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Die Schuldenlawine
Von Dr. Oliver Everling | 25.August 2012
Bert Flossbach und Philipp Vorndran sind bei ihrer Analyse der Finanzmärkte ganz vorne dran: In der 2. Auflage ihres Buches „Die Schuldenlawine. Eine Gefahr für unsere Demokratie, unseren Wohlstand und Ihr Vermögen“ (ISBN 978-3-86248-268-9) aus dem FinanzBuch Verlag in der Münchner Verlagsgruppe zeigen sie ungeschminkt die Entwicklung auf, die das Vermögen und insbesondere auch die Renten der Deutschen bedrohen.
„Immer die gleiche Geschichte“, führen Flossbach und Vorndran zurecht in das Thema ein und erzählen die Geschichte seit Ende des Goldstandards, vom Moral Hazard der Politiker, dem billigen Geld, von der Liberalisierung der Finanzmärkte, den guten Noten der Ratingagenturen mit ihren „bösen Folgen“, dem gefährlichen Cocktail aus Gier und Angst sowie von den Spekulanten. Die Autoren beschreiben anschaulich und mit treffenden Bildern, wie „das Monster“ der Schuldenlawine entstand.
Das Buch ist kein wissenschaftliches Werk, obwohl alle Quellen sorgfältig recherchiert und in Fußnoten am Ende des Buches zitiert wurden. Die Stärke des Werkes liegt in den flüssigen Formulierungen und dem konsequenten Argumentationsstrom, mit dem aufgezeigt wird, wie der Euro Europa sprengt. Der Fehlstart des Euro sei im Jubel untergegangen. Die Deutschen glaubten an die Märchenstunde (Theo Waigel: „Mit dem Vertrag von Maastricht hat sich in Europa eine breite Stabilitätskultur entwickelt“). Die griechische Tragödie, die Hot Spots am Meer und China als Joker führen zu ihrem Fazit: „Der Euro ist nicht der Auslöser unserer Schuldenkrise. Aber er macht die Lösung dieser Krise in den Ländern der Eurozone zunehmend schwieriger: Die Entwicklung der Eurozone ist eine Tragödie, in deren letztem Akt der politische Wille an ökonomischen und kulturellen Gesetzmäßigkeiten scheitern wird.“
Flossbach und Vorndran zeigen auf, dass die Schuldigen nicht nur in den USA oder bei den US-amerikanischen Ratingagenturen zu suchen seien, sondern auch in Deutschland: „Das Scheitern der IKB legte auch die Versäumnisse des Verwaltungsrates bei der Mutter KfW offen. Vorsitzender des Verwaltungsrates war Peer Steinbrück.“ So hatte Ingrid Matthäus-Maier offen erklärt, zitieren die Autoren, „sie könne doch keine 400 Seiten starken und in Englisch geschriebenen Beschreibungen von Finanzprodukten lesen“.
So berechtigt die Kritik der Autoren an den offenkundigen Fahrlässigkeiten von Politikern u.a. ist, so muss doch in Zweifel gezogen werden, inwieweit das Rad zurückgedreht werden kann, indem Anleger sich selbst über jede Anlage ein Urteil bilden müssen. In einer Zeit neuer Informations- und Kommunikationstechnologien und globalisierender Finanzmärkte, die die Volkswirtschaften wie auf einem Raumschiff zusammenschweißen, sind auch finanzanalytische Prozesse Gegenstand der Spezialisierung und Arbeitsteilung. Nicht jeder der vielen Millionen, nicht einmal jeder der hunderttausenden von höchst professionell arbeitenden Anleger hat den Zugang und die Resourcen, wiederum Millionen von Anlageofferten der Welt selbst zu analysieren.
„Der Euro ist in seiner jetzigen Form unhaltbar“, folgern die Autoren, nachem sie sich mit einer Vielzahl von Fakten auseinandersetzen. „Eine risikolose Anlagemöglichkeit gibt es nicht mehr!“ Flossbach und Vorndran zeigen auf, dass der aus der Geldflutung resultierende Inflationsdruck jedoch nicht nur in einer Hyperinflation münden könnten, sondern dass – historisch belegt – viele weitere Varianten von Währungsreformen und staatlichen Eingriffen dazu führen können, dass Sparer ihrer Vermögen beraubt werden.
Angesichts der Verknüpfungen von zwangsweise als „risikolos“ klassifizierten Staatsanleihen bei Versicherungen und der Politik mit ihren Versprechen „sicherer Renten“ sehen die Autoren größte Herausforderungen für die Alterssicherung. Das Verschuldungsproblem kann letztlich nur durch massenhafte Entwertung von Rentenansprüchen gelöst werden, denn diese werden regelmäßig durch Staatsanleihen gedeckt.
Die Feststellungen von Flossbach und Vorndran in der 2012 erschienen zweite Auflage des Buches decken sich mit den Prognosen des FDP-Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler, der von Anfang an gegen die Griechenland-Rettung mit den daraus zwangsläufig resultierenden Exzessen war. Anerkennend bemerken die Autoren, dass Schäffler zunächst „im politischen Meinungsspektrum eine Außenposition“ bezog, die inzwischen auf bestem Wege ist, Mehrheiten zu finden.
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