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Bankenkrise – Chance oder Risiko für Finanzintermediäre?
Von Dr. Oliver Everling | 11.August 2008
Einen Tag vor Bekanntgabe der Quartalsergebnisse will Dr. Ivo Schwartzkopff keinen Kommentar zur UBS abgeben. Schwartzkopff stellte sich jedoch den Fragen zur Bankenkrise im Rahmen seines Vortrags im Europäischen Finanz Forum bei Bloomberg TV in Frankfurt am Main. Schwartzkopff ist Leiter Bereich Financial Intermediaries der UBS Deutschland AG und Mitglied des Executive Boards der Bank in Frankfurt am Main.
Schwartzkopff skizziert den Weg von Subprime zur Rezession, in der 500 Milliarden US Dollar abgeschrieben und zusätzlich 1,6 Billionen US Dollar an Marktkapitalisierung der Banken weltweit eingebüßt wurden. Durch Kapitalmaßnahmen wurden mehr als 400 Milliarden US Dollar wieder „aufgefüllt“. Die Sekundärauswirkungen der Krise übersteigen bei weitem die Abschreibungen.
Leitzinssenkungen der FED und Konstanz der EZB wie der BoJ trotz massiven Inflationsanstiegs insbesondere durch Energie und Rohstoffe – plus möglicherweise Löhne – seien die Folge. Auffangen und Unterstützen von Bear Stearns, Fanny Mae und Freddie Mac weitere Stationen der Krise. Schwartzkopff setzt sich mit den Herausforderungen auseinander, ABS, CDO usw. zu beurteilen. CDOs mit AAA/Super Senior bis Equity-Tranche in statistischen Modellen versus der Realität mit „regelmäßigen“ Marktbewegungen > fünf Standardabweichungen.
Schwartzkopff hält es für „interessant“, wie sich beispielsweise Alan Greenspan jetzt als „distanzierter Beobachter“ präsentiere, nachdem er jahrelang die Liquidität in den Markt gepumpt habe, die die Entwicklungen mit möglich gemacht hatten. „Objektive“ Ratings seien als heilbringender Ausweg nach der Tech-Bubble gesehen (one size fits all always works – or maybe not �?�) und den Ratingagenturen sei alles zugespielt worden: Diese waren ja „sauber“ gewesen, jahrzehntelang hatten die Ratings funktioniert.
Das Thema sei Credit Research insgesamt, inklusive der Ratings. Das Leistungsspektrum und die damit verbundenen Interessenkonflikte seien zu thematisieren. Schwartzkopff bringt den notwendigen Risikoappetit der Markteilnehmer und die Incentivierung zur Sprache. Bei einem Wall-Street-Bonuspool von 33 Mrd. US$ für 2007 und Hedge-Fonds-Milliardären könne sich die öffentliche Meinung aber noch bankenkritischer entwickeln, die Sozialisierung der Verluste sei also zu diskutieren. Das Wachstumspotential der Volkswirtschaft werde durch die notwendigen Gegenmaßnahmen der Notenbanken nicht optimal genutzt. Schwartzkopff enthält sich der Wertung, will aber die kritische Fragen nicht auslassen.
Die Kundengruppen der Banken zeigen in der Folge der Krise unterschiedliche Verhaltensweisen. Beispielsweise sind diverse Aktien-, aber gerade Bankanleihen zum Teil sehr schlecht bewertet, als rechneten Anleger mit dem Ausfall dieser Häuser. Schwartzkopff gibt den Tipp, dass hier für den entsprechenden Investor enorme Chancen liegen. Abgesehen von diesen Einzelfragen sei die Frage zu stellen, ob Anlagestrategien angesichts Verluste in fast allen Assetklassen trotz systematischer Diversifikation zu überdenken seien.
Crashs annulieren etwa die Hälfte des Bubble gains, so die historische Erfahrung. Man müsse daher auch im Bubble mitmachen. Wer im Bubble nicht mitmache, werde nie die gewünschte Performance erreichen. Über diese Erkenntnis könne man zwar nicht erfreut sein, aber es gebe keine Alternative. Immobilienmärkte seien „nur weniger visuell“, formuliert Schwartzkopff, aber „nicht weniger volatil“. Die entscheidenden Faktoren für den typischen Kreislauf von Innovation, Exuberance , Crash & Regulierung seien Selective perception, Herding behavior, Anchoring, Loss aversion und Cognitive Dissonance der Anleger. Regulierung und Risikomanagement seien reaktiv, Innovation nützt Banken und allen Wirtschaftsfaktoren dennoch – man muß also mit den Krisen leben lernen.
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