« | Home | »

Eigenkapitalquote nicht aussagefähig

Von Dr. Oliver Everling | 7.März 2008

Das CRESTA-SCORE Bonitätsanalysemodell für Unternehmensanleihen wurde im Jahr 2000 von der DZ
BANK entwickelt und seitdem im Credit Research eingesetzt. Es wird regelmäßig überarbeitet, um einerseits geänderten Rechnungslegungsvorschriften und andererseits laufenden Veränderungen im Ratingverhalten der Agenturen Rechnung zu tragen. „Auffällig ist in den vergangenen Jahren der Trend der Agenturen zu einer stärkeren Gewichtung der qualitativen Ratingfaktoren“, heißt es in einem im Februar 2008 veröffentlichten DZ BANK Special.

Die neue Studie gibt einen Überblick über die Vorgehensweise von CRESTA-SCORE bei der Bonitätsbeurteilung der Emittenten sowie über die vorgenommenen Aktualisierungen. So wurden die Kennzahlen Eigenkapitalrendite und Eigenkapitalquote aus dem Modell entfernt, weil sie im Unterschied zu früheren Untersuchungen heute keine Erklärungskraft mehr für die Urteilsfindung der Ratingagenturen besitzen. Das Modell stützt sich nach der Überarbeitung durchweg auf dynamische Kennzahlen. Dies ist insbesondere deshalb bemerkenswert, da doch die meisten bankinternen Ratingmodelle im Kundenkreditgeschäft den statischen Kennzahlen und insbesondere der Eigenkapitalquote eine besondere Bedeutung beimessen.

Bei den beiden Kennzahlen Cashflow zu Finanzschulden und Cashflow zu Net Debt lieferte nach Angaben der DZ BANK die Bereinigung der Finanzschulden um die Effekte aus Leasing und Pensionen durchweg bessere Ergebnisse: „Durch die beiden letztgenannten Veränderungen tragen wir nicht zuletzt den Veränderungen in der Methodik der Ratingagenturen Rechnung.“

Der Grundaufbau des Ratingansatzes CRESTA-SCORE der DZ BANK besteht im Wesentlichen aus zwei Komponenten. Innerhalb eines methodischen Teilansatzes wird auf Basis einer Kennzahlenanalyse und unter Einbeziehung von Branchen- und Länderinformationen ein Zwischenergebnis ermittelt. Dabei kann weitgehend auf ein festes quantitatives Bewertungsschema zurückgegriffen werden.

Im zweiten Baustein werden zusätzliche Bonitätsfaktoren und Event-Risiken hinsichtlich ihres Einflusses auf das Gesamturteil analysiert. Weiterhin werden aktuelle Entwicklungen seit dem letzten einbezogenen Jahresabschluss und deren Implikationen für die Bonitätseinschätzung berücksichtigt. Dieser Schritt erfolgt auf der Basis von Zwischenberichten sowie neuer Meldungen. „Mit Hilfe der Quartals- und Halbjahreszahlen der Unternehmen ist CRESTA-SCORE in der Lage,“ schreiben die Analysten der DZ BANK, „frühzeitig Entwicklungen zu identifizieren und entsprechend zu reagieren.“

Die ehemals bedeutsame Eigenkapitalquote hat nach Erkenntnissen der DZ BANK ihre Erklärungskraft für die Agenturratings verloren. Nach zweimaliger Überarbeitung des CRESTA-SCORE haben nur noch die dynamischen Kennzahlen überdauert. So werden die Belastungen durch die Verschuldung des Unternehmens und die erwirtschafteten Mittel (EBITDA, Cashflow) betrachtet, um Erkenntnisse zu erhalten, ob der Umfang der festen Belastungen zukünftig zu einem Problem führen kann und inwieweit ein finanzieller Spielraum für weiteres Wachstum, insbesondere bezüglich Akquisitionen besteht.

„In den vergangenen Jahren zeigt sich bei den Ratingagenturen ein Trend zur stärkeren Betonung der qualitativen Faktoren, was sich in einer geringeren Erklärungskraft der quantitativen Kennzahlen für das endgültige Rating äußert“, so der Kommentar der DZ BANK. Dem Expertenwissen sei daher ein entsprechender Stellenwert beizumessen.

Themen: Unternehmensrating | Kommentare deaktiviert für Eigenkapitalquote nicht aussagefähig

Kommentare geschlossen.