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Die Zukunft des Geldes

Von Dr. Oliver Everling | 12.Juni 2017

Steht eine goldene Zukunft bevor? „Wie Gold unser Zahlungssystem revolutionieren wird“ ist der Untertitel des neuen Buches von Harald Seiz im FinanzBuch Verlag. Bei dem Titel des Buches, „Die Zukunft des Geldes“, dürften viele eher an Bitcoin als an Bullion denken, eher an digitale Währungen als an Gold, das seine Funktion als Tausch- und Zahlungsmittel schon seit Jahrtausenden besitzt. Umso interessanter ist es daher, die Argumentation des Autors kennenzulernen.

Wer Prognosen über die Zukunft des Geldes machen will, muss sich zwangsläufig mit der aktuellen Finanz- und Währungspolitik befassen. So steigt auch Seiz in das Thema mit einer Analyse des alarmierenden Zustands des Euros ein. Griechenland und andere Krisen sind für Seiz Symbol für die Euro-Konstruktionsfehler.

Der Autor befasst sich mit alternativen Zahlungsmitteln, Geldtransfers und neuen Währungen, dem historisch gewachsenen Stabilitätsfaktor Gold, mit Kriminalität, Krisen, Katastrophen und die nötige Vorsorge. Das als unfair und gefährlich wahrgenommene Weltfinanzsystem ist nicht nachhaltig, lässt Seiz durch einen Gastautoren diskutieren. Schließlich kommt der Autor auf konkrete Möglichkeiten zu sprechen, die Wertentwicklung der eigenen Kasse nicht von willkürlichen Entscheidungen der Zentralbankräte abhängig zu machen, sondern von Gold.

Seiz kommt auf eine Reihe von Fehlentwicklungen im Finanzsystem zu sprechen. Er glaubt hier eine gefährliche Ablösung der Finanzwirtschaft von der Realwirtschaft zu sehen. Beim Stichwort Derivate bestätigt er zwar ihre grundsätzliche Berechtigung, um Risiken abzusichern. Unter dem Eindruck des tragischen Schicksals einzelner Spekulanten, wie des Großunternehmers Adolf Merckle, übersieht er jedoch den Widerspruch in der Argumentation der sozialistisch geprägten Kritiker eines marktwirtschaftlichen Finanzsystems, der darin besteht, die Einschränkungen oder das Verbot derivativer Geschäfte mit ihren schädlichen Auswirkungen auf die Realwirtschaft zu begründen.

„Dabei dürfen wir nie vergessen, dass es in der Natur einer Wette liegt, dass zwei (oder mehrere) Leute völlig unterschiedlicher Meinung sind, es also am Ende ein Nullsummenspiel ist“, schreibt Seiz. Wenn es sich bei Derivaten lediglich um Nullsummenspiele handeln würde, hätten sie keine Auswirkungen auf die Realwirtschaft. Darin liegt der Denkfehler. Das Vermögen würde einfach nur vom einen auf den anderen verteilt. Tatsächlich haben aber alle Transaktionen einer Wirtschaft Auswirkungen auf die Allokation von Ressourcen.

Gerade die Unwägbarkeit staatlichen Handelns ist Auslöser der als ungerecht empfundenen Vermögensverschiebungen. Eine Vielzahl von Milliardäre hat ihr Vermögen dadurch geschaffen, dass sie auf Eingriffe des Staates gewettet haben. Es ist gerade die staatliche Aktivität und der Regulierungswille von Regierungen, die Anlass zu Spekulationen geben und zu riesigen Gewinnen und Verlusten führen. Seiz selbst nennt in anderem Zusammenhang ein passendes Beispiel, nämlich „die milliardenschwere Attacke von Georges Soros auf das britische Pfund im Herbst 1992″.

Da jede Investition und jede Finanzierung einen Zeitbezug aufweist, ist auch jeder Investition und jeder Finanzierung das Element der Spekulation imanent. Die Spekulation über den wirtschaftlichen Einsatz von Ressourcen zur Befriedigung des menschlichen Bedarfs ist Grundlage jedes Gewinns, der über ein bloßes Entgelt für überlassenes Kapital hinausgeht.

Seiz sieht die größeren Zusammenhänge. So zeigt er beispielsweise, dass den Beziehern von Mindestlöhnen mit dem neuen gesetzlichen Zwang kaum geholfen wurde. Eine Umverteilung kann nicht gelingen, wenn allen zugleich mehr versprochen wird, und widerspricht dem marktwirtschaftlichen Leistungsprinzip.

Dass die Zukunft des Geldes nicht einfach einer Kryptowährung wie Bitcoin gehören wird, macht Seiz anhand des steinigen Wegs einiger neuer Versuche deutlich. Er geht auch auf eine Finanzinnovation aus Kenia ein, M-Pesa, und auf Regionalgeld, wie es von der örtlichen Wirtschaft in verschiedenen Regionen auch in Deutschland geschaffen wurde.

Digitalisierung setzt eine ununterbrochene Stromversorgung voraus. Nicht nur spektakuläre Aktionen von Hackern, sondern auch schon Stromausfall impliziert daher Risiken. Seiz geht daher in einem Exkurs auf die verschiedenen Gefährdungen ein, wie etwa auf die Folgen eines langandauernden und großflächigen Stromausfalls für Finanzdienstleistungen („Was bei einem Blackout geschieht. Folgen eines langandauernden und großflächigen Stromausfalls.“ Studie des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag).

Zum Thema „Unfair und gefährlich: Das Weltfinanzsystem ist nicht nachhaltig“ meldet sich im Buch von Seiz ein Vorstandsmitglied im Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft zu Wort, Michael Schumann. Wie wird die Digitalisierung den Umgang mit Geld und den Bezug dazu verändern? Dieser Frage geht Dr. Anabel Ternès im Kapitel „Geld 4.0″ nach.

Seiz schließt sich Experten an, die „handfeste Vorteile in einer (Wieder-)Zulassung von Gold als anerkanntem Zahlungsmittel“ sehen. „Es sollte freien Bürgern in Form von freiem Marktgeld als Alternative zu politisch abhängigem Geld oder experimentellen Währungen zur Seite stehen. Besonders im Kapitel über Gold habe ich herausgearbeitet, welche Vorteile es hat, etwas von dem Edelmetall zu besitzen.“ Seiz liefert die wichtigsten Gründe, Gold zu kaufen.

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