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Banken und die Pariser Klimaziele: Ein Blick auf die Thesen von William de Vries
Von Dr. Oliver Everling | 12.Oktober 2023
Das Pariser Klimaabkommen von 2015 markierte einen Meilenstein in der globalen Bemühung, den Klimawandel einzudämmen und die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Die Vereinbarung verpflichtet Länder, Maßnahmen zu ergreifen, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren, und fordert eine verstärkte Fokussierung auf erneuerbare Energien. Dieses Abkommen hat auch dazu geführt, dass viele Banken und Finanzinstitute versprochen haben, ihre Investitionen in fossile Brennstoffe zu reduzieren und schließlich zu eliminieren. Doch die Realität, so behauptet William de Vries, Direktor Impact Aktien und Anleihen bei Triodos Investment Management (IM), sieht anders aus.
De Vries argumentiert, dass trotz der öffentlichen Bekenntnisse der meisten Banken zu Nachhaltigkeit und dem Auslaufen von Investitionen in fossile Brennstoffe, die Unterstützung für die fossile Industrie fortbesteht. Dies zeigt sich insbesondere in der Bereitstellung von Kapital für Öl-, Gas- und Kohleunternehmen, die ihre fossilen Aktivitäten ausbauen wollen. Trotz des Pariser Abkommens und der dringenden Notwendigkeit, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren, sind viele Banken nach wie vor daran interessiert, diese Unternehmen zu finanzieren.
Eine von De Vries zitierte Untersuchung enthüllte, dass Banken und Anwaltskanzleien eine entscheidende Rolle bei der Beschaffung von Geldern für Unternehmen wie Shell, TotalEnergies und Gazprom spielen, die ihre fossilen Aktivitäten weiter ausbauen. Allein seit dem Pariser Klimaabkommen wurden mehr als 1.600 Anleihen von expandierenden fossilen Unternehmen mit einem Gesamtwert von über einer Billion Euro ausgegeben. Etwa ein Drittel der Finanzierung für diese Unternehmen stammt aus Anleihen, bei deren Verkauf die Unternehmen auf Banken angewiesen sind. Banken verdienen dabei nicht nur an Provisionen, sondern auch daran, dass diese Aktivitäten in ihrer Bilanz nicht sichtbar sind. Dies ermöglicht es Banken, weiterhin am fossilen Sektor zu profitieren, obwohl sie versprochen haben, diesen nicht mehr aktiv zu finanzieren.
De Vries hebt hervor, dass europäische Großbanken trotz ihrer nachhaltigen Energieportfolios nach wie vor eine bedeutende Rolle bei der Finanzierung fossiler Projekte spielen. Die Diskrepanz zwischen den öffentlichen Bekenntnissen zur Nachhaltigkeit und den tatsächlichen Investitionen ist frappierend. Lediglich 7 Prozent der Energiefinanzierungen dieser Banken flossen seit 2016 in nachhaltige Energieprojekte, während der Großteil in fossile Projekte investiert wurde.
Der Autor weist auf die Dringlichkeit hin, die Produktion neuer Öl- und Gasfelder so schnell wie möglich einzustellen, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Dies ist nicht nur die Forderung von Nichtregierungsorganisationen, sondern auch die Schlussfolgerung der Internationalen Energieagentur (IEA) im Jahr 2021. De Vries betont, dass jedes neue fossile Projekt die Bemühungen um den Klimaschutz weiter erschwert und das Problem verschärft.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, schlägt De Vries vor, dass der Finanzsektor den Vertrag über die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe unterstützen sollte. Dieser Vertrag wurde von pazifischen Ländern vorgeschlagen und erhält Unterstützung von der Weltgesundheitsorganisation und dem Europäischen Parlament. Er fordert ein Ende neuer fossiler Projekte und einen schnellen Ausstieg aus fossiler Energie. Angesichts der entscheidenden Rolle, die Banken bei der Finanzierung fossiler Projekte spielen, argumentiert De Vries, dass es an der Zeit ist, dass sie ihren Einfluss nutzen und die Finanzierung fossiler Brennstoffe unverzüglich beenden. Nur so können sie einen aktiven Beitrag zum Übergang zu einer nachhaltigen Welt leisten.
Insgesamt unterstreicht William de Vries in seinen Thesen die Diskrepanz zwischen den öffentlichen Versprechungen von Banken zur Nachhaltigkeit und ihren tatsächlichen Finanzierungspraktiken im Zusammenhang mit fossilen Brennstoffen. Er ruft dazu auf, dass der Finanzsektor seine Verantwortung wahrnimmt und konkrete Schritte unternimmt, um den Klimawandel zu bekämpfen und die Pariser Klimaziele zu erreichen. Dies erfordert nicht nur die Einstellung der Finanzierung fossiler Projekte, sondern auch die aktive Unterstützung von Initiativen wie dem Vertrag über die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe, um den Übergang zu einer nachhaltigen Welt voranzutreiben.
Themen: Bankenrating, Nachhaltigkeitsrating | Kommentare deaktiviert für Banken und die Pariser Klimaziele: Ein Blick auf die Thesen von William de Vries
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