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Elektriker fährt Porsche?
Von Dr. Oliver Everling | 13.April 2015
Der Titel des neuesten Buches aus dem FinanzBuch Verlag der Münchner Verlagsgruppe GmbH deutet bereits an, dass es sich hier nicht um ein trockenes Sachbuch handelt: „Mein Elektriker fährt einen Porsche: Wie Sie vom längsten Trend der Menschheitsgeschichte profitieren“ (ISBN 978-3-89879-921-8).
Der Autor des Buches, Gianni Kovačević, beschäftigt sich seit über fünfzehn Jahren intensiv mit Investments im Bereich Rohstoffe und den Themen Emerging Markets, China und realistischem Umweltschutz. Er macht sich als Redner einen Namen und lebt hauptsächlich in Vancouver/Kanada, verbringt aber auch viel Zeit in Europa. Kovačević spricht fließend Englisch, Deutsch, Italienisch und Kroatisch. Das Buch erschien auch in englischer Sprache unter dem Titel „My Electrician Drives a Porsche?“
Kovačević mischt Autobiografie und Fachbuch zu einem fiktiven Dialog zwischen einem Arzt und einem Elektriker, der zum Investor mutierte. Das Buch ist aus der Perspektive des Arztes geschrieben, der sich langsam neuen Assetklassen nähert, die zuvor nicht in seinem Portfolio vorkamen. Das Buch von Kovačević ist ein Plädoyer für Kupfer – wer seine zahlreichen Verwendungen kennt, vermag zu ermessen, welchen Einfluss die demografischen und wirtschaftlichen Veränderungen insbesondere in China auf die Nachfrage nach Kupfer haben wird. Von diesem Trend sollten alle profitieren, die Kuper gewinnen, liefern oder handeln.
Die Zielrichtung des Buches ist so durchschaubar wie legitim: Kovačević gelingt es, auch Leser für das Thema Kupfer als Investment zu interessieren, die sonst wohl kaum je auf die Idee kämen, sich ausgerechnet mit diesem Rohstoff zu befassen. Das Buch ist daher ein Einstieg – und Kovačević setzt offenbar darauf, dass seine Expertise im Thema in zahlreichen Varianten „abgerufen“ wird, also zu Nachfrage nach seinen Vorträgen, Newsletters usw. führt. Zurecht lenkt er in den fiktiven Dialogen den Leser mehrfach auf die Frage nach den geeigneten Informationsquellen.
Kovačević garniert das Thema mit vielen Anekdoten und unterhaltsamen Exkursen. Im Originalton klingt sein Text z.B. so: „‚Aber um zum Thema zurückzukommen, wo kommt all das Kupfer her, über welche Länder und wie viele Minen reden wir?‘ Er ließ diese Frage für einen Moment im Raum stehen, während wir darüber nachdachten. Dann fuhr er fort. ‚Die Tage, an denen große Minenunternehmen sich frei entscheiden konnten, wo sie investieren wollten, sind vorbei. Jeder, der glaubte oder noch glaubt, dass Politik keinen Einfluss auf die Rohstoffpreise hat oder darauf, wo und wie man sich in der Förderindustrie engagiert, ist entweder ein Narr oder ein verdammter Narr. Der größte Kupferproduzent ist Chile und der größte Konsument von Kupfer ist China – das sind die Fakten. Die primäre Produktion von Kupfer kommt vom Bergbau, daher der Begriff ›primär‹. Und die sekundäre Produktion kommt vom Recycling, das rund 15 Prozent des Marktes ausmacht.'“
Die Helden des Buches lässt Kovačević gemeinsam Konferenzen besuchen, über das Gehörte diskutieren und Konsequenzen ziehen, indem sie sich vor Ort in China weiter mit dem Anlagethema „Kupfer“ befassen. „Nach meiner Rückkehr von der Konferenz begann ich sofort mit dem Prozedere, meinen ersten Pass zu beantragen. Wenn ich darüber nachdachte, war das albern. Wie konnte ein gut situierter, 58 Jahre alter amerikanischer Bürger noch nie einen Pass beantragt haben? In der Gesellschaft von Johnny und anderen antizyklischen Investoren war mir das mehr als nur ein bisschen peinlich. Ich war sogar sehr ärgerlich darüber. Was hatte ich nur in all den Jahren verpasst?“
Kovačević beschreibt detailgetreu und realistisch, welche Erfahrungen man in China sammelt: „Auf der rechten Seite lag eine sehr große Fabrik, und auf der anderen Seite der Straße war der Anfang einer Baustelle zu sehen, der vermuten ließ, dass dort noch eine größere Fabrik entstehen würde. ‚Diese Fabrik produziert fast eine halbe Million Autos jedes Jahr. Das ist mehr als Amerikas produktivste Autofabrik. Und sehen Sie die Baustelle da drüber? Da entsteht eine weitere Anlage, die noch mehr Autos pro Jahr produzieren wird. Derzeit tummeln sich die Autoproduzenten dieses Planeten so wie hier – Ford, Volkswagen, Fiat, GM, Toyota, alle, weil das hier in fast allen Fällen ihr größter Markt ist. Sie sind alle scharf darauf, hier Milliarden zu investieren, weil der chinesische Hunger, ein Auto zu besitzen, unstillbar ist.'“
Wenn die chinesische Wirtschaft weiterhin mit Raten von 7 oder 8 Prozent wächst, rechnet Kovačević vor, dass sie im Jahr 2020 mehr Autos produzieren, als die USA und Europa zusammen. „Und selbst dann werden 40 Prozent der chinesischen Bevölkerung immer noch in ländlichen Gegenden leben. In den letzten drei Jahrzehnten, seit Deng Xiaoping seine geistige kapitalistische Initiative startete, haben dreihundert Millionen Menschen die Armut verlassen und sind nach Guangzhou und Shenzhen gekommen. Die große Mehrheit dieser Menschen kauft gerade jetzt ihr erstes Auto.“
„‚Und was sind die Auswirkungen auf Öl? Nahrungsmittel? Die Annehmlichkeiten des Lebens? Man kann diese Migration auf alle Bereiche des Lebens beziehen. Aber man muss sicher gehen, dass man es auch auf die Dinge bezieht, die man braucht, um das alles herzustellen.‘ ‚Was im Falle eines Autos durchschnittlich fünfzig Pfund Kupfer entspricht.'“
Das Buch „Mein Elektriker fährt einen Porsche: Wie Sie vom längsten Trend der Menschheitsgeschichte profitieren“ leistet einen Beitrag dazu, mehr Menschen aus ihrem in Geldfragen lethargischen Verhalten zu reißen und ihr Geld nicht mehr nur bei der Bank oder Sparkasse abzugeben, sondern aktiv mit eigenen Ideen zu managen.
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