft ein wenig begrenzt werden soll.
Der Bau wird für alle zur Belastung, die auf die rechtzeitige Fertigstellung angewiesen sind, um selbst Pläne einhalten zu können. Darüber hinaus sei nur an die zahlreichen Handwerker und Lieferanten erinnert, für die ihre eigene Kapazitätsplanung von existentieller Bedeutung ist. Nicht für jeden kann ohne weiteres Ersatz gefunden werden. Insolvenzen können zu weiteren Verzögerungen führen.
Bei Mietern im „The Squaire“ haben sich die Hoffnungen auf eine verlässliche Terminplanung jedenfalls zerstreut. Wer etwa den Start ins neue Jahr 2011 in einem der geplanten Hotels von Hilton (www.hilton.de) verbringen wollte, musste schon bald seine Pläne ändern. Aber auch auf Termine in 2011 gibt es keinen Verlass. Gäste versuchen vergeblich, fürs Hilton erste Zimmerreservierungen vorzunehmen. Die Buchungshotline informiert: „Fragen Sie im Juni 2011 wieder nach.“
Themen: Immobilienrating | Kommentare deaktiviert für Ärger macht sich am Platz „The Squaire“ Luft
Kommentare geschlossen.