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Deutsche Bank profitiert vom unregulierten Kapitalmarktgeschäft

Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 27.April 2010

Keine Frage, die Deutsche Bank hat im ersten Quartal ein außerordentliches Ergebnis erzielt. Mit einem Vorsteuergewinn von 2,8 Mrd. Euro hat der deutsche Branchenkrösus nicht nur die Analystenschätzungen übertroffen, sondern auch eine Milliarde mehr verdient als im Vorjahreszeitraum. Nicht unterschlagen werden soll, dass das abgelaufene Quartal das zweitbeste in der Geschichte der Bank war, nur im Q1 2007 hatte die Deutsche noch mehr verdient.

Bei so einem deutlichen Gewinnanstieg drängt sich zwangsläufig die Frage auf, wie der Gewinn- und Ertragsanstieg zustande gekommen ist? Ein Rückblick auf die Ergebnisse der US-Investmentbanken genügt, um zu der Feststellung zu kommen, dass die Wachstumsschübe aus dem Investmentbanking kommen müssen.

Von den 2,8 Mrd. Euro Gewinn stammen allein 2,6 Mrd. aus den Kapitalmarktaktivitäten der Bank. Auch bei den Erträgen zeigt sich die Abhängigkeit vom Investmentbanking: Von den 9 Mrd. Nettoerträgen steuerte die CB&S-Division 6 Mrd. bei. Davon wiederum 4,7 Mrd. Euro aus dem Segment Sales & Trading, und davon wiederum 3,8 Mrd. Euro aus dem Anleihegeschäft.

Wenn man sich die Zusammenstellung der Erträge anschaut, kann man durchaus zu der Erkenntnis gelangen, dass die Deutsche eine „Zockerbude“ ist, gut vergleichbar mit US-Pendent Goldman Sachs, der im Q1 auch den Großteil seiner Gewinne im „FICC“-Segment generierte. Aber immerhin kann Goldman noch darauf verweisen, ansehnliche Erträge im M&A-Geschäft erzielt zu haben, was man von der Deutschen Bank nicht gerade behaupten kann, obwohl fairerweise festzuhalten ist, dass das Institut die Erträge im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen im Vergleich zu den vorherigen Quartalen gesteigert hat.

Gleichwohl ändert sich nichts daran, dass die Deutsche Bank zu einer „puren“ Investmentbank mutiert ist, und dass der Anteil der Gewinne und Erträge aus dem Massengeschäft vernachlässigbar sind. Gleiches trifft auf das Asset & Private Wealth Management zu. Vielleicht ist noch zu erwähnen, dass Sal Oppenheim 148 Mio. Euro an Erträgen im Q1 beisteuerte, was kaum auffällt im Zahlenwerk der Bank. Auch die 9 Mrd. Euro  an Net New Money sind nur ein Bruchteil dessen, was die Credit Suisse (aller Voraussicht nach) im Q1 generieren wird.

Ich kann mich noch gut an einer Analystenkonferenz mit CEO Ackermann erinnern wo er darauf verwies, dass die Bank beabsichtige, die Gewinne stärker diversifizieren zu wollen. Diese Absicht ist jedoch im Ansatz stecken geblieben. Nach dem Motto was interessiert mich mein Geschwätz von gestern, investiert die Deutsche vor allem in jene Bereiche, wo viel Geld zu verdienen ist, dabei vor allem im unregulierten Derivategeschäft.

Ähnlich wie die US-Investmentbanken profitiert die Deutsche von den außerordentlich guten Bedingungen an den Kapitalmärkten, der durch die Notenbanken ausgelösten Geldschwemme und von der Tatsache, dass sich die beabsichtigten Regulierungen als Rohrkrepierer erwiesen haben. Solange die Politik die Finanzwirtschaft am langen Zügel lässt, solange keine Gesetze für eine schärfere Bankenregulierung beschlossen werden, solange werden die Banken Milliardengewinne ausweisen, während die Realwirtschaft an Krücken geht und das Taktieren der (deutschen) Politik um die Finanzhilfen für Griechenland den ganzen Euroraum in die Knie zwingen könnte.

Dass die Börse heute die Zahlen mit deutlichen Abschlägen quittierte, mag als Indiz dafür herhalten, dass die Investoren was die weitere Entwicklung der Banken im Allgemeinen und der Deutschen Bank im Besonderen angeht, skeptisch sind. Damit könnten sie recht haben, denn Nachhaltigkeit war noch nie eine Stärke der Banken.

Wenn schon der deutsche Steuerzahler wohl als der große „Loser“ aus der Krise hervorgehen dürfte, werden zumindest die Banken an der Krise weiter kräftig mitverdienen – denn Leistung aus Leidenschaft muss sich lohnen.

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