« Endet 30-Jahre-Hausse bei US-Staatsanleihen? | Home | Gespannt auf Scope Award in Venedig »
Blind in neue Fonds investiert?
Von Dr. Oliver Everling | 28.August 2013
„113 % der Nettomittelzuflüsse des ersten Halbjahres flossen in Fonds, die jünger als 3 Jahre waren.“ Mit dieser Zahl fordert Jürgen Dumschat von der AECON Fondsmarketing GmbH zum Denksport heraus, wie es zu dieser Zahl kommen kann. Dumschat sprach auf der „Hidden Champions Tour 2013″.
Die Lösung: Im ersten Halbjahr 2013 wurden europaweit 5.651 neue Fonds aufgelegt. Die Nettomittelzuflüsse zu allen Fonds europaweit summierten sich nach seiner Rechnung auf 108,84 Mrd. €. Von diesem Betrag gingen 108,83 Mrd. € in Fonds, die jünger als ein Jahr waren. In Fonds, die jünger als 3 Jahre waren, flossen erstaunliche 204 Mrd. €.
Dumschat skiizziert die Trends: Anleihenfonds (davon weit mehr als die Hälfte Unternehmensanleihen und Schwellenländer), Schwellenländer-Aktienfonds und Mischfonds.
„Gekauft wird nicht der Fonds,“ warnt Dumschat, „sondern die Hoffnung, nun endlich mal zu verdienen, nachdem man bisher so oft zu spät kam.“ Am Bankschalter müsse verkauft werden, was neu ist. „Schließlich leben Banken wesentlich auch von der Bewegung in den Kundendepots. Freie Finanzdienstleister hingegen setzen nach Erfahrung von Dumschat lieber auf Bewährtes.
Doch „Past Performance-Verkauf“ birgt ebenso Risiken. VV-Fonds seien en vogue, doch der Fondsabsatz konzentriere sich auf einige wenige Megaseller. „Dabei sind die Megaseller vergangener Jahre nicht selten die Enttäuschungen von heute“, so Dumschat. Das Problem sieht Dumschat darin, dass die Fondskonzepte nicht im Detail durchschaut werden und nicht auf ihre Zukunftstauglichkeit hin untersucht werden. „Es lebe der Backtest, wobei derzeit auch Vergangenheitsergebnisse zum Teil nicht mehr Ausssagekraft als Backtests haben.“
Dumschat skizziert die Probleme, die mit jeder Beurteilung von Fonds auf der Basis von Wertentwicklungen in der Vergangenheit verbunden sind. Die Ausführungen von Dumschat sind insofern alarmierend, als dass die meisten, insbesondere quantitativen Fondsratings erst dann zu aussagekräftigen Klassifizierungen kommen, wenn der Fonds eine Historie und ein stabiles Management aufweist. Wenn aber die Nettozuflüsse überwiegend die jüngeren, nicht gerateten Fonds erreichen, investieren die meisten privaten Anleger offenbar mehr oder weniger im Blindflug.
Themen: Fondsrating | Kommentare deaktiviert für Blind in neue Fonds investiert?
Kommentare geschlossen.