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Deutschlands Gleichgewichtsbeitrag

Von Dr. Oliver Everling | 8.November 2010

Angesichts anhaltender Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft gewinnen die Herausforderungen und Risiken der Wege zum Gleichgewicht an Bedeutung. Alexander Ruddies, Economist bei der Feri EuroRating Services AG (http://www.feri.de/), zeigt auf der 23. Feri Herbsttagung in Frankfurt am Main einerseits die Ungleichgewichte, andererseits auch die Ansatzpunkte auf, um Gleichgewicht zu schaffen.

Eine massive Aufwertung des Renminbi würde den Export der USA steigern. Auch China würde aber profitieren, da das Kapital nicht mehr nur investitionsgetrieben gelenkt werde, sondern auch in die Binnenwirtschaft fließen könnte. Die Aufwertung des Renminbi würde Produkte aus den USA aus chinesischer Sicht billiger machen, umgekehrt würde der Import chinesischer Güter für Amerikaner teurer. Damit würden die Anreize gesetzt, verstärkt eigene Produkte zu konsumieren, statt aus China zu importieren.

„Wir haben ein Simulation durchgeführt, was passiert, wenn die Chinesen auf einen Schlag um 30 % aufwerten würden“, berichtet Ruddies und kritisiert die „Blauäugigkeit“ von Nobelpreisträgern. Die Importe würden zwar steigen, aber nicht so stark, wie der Konsum wirken könnte. In China wäre der dämpfende Effekt nicht zu unterschätzen, da zahlreiche exportorientiere Firmen in China „schlicht Pleite gehen würden“, so Ruddies.

Die Strategie der USA sich aus der Krise hinaus zu exportieren, würde nicht funktionieren, da sie das in diese Ländern erforderliche Wachstum untergraben würden, das für die Importe dieser Länder notwendig ist. „Es ist außerdem nicht im Sinne der USA, dass eine wesentliche Nachfrage nach ihren Staatsschuldtiteln ausfällt“, warnt Ruddies. Die Effekte auf die Zinsen wären evident. Das Defizit würde weiter ansteigen. Die Verschuldung würde eine wesentlich ungünstigere Dynamik aufweisen, mit erheblich stärkeren Problemen und Risiken.“

Ruddies sieht die Chancen in einem neuen Wachstumsmodell für China, das weniger exportorientiert, sondern vielmehr konsumgetrieben sei. Die Verschuldungsdynamik in den USA sei allen klar und nicht aufrechtzuerhalten. „Das ist keine dauerhafte, tragfähige Entwicklung“, sagt Ruddies und merkt die negativen Begleiteffekte an. „Die reine Konsumorientierung in den USA kann nicht mehr so weitergehen wie bisher, hier wird ein Umdenken stattfinden müssen.“ Die Produktionsverlagerungen waren Konsequenz der abnehmenden Wettbewerbsfähigkeit der USA im Vergleich.

Erfreulich nahm die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen zu. Der Deindustrialisierungsprozess in den USA mache es den Amerikanern unmöglich, kurzfristig auf die Entwicklungen zu reagieren. Eine Schuldenbremse gegen Überkonsum könnte in den USA hilfreich sein. Ruddies warnt vor der nächsten Geldblase, die durch zu niedrige Zinsen aufgebläht werden könnte.

Ruddies kommentiert kritisch den für Deutschland von manchen vorgeschlagenen Aktionismus. „Wenn man sich den Handel anschaut, zeigt sich, dass zwei Drittel in Europa stattfindet“, sagt Ruddies. Die USA machen nur gut 10 % der bilateralen Zahlungsbilanz aus. Deutschland hat die Leistungsbilanzüberschüsse nicht durch Devisen finanziert, sondern ein großer Teil des Kapitalexports ist in Direktinvestitionen geflossen.

In Deutschland zeigt sich die stärkere Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Die Treiber der Leistungsbilanzüberschüsse sind im Vergleich von Deutschland und China völlig unterschiedlich, sagt Ruddies und führt vor, was in Deutschland zu tun bleibt: Mehr Deregulierung und Beseitigung von Marktbarrieren im Dienstleistungssektor, Stärkung der Anreize für Investitionen, Verbesserung von Forschung und Bildung sowie Offenheit für qualifizierte Immigranten.

Themen: Länderrating | Kommentare deaktiviert für Deutschlands Gleichgewichtsbeitrag

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