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Automobilindustrie akut gefährdet
Von Dr. Oliver Everling | 27.April 2023
Die vielfach befürchtete De-Industrialisierung Deutschlands ist kein unabwendbares Schicksal. Der notwendige strukturelle Wandlungsprozess der deutschen Wirtschaft sollte aber ergebnisoffen gestaltet und auf massive Subventionen zugunsten einzelner Wirtschaftszweige verzichtet werden. Das ist das zentrale Ergebnis einer lebhaften Diskussion, die die FERI-Experten im Rahmen des 36. FERI-Konjunktursymposiums gemeinsam mit ihren zahlreichen Gästen aus verschiedenen Teilen der Wirtschaft führten.
Die Produktion energieintensiver Industriezweige werde in den kommenden Jahren weiter sinken: Für die Grundstoffchemie rechne FERI mit einem kumulierten Rückgang um mehr als 20 Prozent bis zum Jahr 2030, für die Stahlerzeugung und die Papierherstellung um mehr als 10 Prozent. „Dies ist jedoch keineswegs neu, sondern die Fortsetzung eines bereits seit Jahren laufenden strukturellen Wandels, den es in der Vergangenheit auch in anderen Sektoren wie der Bekleidungsbranche gab“, machte Dagmar Kirsten, Leiterin der Branchenanalyse bei der FERI, deutlich.
Kritisch zu sehen sei allerdings die Entwicklung in der Automobilindustrie infolge der Elektrifizierung und grundsätzlich veränderter Anforderungen an ihre Produkte. Besonders der Verlust von Marktanteilen in China, als dem wichtigsten Markt für die deutschen Hersteller, sei in diesem Zusammenhang besorgniserregend. Auch eine wichtige Branche wie der Maschinenbau werde auf seinen globalen Absatzmärkten immer stärker durch chinesische Anbieter herausgefordert.
Schrumpfenden Branchen stünden allerdings Bereiche mit einem positiven Wachstumspotenzial gegenüber. Dazu zähle die Informations- und Kommunikationsbranche, die in den kommenden Jahren vier- bis fünfmal so stark wachsen könne wie die Gesamtwirtschaft.
Um dieses Potenzial stärker zu nutzen, benötige Deutschland allerdings generell eine deutlich konstruktivere Einstellung zur Digitalisierung sowie konsequente und schnelle Maßnahmen wie beispielsweise eine umfassende Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. Erforderlich seien auch eine grundlegende Überarbeitung der Datenschutzgrundverordnung und verbesserte Rahmenbedingungen für digitale Geschäftsmodelle.
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