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Banking Summit 2020 beginnt mit einer Entschuldigung
Von Dr. Oliver Everling | 2.September 2020
Die aus dem Dauererfolg „Banken im Umbruch“ hervorgegangene Veranstaltung „Banken-Gipfel“ bzw. „Banking Summit“ beginnt mit einer Entschuldigung, die es bei dieser Veranstaltung in Jahrzehnten so nicht gab. Sven Afhüppe, Chefredakteur des renommierten Handelsblattes, gibt als Veranstalter unumwunden einen Fehler zu. Zu lange habe auch das Handelsblatt nicht vor dem Kartenhaus des Unternehmens Wirecard nicht gewarnt. Kritische Redakteure hätten es auch in der Redaktion des Handelsblattes angesichts des scheinbaren Erfolgs von Wirecard zunächst schwer gehabt.
Insbesondere entschuldigt sich Afhüppe dafür, vor einem Jahr noch Dr. Markus Braun, den CEO von Wirecard, auf die Bühne gebeten und damit Gelegenheit gegeben zu haben, sein Unternehmen ins Rampenlicht zu bringen.
Dr. Markus Braun, CEO von Wirecard unterschied sich damals von seinem Vorredner Christian Sewing, CEO der Deutschen Bank, in seiner Keynote auf dem Bankengipfel des Handelsblattes schon allein in seiner Art der Vorbereitung. Während Sewing eine Wort für Wort vorbereitete Rede geschliffen vortrug, ging Braun das Risiko einer spontanen Rede ein.
Braun stellte Wirecard noch vor einem Jahr auf dem Banken-Gipfel „als schnellstwachsende Plattform für Commerce. Alle Vertriebskanäle müssen“, sagte Braun damals, „über eine Plattformstruktur verknüpft werden. Auch Banken würden beginnen, in diese Richtung zu denken. Algorithmen seien ein ganz wesentliches Fortschrittsthema. Im Risikomanagement werden in Echtzeit die Verarbeitung der Daten, aber auch durch die Logik Mehrwert für den Kunden gegeben.“ Um den Kernalgorithmus herum würden weiter Algorithmen aufgebaut, um in Echtzeit weitere Produkte dranzuhängen.
Auf dem aktuellen Banken-Gipfel spricht nun kein Markus Braun mehr, aber wieder Christian Sewing, nach wie vor CEO der Deutschen Bank. Darin kann auch Symbolik gesehen werden, da die schon von manchen tot gesagte Deutsche Bank nun auch durch die Corona-Krise manövriert. Christian Sewing zeigt in seinem Vortrag sogar Mut, mehr von der „top line“, also von Erträgen, als von Kostenreduktionen zu sprechen.
Während sich Sewing im letzten Jahr noch stark an seinem Manuskript festhielt, spricht er heute in der Diskussion mit den Moderatoren Kathrin Jones und Sven Afhüppe so frei wie selten zuvor. Das stärkt die Glaubwürdigkeit seiner Aussagen. So reagiert er auch spontan auf die Idee „Panther“, also die angeblich vom Wirecard-Chef Markus Braun angestrebte Übernahme der Deutschen Bank durch Wirecard. Davon habe auch er nur aus den Medien erfahren habe. Praktische Bedeutung habe die Idee nicht gehabt.
Sewing lobt die vom Handelsblatt gelebte Kultur, auch Fehler einzugestehen. „Auch wir haben Fehler gemacht“, wiederholt Sewing, der schon einräumte, dass die Deutsche Bank eine Phase verfehlter Ziele hinter sich gebracht habe. „Aber es geht nicht darum, einzelne an den Pranger zu stellen“. Wirecard habe in einem ganzen Jahr so viele Transaktionen gemacht, wie die Deutsche Bank an einem Montagmorgen. Das Transaction Banking sei klar als Kerngeschäftsfeld für die Deutsche Bank gesehen worden.
Sewing lobt die Funktion von Apple Pay und die Partnerschaft mit Google. „Mit Google haben wir eine viel bessere artificial intelligence. Das schaffen wir nur mit dem Knowhow dieser Internetfirmen.“ Die Voraussetzung sei das Vertrauen der Kunden.
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