« Zwischen Amüsement und Sorge: Volkswirte über Trumps Wirtschaftspolitik | Home | Moody’s hebt Argentiniens Kreditrating an: Ein Schritt in Richtung Stabilität »
Aus einem Guss – Wie sich ESG Due Diligence und ESG Value Creation miteinander verknüpfen lassen
Von Dr. Oliver Everling | 25.Januar 2025
Unser neues Buch im Verlag Springer Nature: ESG als Treiber von M&A – Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse erfolgreich managen.
Die Integration von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in den Due-Diligence-Prozess und die darauf aufbauende ESG Value Creation sind entscheidende Faktoren für den Erfolg moderner M&A-Transaktionen. Olivier Weddrien, Thomas Fotteler und Matthias Bönning zeigen in ihrem Beitrag auf, wie sich ESG Due Diligence und ESG Value Creation systematisch verknüpfen lassen, um sowohl Risiken zu minimieren als auch Wertsteigerungspotenziale zu maximieren.
Die Dekarbonisierung der Wirtschaft ist ein zentraler Treiber für Veränderungen im Unternehmenssektor. Unternehmen, die bereits weit in ihrer nachhaltigen Transformation fortgeschritten sind, können Bewertungsprämien erzielen. ESG-bezogene Treiber wie Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, Ressourceneffizienz und die Kreislaufwirtschaft werden immer wichtiger für den langfristigen Erfolg. Die EU-Taxonomie und der European Green Deal setzen ambitionierte Ziele für die Reduktion der Treibhausgasemissionen und die Förderung eines klimaneutralen Kontinents bis 2050. Diese politischen und regulatorischen Vorgaben haben direkte Auswirkungen auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung und die Kreditvergabekriterien von Finanzinstituten.
Neben den regulatorischen Anforderungen treiben auch Stakeholder wie Kunden, Mitarbeiter und Kapitalgeber die Auseinandersetzung mit ESG-Themen voran. Kunden fordern nachhaltige Produkte und Dienstleistungen, Mitarbeiter bevorzugen Unternehmen mit hohen Nachhaltigkeitsstandards und Investoren lenken ihre Kapitalströme in nachhaltige Unternehmen. Die zunehmende Zahl klimaschutzbezogener Klagen gegen Unternehmen und das Risiko von „stranded assets“ verdeutlichen die Notwendigkeit, ESG-Risiken frühzeitig zu identifizieren und zu managen.
Die ESG Due Diligence hat sich von einem rein risikoorientierten Ansatz zu einem strategischen Instrument entwickelt, das wertsteigernde Maßnahmen nach der Übernahme eines M&A-Targets identifiziert. Weddrien, Fotteler und Bönning betonen, dass eine systematische ESG Due Diligence die Grundlage für eine erfolgreiche ESG Value Creation bildet. Eine nachhaltige Investitionsstrategie und überdurchschnittliche ESG-Leistungen stärken die Reputation und senken Risiken, was zu einem besseren Zugang zu institutionellem Kapital führt.
Ein strukturiertes Vorgehen bei der ESG Due Diligence umfasst die Überprüfung des CO2-Fußabdrucks, der Dekarbonisierungspläne und der Klimawandelrisiken des Zielunternehmens. Dabei ist es wichtig, ein Kern-Set an Due-Diligence-Faktoren zu definieren, die auf das Geschäftsmodell des Zielunternehmens ausgerichtet sind. Dies ermöglicht eine fokussierte und effektive Prüfung, die sowohl Risiken aufdeckt als auch Wertsteigerungspotenziale identifiziert.
Die E3 Holding, als Transformationsinvestor, setzt auf eine ESG-orientierte Investitionsstrategie, die Unternehmen nachhaltiger und resilienter machen soll. „Unsere ESG Due Diligence fokussieren wir auf themenspezifische Wirkungsschwerpunkte, die sich an den Sustainable Development Goals orientieren,“ so die Autoren. Dabei werden sowohl potenzielle Verstöße gegen Ausschlusskriterien als auch Red-Flag-Sachverhalte und bestehende Nachhaltigkeitsaktivitäten geprüft. Durch die Ableitung konkreter Maßnahmen zur Verbesserung der ESG-Performance kann die E3 Holding nach der Übernahme sofort mit der ESG Value Creation beginnen.
Die systematische Erhebung von über 40 Kennzahlen und Indikatoren ermöglicht es der E3 Holding, Fortschritte und Zielerreichungen zu messen. Diese KPIs sind ein elementarer Bestandteil der Business Reviews und unterstützen die langfristige Reduktion der Treibhausgasemissionen. Das Operating Framework der E3 Holding integriert Value Added-Management, digitale Transformation und ESG als gleichberechtigte Werttreiber, die von spezialisierten Partnern unterstützt werden.
Ein effektives ESG Reporting und Monitoring ist entscheidend für die Erfolgskontrolle der eingeleiteten Maßnahmen. E3 legt großen Wert auf die Einhaltung guter Unternehmensführungspraktiken und überprüft regelmäßig die Einhaltung eines Supplier Code of Conduct. Durch die systematische Begleitung der Gruppenunternehmen nach der Übernahme stellt die E3 Holding sicher, dass die ESG-Initiativen erfolgreich umgesetzt werden.
Weddrien, Fotteler und Bönning schließen mit der Feststellung, dass eine erfolgreiche Integration von ESG Due Diligence und ESG Value Creation nicht nur Risiken minimiert, sondern auch erhebliche Wertsteigerungspotenziale eröffnet. „Unserer Erwartung nach wird es nicht mehr lange dauern, bis die heutigen Best-Practice-Ansätze bei ESG Due Diligence und ESG Value Creation zum Marktstandard werden,“ so die Autoren. Damit wird die nachhaltige Transformation der Wirtschaft entscheidend vorangetrieben und Unternehmen können langfristig erfolgreich und wettbewerbsfähig bleiben.
Olivier Weddrien ist Gründer und Geschäftsführer der Industrieholding E3. Vorherige Tätigkeiten hatte er unter anderem bei The Cranemere Group Limited und DZ Equity Partner. Die E3 Holding wurde 2021 von den Industrie- und Private Equity-Managern Olivier Weddrien, Wolfgang Kuhn, Jürgen Geißinger und Klaus-Joachim Krauth gemeinsam mit der Kreissparkasse Biberach gegründet. Die E3 Gruppe beschäftigt mehrere Hundert Mitarbeitende an verschiedenen Standorten in Deutschland und Schweden und investiert in die Bereiche Cyber Security Services/Digitalisierung, Präzisionsproduktionstechnik, Reinraumtechnik und Lebensmittel.
Thomas Fotteler verfügt über mehr als 25 Jahre Berufserfahrung im Finanzbereich. Er war unter anderem Partner und Geschäftsführer der Halder Beteiligungsberatung GmbH und Head of Leveraged Finance der Investkreditbank in Deutschland. Davor arbeitete er im Leveraged-Finance-Bereich der BNP Paribas in Deutschland und Frankreich. Gegenwärtig ist er Head of Investment bei E3 sowie Geschäftsführender Gesellschafter der NOWASTE GmbH, einem Hersteller nachhaltiger Mehrwegbecher.
Matthias Bönning ist seit 2021 Geschäftsführer der fors.earth capital GmbH. Dort begleitet er vorwiegend Finanzdienstleister und Beteiligungsunternehmen bei ihrer strategischen ESG-Positionierung und deren Implementierung im Investmentprozess. Als Head of Research und Vorstandsmitglied der oekom research AG sowie als Managing Director in der Funktion als Global Head of ESG Ratings bei Institutional Shareholder Services Inc. (ISS) hat er langjährige Erfahrung im Bereich Sustainable Finance und in der Nachhaltigkeitsbewertung von Unternehmen gesammelt.
Themen: Ratings | Kommentare deaktiviert für Aus einem Guss – Wie sich ESG Due Diligence und ESG Value Creation miteinander verknüpfen lassen
Kommentare geschlossen.