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Europäische Unternehmen deutlich vor US-amerikanischen
Von Dr. Oliver Everling | 25.März 2015
Die unabhängige Nachhaltigkeits-Ratingagentur oekom research hat die nachhaltigkeitsbezogene Performance von Unternehmen untersucht und vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über das Freihandelsabkommen TTIP auch einen Vergleich zwischen europäischen und US-amerikanischen Unternehmen gezogen. Ergebnisse veröffentlicht oekom research heute in seinem Jahresbericht „oekom Corporate Responsibility Review 2015“.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über das Freihandelsabkommen TTIP hat oekom research geprüft, wie sich die ökologische und soziale Verantwortung von europäischen und US-amerikanischen Unternehmen unterscheidet. Die europäischen Unternehmen erreichen eine durchschnittliche Bewertung von 40,6 auf der von 0 bis 100 (Bestwert) reichenden Skala, Unternehmen mit Sitz in den USA kommen auf eine durchschnittliche Bewertung von nur 25,2, also einen deutlich niedrigeren Wert. Auch in Branchen, in denen der Waren- und Dienstleistungsaustausch zwischen den beiden Wirtschaftsräumen besonders groß ist, wie z. B. in der Automobilbranche, dem Maschinenbau oder der Chemiebranche, zeigen europäische Unternehmen bessere Leistungen im Nachhaltigkeitsbereich. Kritiker des TTIP-Abkommens befürchten, dass das Abkommen zu einer Angleichung der sozialen und ökologischen Standards auf dem unteren Niveau führen wird. Bewahrheitet sich dies, wird es spannend, welche Auswirkungen auf das Nachhaltigkeitsmanagement der europäischen und US-amerikanischen Unternehmen damit verbunden sind.
Die Gesamtbewertung der Nachhaltigkeitsperformance der international tätigen, börsennotierten Großunternehmen mit Sitz in den Industrieländern ist im vergangenen Jahr recht stabil geblieben. Knapp die Hälfte (49,7%) der Unternehmen zeigt kaum oder kein Engagement im Bereich Nachhaltigkeit. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil um 3,4 Prozentpunkte gesunken. Als Ursache kann gelten, dass sich die Transparenz über das Engagement im Umwelt- und Sozialbereich insbesondere bei bisher intransparenten Unternehmen etwas verbessert hat. Allerdings erfüllt nicht einmal jedes sechste Unternehmen (16,3%) die von oekom research branchenspezifisch definierten Mindestanforderungen an das Nachhaltigkeitsmanagement und wird mit dem oekom Prime Status ausgezeichnet.
Im internationalen Branchenvergleich erreichen die Hersteller von Haushaltsprodukten für ihr Nachhaltigkeitsmanagement die höchste Bewertung. Auf Rang 2 der Branchenbewertung landen die Unternehmen der Automobilindustrie. Am unteren Ende der Rangliste platzieren sich der Einzelhandel, die Öl- und Gasbranche sowie die Immobilienbranche. Auffällig ist, dass selbst die besten Branchen nicht die Hälfte der Maximalpunktzahl erreichen, die meisten Branchen nicht einmal ein Drittel.
Unternehmen der Metall- und Bergbaubranche sowie der Öl- und Gasbranche verstoßen am häufigsten gegen mindestens eines der Prinzipien des UN Global Compact. Mehr als jedes dritte Unternehmen zeigt hier einen Verstoß gegen die Prinzipien, besonders häufig sind Umweltverstöße und Menschenrechtsverletzungen. Auf Rang 3 der Branchen mit den häufigsten Verstößen folgt die Textilbranche, in der rund jedes fünfte Unternehmen (20,7%) in Verstöße gegen die UN-Prinzipien verwickelt ist. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Arbeitsrechtsverletzungen, die vor allem in der Zulieferkette stattfinden.
„Im Vergleich zum vergangenen Jahr sehen wir bei den Unternehmen minimale Fortschritte beim Umgang mit den ökologischen und sozialen Herausforderungen“, fasst Matthias Bönning, COO und Head of Research von oekom research, die Ergebnisse zusammen. „Doch vor dem Hintergrund der großen globalen Probleme und der sich daraus ergebenden Handlungsnotwendigkeit reicht das mit Sicherheit noch nicht aus.“
Um Veränderungen im Unternehmensbereich anzustoßen, die für eine nachhaltige Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft von zentraler Bedeutung sind, ist der nachhaltige Kapitalmarkt ein wichtiger Impulsgeber. Das Rekordvolumen von fast zehn Billionen Euro allein in Europa und ein weltweiter Anteil nachhaltiger Geldanlagen am Gesamtkapitalmarkt von 30,2 Prozent werden die Unternehmen nicht unbeeindruckt lassen. „Der Anreiz für Unternehmen, sich bei der Gestaltung ihres Nachhaltigkeitsmanagements an den Anforderungen der Investoren zu orientieren, wächst mit jedem nachhaltig angelegten Euro“, so Matthias Bönning.
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