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Die Zukunft des Retail-Bankings: Europäisch, digital, profitabel

Von Dr. Oliver Everling | 4.September 2024

Beim Handelsblatt Banken-Gipfel 2024 in Frankfurt am Main sprach Valentin Stalf, Co-Founder und CEO von N26, über die Herausforderungen und Chancen, die vor seiner Bank liegen. Unter dem Motto „Die Zukunft des Retail-Bankings: Europäisch, digital, profitabel“ ging Stalf auf die strategischen Pläne seines Unternehmens ein und beleuchtete die aktuellen Trends, die das Retail-Banking in Europa und darüber hinaus prägen.

Stalf räumte ein, dass die von der BaFin auferlegte Wachstumsbeschränkung in den letzten zweieinhalb Jahren eine große Herausforderung darstellte. Diese Einschränkungen hatten erheblichen Einfluss auf die Expansionspläne von N26, denn das Team war ursprünglich für ein deutlich schnelleres Wachstum aufgebaut worden. „Der Sonderprüfer ist im ‚fading out‘ bis zum Jahresende“, erklärte Stalf und deutete damit an, dass die Regulierungssituation sich entspannt.

Eine der zentralen Herausforderungen für die Zukunft des digitalen Bankings sieht Stalf in der Regulierung und deren Vereinbarkeit mit innovativen Technologien wie künstlicher Intelligenz (AI). „AI zum Credit Scoring einzusetzen, müsse mit den Regulatoren vereinbar sein“, betont er. Dazu sei eine enge Zusammenarbeit mit Aufsichtsbehörden in ganz Europa notwendig. Es zeigt sich, dass N26 nicht nur an Deutschland denkt, sondern ein klares europäisches und globales Wachstum im Blick hat.

Trotz der regulatorischen Hürden zeigt sich Stalf zufrieden mit dem bisherigen Wachstum von N26. „Wir haben wenig ins Marketing investiert“, erklärt er, was dennoch zu einem möglichen monatlichen Wachstum von etwa 50.000 Neukunden geführt hat. Konkrete Zahlen nennt er nicht, betont jedoch: „Insgesamt sind wir sehr, sehr zufrieden mit dem Wachstum.“ Der Markt für Online-Banking sei riesig: Weltweit nutzen mehr als 2 Milliarden Menschen Online-Banking, was zeigt, dass die Wachstumsgrenzen kaum abzusehen sind.

Stalf sieht N26 nach wie vor im Vorteil gegenüber traditionellen Banken, insbesondere aufgrund der kostengünstigeren Struktur des Unternehmens. „Wir arbeiten mit einem ganz anderen Kostenniveau und können diesen Vorteil an unsere Kunden weitergeben“, erklärt er. Dieser Kostenvorteil ist ein entscheidender Faktor im Wettbewerb mit etablierten Banken, die oft noch mit hohen Fixkosten und teuren Filialnetzen operieren.

Interessanterweise sieht Stalf die Präsenz anderer Digitalbanken nicht als Bedrohung, sondern als positive Entwicklung. Andere Digitalbanken willkommen zu heißen, könnte dazu beitragen, den Kunden an digitale Produkte zu gewöhnen, zu „educaten“, so Stalf. Ein wachsender Wettbewerb im digitalen Banking könnte letztlich allen Marktteilnehmern zugutekommen, indem er das Bewusstsein und die Akzeptanz für digitale Finanzprodukte fördert.

Bezüglich der Finanzierung sieht Stalf aktuell keine Notwendigkeit für weitere Kapitalaufnahmen. Ein Börsengang sei eine mögliche Option, aber keineswegs zwingend. „In den nächsten drei bis fünf Jahren ist der Börsengang nur eine Option unter mehreren“, erklärt er. Diese vorsichtige Herangehensweise zeigt, dass N26 seine Expansionspläne sorgfältig abwägt und sich gleichzeitig flexibel für verschiedene Zukunftsszenarien aufstellt.

Stalfs Vision für die Zukunft des Retail-Bankings ist klar: eine europäische, digitale und profitable Ausrichtung, die N26 weiterhin als Vorreiter in der Branche positionieren soll. Durch den Einsatz modernster Technologien, eine kosteneffiziente Struktur und eine strategische Zusammenarbeit mit Regulatoren strebt N26 an, die Chancen des riesigen Online-Banking-Marktes optimal zu nutzen.

Der Handelsblatt Banken-Gipfel 2024 hat einmal mehr gezeigt, dass N26 trotz der Herausforderungen der letzten Jahre bereit ist, eine zentrale Rolle in der Zukunft des europäischen und globalen Bankwesens zu spielen. „Die Zukunft des Retail-Bankings ist digital, und wir wollen diesen Wandel aktiv mitgestalten“, betont Valentin Stalf. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um zu sehen, ob N26 diese ambitionierten Ziele erreichen kann und wie sich das Unternehmen in einem zunehmend wettbewerbsorientierten Umfeld behaupten wird.

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