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Bankenkonsolidierung ohne Ende
Von Dr. Oliver Everling | 6.August 2014
Die Ergebnisse der Aktiva-Qualitätsprüfung der Europäischen Zentralbank (EZB) werden im weiteren Jahresverlauf erwartet. Diese könnten unter Europas mittelgroßen Banken eine Konsolidierungswelle auslösen, glauben die Analysten der Jupiter Asset Management Limited.
Im Zuge der größeren Risikobereitschaft bei Anlegern und attraktiverer Aktienbewertungen haben die Aktivitäten bei Fusionen und Firmenübernahmen (M&A) in den letzten Monaten weltweit deutlich angezogen. „Fondsmanager wie ich“, sagt Guy de Blonay, Co-Fondsmanager des Jupiter Global Financials SICAV Fonds, „können auf zweierlei Arten von der M&A-Aktivität der Finanzbranche profitieren: entweder durch den Kauf von Beteiligungen an Boutiquen und Investmentbanken, die andere Institute bei potenziellen Fusionen und in Sachen Kapitalmanagement beraten und dafür eine Provision erhalten; oder alternativ durch Investitionen in jene Banken, die das Ziel einer Übernahmeofferte oder Teil einer einvernehmlichen Fusion werden dürften. Diese zweite Taktik erfordert starke Nerven und ein sehr gründliches Verständnis der permanenten Branchendynamik.“
In einem breiteren Zusammenhang scheint klar zu sein, dass größere Banken nur über einen begrenzten Spielraum für M&A-Aktivitäten verfügen: Jene Finanzinstitute, die bei einem Zusammenbruch Finanzkrisen entfachen könnten und daher bereits als „systemrelevant“ eingestuft sind, werden kaum durch Fusionen oder Übernahmen weiter wachsen können. Wenn Anleger auf dieser Ebene M&A-Aktivitäten sehen wollen, gilt es daher Unternehmen zu identifizieren, die im Rahmen sogenannter Bolt-on-Akquisitionen kleinere strategische Zukäufe zur Erweiterung ihrer bestehenden Geschäfte zu tätigen beabsichtigen.
„Gerade in der Eurozone findet ein Großteil der zu beobachtenden M&A-Tätigkeit jedoch in einem deutlich kleineren Rahmen statt. Dies gilt nach unserer Einschätzung insbesondere für Italien, wo eine Vielzahl von Regionalbanken bereit für eine Konsolidierung ist“, sagt Guy de Blonay.
„Als wichtiger Impulsgeber für diese Konsolidierung werden die Ergebnisse der von der EZB durchgeführten Prüfung der Aktiva-Qualität (Asset Quality Review) fungieren, deren Veröffentlichung im September oder Oktober erwartet wird. Die Prüfung ist lediglich ein Element der weitreichenden und umfassenden Bewertung durch die EZB, bevor diese im November 2014 offiziell die Verantwortung für die Bankenaufsicht im Rahmen des einheitlichen Aufsichtsmechanismus (Single Supervisory Mechanism) übernimmt. Diese Bewertung umfasst eine gründliche Qualitätsprüfung der Aktiva der Institute, die die EZB direkt beaufsichtigen wird. Oberstes Ziel ist es,“ so der Fondsmanager weiter, „eine größere Transparenz zu schaffen und letztendlich das Vertrauen in die europäischen Banken wiederherzustellen. Kaufwillige Unternehmen wollen sich zunächst ein genaues Bild über die Situation potenzieller Transaktionspartner machen, bevor sie aktiv werden. Sobald die Ergebnisse der Aktiva-Qualitätsprüfung feststehen, rechnen wir deshalb damit, dass insbesondere die größeren Banken diese Daten für ausgewählte Zukäufe schwächerer Mitbewerber nutzen und so im europäischen Bankensektor eine neue Konsolidierungswelle auslösen werden.“
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