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Chancen durch LBO und MBO

Von Dr. Oliver Everling | 9.Januar 2025

Leveraged Buyouts (LBO) und Management Buyouts (MBO) sind zentrale Begriffe in der Welt der Private Equity (PE). Ein LBO beschreibt den Kauf eines Unternehmens mit Hilfe von Fremdkapital, während ein MBO die Beteiligung des Managements am Kaufprozess mit eigenem Kapital beinhaltet. Anthony Bunker bietet in seinem Beitrag Einblicke in die Chancen und Risiken dieser Transaktionsformen, basierend auf praktischen Erfahrungen und Beobachtungen. Die PE-Branche nutzt eine Vielzahl von Techniken und Werkzeugen, um den Wert von Unternehmen zu steigern, wobei das Leverage ein wesentlicher Faktor ist. Dies bedeutet, dass ein erheblicher Teil der Erträge durch die Nutzung von Fremdkapital zur Finanzierung der Übernahme erzielt wird.

Bunker erklärt, dass der eigentliche Mehrwert einer PE-Transaktion durch operative Verbesserungen, Portfolio-Optimierung und Markttrends entsteht. Besonders wichtig ist die Rolle der Exit-Strategie, bei der der höhere Ertragsmultiplikator beim Verkauf entscheidend ist. Die Entwicklung der Märkte spielt dabei eine große Rolle. „Der eigentliche Mehrwert einer PE-Transaktion und die attraktiven Erträge werden im Wesentlichen (mehr als 33%) durch das Leverage, welches die Investoren beeinflussen können, generiert,“ so Bunker.

Die Private Equity Industrie hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt und Methoden aus der „Toolbox“ der PE-Industrie sind salonfähig geworden. Hierbei muss man jedoch zwischen Transaktionen mit unterschiedlichen Kaufpreisen unterscheiden. Bei Transaktionen unter 20 Millionen Euro gelten andere Spielregeln als bei Transaktionen über 400 Millionen Euro, bei denen ESG-Kriterien zunehmend wichtiger werden.

Für kleine Transaktionen unter 20 Millionen Euro sind die Chancen, einen hohen Ertrag zu erzielen, aufgrund des höheren Leverage größer. Allerdings sind auch die Risiken höher und müssen sorgfältig abgewogen werden. Ein Beispiel, das Bunker anführt, ist ein LBO, das ursprünglich als OBO (Owner Buy Out) strukturiert und später zu einem MBI (Management Buy In) wurde. Dabei handelte es sich um ein Unternehmen aus der Glasfaser- und Telefonkabelservice-Industrie, das erfolgreich verkauft wurde.

Ein zentrales Element jeder Unternehmenstransaktion ist der konsolidierte Business Plan, der jedoch häufig fehlerhaft oder unbrauchbar ist. „Das A und O einer jeden Unternehmenstransaktion ist der konsolidierte Business Plan,“ betont Bunker. Ohne einen soliden Business Plan ist ein Unternehmen in vielen Fällen unverkäuflich. Für kleinere Transaktionen ist die Cashflow- und Liquiditätsplanung besonders wichtig. Auch die schriftlich formulierten Annahmen im Business Plan müssen detailliert und nachvollziehbar sein.

Verkäuferdarlehen spielen bei kleineren Transaktionen eine wichtige Rolle, da sie Vertrauen in die geplante Transaktion signalisieren und die Eigenkapitalquote der Käufergesellschaft erhöhen. Eine Earn-Out-Vereinbarung kann ebenfalls Teil des Kaufvertrags sein, wobei ein Teil des Kaufpreises erfolgsabhängig später bezahlt wird. „Eine Earn-Out Vereinbarung beschreibt in einem Kaufvertrag einen Anteil des Kaufpreises, der zu einem späteren Zeitpunkt erfolgsabhängig bezahlt wird,“ erläutert Bunker. Solche Vereinbarungen sind oft kompliziert und können zu Missstimmung führen.

Virtuelle Datenräume (VDRs) haben traditionelle Aktenordner ersetzt und bieten höhere Datensicherheit und Kontrolle. Sie unterstützen den effizienten und sicheren Datenaustausch und sind insbesondere bei der Due Diligence von Bedeutung. Eine ordentliche Kategorisierung der Daten ist dabei entscheidend, um Streitigkeiten und hohe Kosten zu vermeiden.

Die psychologischen Kenntnisse sind bei einem LBO mindestens genauso wichtig wie die betriebswirtschaftlichen Kenntnisse. „Insbesondere bei einem LBO wird nicht nur ein guter Geschäftsführer oder eine gute Geschäftsführerin gesucht, sondern auch ein/e Unternehmer:in, die mit eigenem Geld ins Risiko geht,“ so Bunker. Die Bedeutung des Managements und der handelnden Personen in kleinen Unternehmen kann nicht genug betont werden.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Nachfolgeplanung, bei der ein OBO eine mögliche Strukturierung darstellt. Dabei verkauft der Inhaber sämtliche Geschäftsanteile an eine Käufergesellschaft und beteiligt sich zu gleichen Konditionen wie die Finanzinvestoren an dieser Gesellschaft.

Abschließend betont Bunker die Bedeutung der richtigen Exit-Strategie. Der Verkauf eines Unternehmens ist entscheidend, um den Erfolg einer PE-Transaktion zu bewerten. Private Equity Fonds haben oft einen festen Zyklus von zehn Jahren, innerhalb dessen die Unternehmen verkauft werden müssen. Bei kleineren Unternehmen, die von Family Offices oder privaten Finanzinvestoren gehalten werden, besteht dieser Druck nicht und sie können längerfristig als Dividendentitel gehalten werden.

Die Risiken eines LBOs sollten nicht unterschätzt werden. Für Manager:innen besteht das geringste wirtschaftliche Risiko, da sie im schlimmsten Fall das eingezahlte Kapital verlieren. Investoren hingegen tragen ein höheres Risiko, insbesondere bei Deal-by-Deal Transaktionen, die nicht von Fonds oder Family Offices unterstützt werden.

Bunkers Beitrag bietet wertvolle Einblicke und praktische Beispiele, wie LBOs und MBOs erfolgreich durchgeführt werden können. Sein umfangreiches Wissen und seine Erfahrung in der Private Equity Branche machen diesen Artikel zu einer wertvollen Ressource für Unternehmer:innen und Investoren.

Dr. Anthony Bunker verfügt über mehr als 30 Jahre Berufserfahrung im Beteiligungsgeschäft. Er war für ABN Amro Private Equity, Alpinvest, NatWest Private Equity und später bei Bridgepoint als Geschäftsführer in Deutschland tätig. Seit 2007 ist er Partner von Triginta Capital und beteiligt sich an mittelständischen Unternehmen. Dr. Bunker hat an der Universität Kent und Cambridge studiert und ist Mitglied der Beiräte von Sterling Strategic Value Fund, dem Institut für Wirtschaftsberatung Niggemann und diverser mittelständischer Unternehmen.

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