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Die Bedeutung von ESG-Kriterien für Unternehmensstrategie und M&A
Von Dr. Oliver Everling | 4.Februar 2025
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Die Bedeutung von ESG-Kriterien (Environmental, Social, and Governance) für Unternehmensstrategie und M&A (Mergers and Acquisitions) hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Angesichts veränderter Umweltbedingungen und gesellschaftlicher Entwicklungen müssen Unternehmen ESG-Aspekte in ihre Entscheidungen einbeziehen. Internationale Abkommen wie die 2030 Agenda und das Pariser Klimaabkommen sowie EU-Initiativen bieten rechtliche Rahmenbedingungen. Berichts- und Offenlegungspflichten sowie die Auswirkungen der Lieferkettengesetzgebung und die Anforderungen der Finanzmärkte spielen eine zentrale Rolle. Stakeholder, darunter Mitarbeitende und Kunden, fordern zunehmend nachhaltige Geschäftsmodelle. ESG-Kriterien sind daher für die Unternehmensstrategie und M&A-Transaktionen essenziell. Unternehmen nutzen M&A, um ihre Nachhaltigkeitsratings zu verbessern und sich an Marktveränderungen anzupassen. ESG-Kriterien sind somit entscheidend für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen.
Georg Schürmann hebt in seinem Beitrag die Veränderungen der Umweltbedingungen hervor, die nahezu täglich in den Nachrichten präsent sind. Extremwetterereignisse wie das Hochwasser im Ahrtal 2021, Überschwemmungen in Niedersachsen im Dezember 2023 und im Saarland im Mai 2024 sowie zunehmende Trockenperioden wie die Niedrigwasser im Rhein 2018 und 2022 zeigen die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wirtschaft. Unternehmen reagieren auf diese Herausforderungen, wie beispielsweise BASF mit einem innovativen Tankschiff für Rhein-Niedrigwasser. Schürmann betont, dass zukünftige Klimaveränderungen nur in Szenarien dargestellt werden können und Unternehmen sich auf diese Szenarien in ihrer Langfristplanung und Investitionsentscheidungen einstellen müssen. „Unternehmen müssen sich auf diese Szenarien in ihrer Langfristplanung und Investitionsentscheidungen berücksichtigen“, so Schürmann.
Neben den veränderten Umweltbedingungen müssen Unternehmen auch neuere gesellschaftliche Entwicklungen berücksichtigen. Die demographische Entwicklung führt bereits jetzt zu spürbarem Fachkräftemangel, und Migration kann diesem entgegenwirken. Diese veränderten Rahmenbedingungen der Umwelt und in der gesellschaftlichen Entwicklung sind die treibende Kraft für eine notwendige Berücksichtigung von ESG-Kriterien bei unternehmerischen Entscheidungen. Internationale Abkommen wie die „2030 Agenda for Sustainable Development“ und das Pariser Klimaabkommen bieten dabei Orientierung und Handlungsrahmen für Unternehmen. Die Sustainable Finance Agenda der EU-Kommission, die im Dezember 2016 ins Leben gerufen wurde, hat ebenfalls erhebliche Auswirkungen auf die Unternehmensstrategie.
Ein wesentlicher Baustein der EU-Maßnahmen ist die Berichterstattung über ESG-Aspekte von Unternehmen. Die Corporate Sustainability Directive (CSRD), die seit dem 1. Januar 2024 in Kraft ist, erweitert den Kreis der berichtspflichtigen Unternehmen und erhöht den Umfang der Berichterstattung. Schürmann erklärt, dass die CSRD die Berichterstattung für etwa 15.000 Unternehmen in Deutschland verpflichtend macht, was eine deutliche Erweiterung im Vergleich zu den bisherigen ca. 500 Unternehmen darstellt. Neben den Berichtspflichten für Unternehmen müssen auch Finanzdienstleister umfassende Offenlegungspflichten erfüllen, wie in der EU-Taxonomie-Verordnung festgelegt. Diese Transparenz soll nachhaltige Finanzierungen fördern und hat direkten Einfluss auf Finanzierungsentscheidungen, auch bei M&A-Transaktionen.
Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), das seit dem 1. Januar 2023 in Kraft ist, stärkt die Menschenrechte und den Umweltschutz in globalen Lieferketten. Unternehmen sind verpflichtet, Risiken in ihren Lieferketten zu ermitteln, zu bewerten und Maßnahmen zur Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden zu ergreifen. Auf europäischer Ebene wurde eine vergleichbare Richtlinie, die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD), verabschiedet, die ebenfalls anspruchsvolle Anforderungen an Unternehmen stellt.
Die Anforderungen der Finanzmärkte und Aufsichtsbehörden an die Berücksichtigung von ESG-Kriterien sind ebenfalls bedeutend. Finanzmarktteilnehmer sind auf die ESG-Daten von Unternehmen angewiesen, und Banken fordern von ihren Kreditkunden entsprechende Nachhaltigkeitsdaten. „Finanzmarktteilnehmer sind auf die ESG-Daten von Unternehmen angewiesen, und Banken fordern von ihren Kreditkunden entsprechende Nachhaltigkeitsdaten“, erläutert Schürmann. Dies wirkt sich auf die Kreditpolitik aus und muss bei M&A-Transaktionen berücksichtigt werden.
Auch andere Stakeholdergruppen wie Mitarbeitende und Kunden stellen Anforderungen an das Nachhaltigkeitsengagement von Unternehmen. Der Fachkräftemangel und die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten sind zentrale Treiber für Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsstrategien zu stärken. Schürmann weist darauf hin, dass die Haltung eines potenziellen Arbeitgebers zum Klima ein wichtiges Kriterium bei der Arbeitsplatzwahl ist, besonders für jüngere Generationen.
Die Integration von ESG-Kriterien in die Unternehmensstrategie ist somit unerlässlich für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. M&A-Transaktionen ohne Berücksichtigung von ESG-Kriterien sind in der heutigen Zeit undenkbar. ESG-Kriterien beeinflussen die M&A-Strategie von Unternehmen und Investoren, was durch rechtliche Anforderungen und gesellschaftliche Erwartungshaltungen getrieben wird. Nachhaltigkeit ist nicht nur eine Berichtspflicht, sondern auch ein strategisches Muss, um sich an veränderte Marktbedingungen anzupassen und langfristigen Erfolg zu sichern. „ESG-Kriterien beeinflussen die M&A-Strategie von Unternehmen und Investoren“, fasst Schürmann zusammen.
Georg Schürmann von Sustainable Finance Consulting war Geschäftsführer der Triodos Bank N.V. Deutschland und ist seit 2019 Mitglied im Sustainable Finance Beirat der Bundesregierung. Unter seiner Führung etablierte sich die Bank als führende nachhaltige Bank in Deutschland, die sich auf die Finanzierung von Projekten und Unternehmen mit sozialem und ökologischem Mehrwert konzentriert. Schürmann, ein Befürworter nachhaltiger Finanzierungen, trieb die Integration von ESG-Kriterien in die Bankstrategie voran. Er setzte sich für Transparenz und die Förderung einer nachhaltigen Wirtschaft ein. Vor seiner Zeit bei Triodos sammelte er umfassende Erfahrungen im Bankensektor, insbesondere bei der Deutschen Bank.
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