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Ernstzunehmende Warnsignale
Von Dr. Oliver Everling | 9.Mai 2023
In Phasen der Markterholung verlieren Anleger leicht die Ratings aus dem Blick. Das könnte sich mit dem Ende des starken Winterhalbjahres ändern, denn jetzt stehen die tendenziell schwierigen Sommermonate vor der Tür.
In der historischen Betrachtung sieht Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie bei der St.Galler Kantonalbank Deutschland AG, sowohl beim Dax als auch beim Dow Jones im Juli häufig noch freundliche Kurse, während es ab August „gefährlich“ wurde und die schwierige saisonale Phase beginnt. Auch der MSCI World Index habe sich in diesem Jahr fast bilderbuchartig an den „Fahrplan“ des guten Winterhalbjahres gehalten. Zwar wird die Luft jetzt dünner, doch sieht Michael Winkler noch keine charttechnischen Verkaufssignale.
Sein Blick auf den US-Aktienmarkt zeigt, dass wenige große Tech-Aktien die Indizes nach oben ziehen, während sich die breite Masse der Aktien in diesem Jahr kaum bewegt hat – Nebenwerte sogar im Minus notieren. Summa summarum hält er fest, dass die Aktienmärkte gerade massive Widerstandszonen erreichen und sich bei der Entwicklung ein insgesamt sehr differenziertes Bild zeigt.
Auch die Konjunktur verdeutlicht das gemischte Bild: „Das vom Conference Board ermittelte US-Verbrauchervertrauen fällt seit Jahresanfang wieder und beendet die Erholung von Sommer letzten Jahres. Auch im Hinblick auf die nächste Erhebung zeigt sich, dass die Erwartungen der Verbraucher immer schlechter werden. Das sind schlechte Aussichten, vor allem wenn man bedenkt, dass US-Verbraucher für 70 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP) stehen und somit immens wichtig für die Konjunktur sind.“
Michael Winkler erkennt auf dem US-Arbeitsmarkt hingegen keine Schwäche. „Mit 253.000 neugeschaffenen Stellen – erwartet wurden 185.000 – fällt der Arbeitsmarktbericht erneut stark aus und die Arbeitslosenquote fällt auf nur 3,4 Prozent. In der deutschen Wirtschaft verbesserte sich die Stimmung zwar leicht und der ifo Geschäftsklimaindex stieg zum sechsten Mal in Folge. Doch ist im gleichen Zuge der Auftragseingang in der Industrie eingebrochen und verzeichnet im März den größten Einbruch seit April 2020.“
Sein Fazit: Die nächsten Quartale werden schwierig- Sowohl die Warnzeichen der Industrie, als auch diverse andere Warnsignale – wie die weiter restriktive Geldpolitik (Geldmarkt in den USA bei ca. 5 %), inverse Zinsstrukturkurven und die zahlreiche Frühindikatoren, die den Weg in Richtung US-Rezession zeigen – sollten berücksichtigt und ernstgenommen werden.
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