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Chancen eines neuen geopolitischen Status Quo

Von Dr. Oliver Everling | 22.Februar 2022

Mit seinem Einmarsch in die Ostukraine schafft Russland neue geopolitische Fakten. Mit einem Schlag wurde der geopolitische Status Quo verändert. „Putin sieht den Westen im Prozess einer strategischen Erosion. Im Schulterschluss mit China nutzt Putin diese Schwäche nun kaltblütig aus; er führt damit der Welt vor, dass auch die Machtoptionen der USA nur noch sehr begrenzt sind“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute.

Der aktuelle Vorgang zeige, dass sich die Weltordnung in einer Phase beschleunigter Neuausrichtung befinde. Damit bestätige sich die Prognose einer „geopolitischen Progression“, die das FERI Cognitive Finance Institute bereits vor einiger Zeit vorgelegt habe.

Das Phänomen der „geopolitischen Progression“ werde bislang vor allem durch den strategischen Konflikt zwischen den USA und China geprägt. Dabei gehe es um globale Dominanz und die mögliche wirtschaftliche und technologische Vorherrschaft in den kommenden Jahren. „Diese Konkurrenz zwischen der alten und einer neuen Supermacht gewinnt schon seit einiger Zeit an Schärfe. Das geopolitische Gleichgewicht trägt zwar noch, aber es wird zunehmend fragil“, so Rapp.

Nun kehrt mit Russland ein geopolitischer Akteur zurück, der schon früher einen Platz auf der Weltbühne anstrebte.

Der neue Machtanspruch bewirke zunehmende Verspannung und verändere die Dynamik der geopolitischen Progression. „Entscheidend ist, wie sich das Verhältnis dieser Kräfte ausrichtet. Leider geht dieser Prozess aber ganz klar in eine für den Westen gefährliche Richtung,“ erklärt Rapp.

Vor 50 Jahren habe Amerika sich überraschend an China angenähert, um so den weltweiten Einfluss der Sowjetunion zu begrenzen. Diese „geopolitische Triangulation“ habe den USA dabei geholfen, den Kalten Krieg gegen die Sowjets zu gewinnen. „Das alte Prinzip der Triangulation hat sich aber zuletzt umgekehrt: Nun arbeiten Russland und China gemeinsam gegen die USA“, so Rapp.

Das neue Einvernehmen zwischen Russland und China schränke den geopolitischen Handlungsspielraum der USA bereits stark ein, wie der aktuelle Ukraine-Konflikt sehr deutlich zeige. Da China mit Taiwan ganz ähnliche Ambitionen verfolge wie Putin mit der Ukraine, ergebe sich eine natürliche Interessengleichheit. „Diese neue geopolitische Triangulation ist aus Sicht des Westens extrem gefährlich. Sie setzt die USA unter Druck und lässt weitere Eskalationen erwarten, speziell mit Blick auf Taiwan“, erklärt Rapp. Das FERI Cognitive Finance Institute werde diese Entwicklungen auch weiterhin sehr intensiv beobachten.

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