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Credit Suisse wagt im digitalen Private Banking den Quantensprung
Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 20.Mai 2015
Europas Banken stehen mitten im Transformationsprozess. Der Großteil der Institute ist durch die stärkeren regulatorischen Anforderungen und dem damit einhergehenden Profitabilitätsdruck gezwungen ihr Geschäftsmodell zum Teil massiv zu ändern. Da viele Institute noch damit beschäftigt sind ihre jüngere Vergangenheit aufzuarbeiten wurden Investitionen in die Digitalisierung des Geschäfts vernachlässigt. Mit ihrer neuen digitalen Initiative will die Credit Suisse nunmehr aufzeigen, dass die digitale Welt viele Möglichkeiten bietet, die Effizienz und Rentabilität in Segmenten wie dem Private Banking zu erhöhen. Denn anders als im Retailbanking, das durch die Vielzahl der neuen Wettbewerber im Zahlungsverkehr unter massiven Druck steht, gibt es in der gehobenen Vermögensverwaltung nur wenige Player die das Geschäftsmodell der Privatbanken bedrohen können. Denn im Geschäft mit der vermögenden Klientel geht es in erster Linie um persönliche Beziehungen.
„Digitalisierung zwingt Banken zur größten Transformation ihrer Geschichte“, sagt Holger Spielberg, Head of Innovation der Digital Private Bank der Credit Suisse auf der Konferenz zum Thema “Finanzdienstleister der nächsten Generation“, die im Mai zum fünften Mal vom Frankfurt School Verlag durchgeführt wurde. „Was Banken kennen wird künftig wenig relevant sein“, betont Spielberg. Seine Vision ist, dass Banking sich relevanter und mit hohem Maß an Vertrauen in das Leben seiner Kunden einbettet. Für die Banken bedeutet dies auch, klug in neue strategische Fähigkeiten wie Partnering zu investieren.
Um wirklich etwas zu bewegen, muss die ursprüngliche Vorangehensweise geändert werden. Das beginnt bereits beim Team, das die Digitale Private Banking-Unit mit Talenten aus anderen Bereichen der Bank sowie Industrien und Start-ups ergänzt. Spielberg selbst versucht die Impulse zu setzen, die auf seiner Erfahrung von 15 Jahren Silicon Valley beruhen. Die Transformation erfasst auch die Räumlichkeiten, um ein enges Zusammensitzen von Banker- und Entwickler-Team zu ermöglichen, wobei man auf positive Erfahrungen in ihrer Singapur-Location verweisen kann. Verändern will Spielberg auch die Art und Weise wie mit den Kunden kommuniziert werden soll. Rund 1.700 Finanzprodukte bietet die Schweizer Großbank an, wobei nur 18% der Relationship-Manager (RM`s) „einen fit mit dem Kunden haben“. Künftig soll der Kundenberater daher eine wichtigere Rolle spielen dessen Aufgaben sich jedoch ändern muss, um die Kundschaft effizienter bedienen zu können. Daher wird der Berater eher als eine Art Coach gesehen. Der RM mutiert quasi zum Life Coach, um alle Bedürfnisse des Kunden abzudecken zu können.
Für ihre neue digitale Private-Banking-Plattform hat die Credit Suisse Singapur als Testmarkt ausgewählt. Der asiatische Markt wurde deshalb ausgewählt weil dieser von der Kundenseite her schon sehr digital ist und das ganze Umfeld dort – was das digitale Verhalten angeht – sehr fortgeschritten ist. Der zweite Grund war, dass die Core-Banking-Plattform in den letzten Jahren renoviert wurde. Die Grundlagen, um ein neues digitales Angebot draufzustellen, waren dort bereits gegeben. Ferner gelte Asien als Wachstumsmarkt, wo die die Großbank präsent sein will. Laut Spielberg sollen 200 Mitarbeiter ein Jahr an der Entwicklung gearbeitet haben. Bis der erste User auf der Plattform war, habe es nur sechs Monate gedauert, bis zum eigentlichen „roll-out“ neun Monate. Die Schweizer Nutzer sollen im kommenden Jahr auf die neue Plattform zugreifen können. Für die Zeit nach 2020 sollen Innovation Labs in Zürich und im Silicon Valley entstehen. Von diesen Labs sollen auch Impulse ausgehen, dass Banking neu zu definieren. Mit der Digital Private Bank scheint die Credit Suisse am Beginn der Transformation ihres Bankgeschäfts zu stehen.
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