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EY Awards und Scope Ratings ließen Greensill glänzen

Von Dr. Oliver Everling | 16.Mai 2021

Hohe Verluste sind seit Jahren für die sinkenden Eigenmittel der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft verantwortlich. Auf diesem Weg der jahrelangen Kapitalverschwendung ist das internationale Netzwerk von Ernst & Young (EY) für den Aufsichtsratsvorsitzenden der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft eine wichtige Stütze, um existentielle Ängste einzudämmen: Im Zweifel können sich die internationalen Partner gegenseitig unterstützen, um Reputationsschäden abzuwenden, denn unter dem Kürzel EY operiert ein globales Netzwerk rechtlich selbstständiger und unabhängiger Unternehmen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Transaktionsberatung, Risk Advisory, Financial Advisory sowie Unternehmens- bzw. Managementberatung und klassischer Rechtsberatung.

In Deutschland zählt bei der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft seit Jahren schon jedes große Mandat, so auch das Mandat beim gefallenen DAX-Konzern Wirecard AG. Der Skandal um die Verwicklung in die Wirecard-Insolvenz macht die Suche nach alternativen Ertragsquellen umso dringlicher.

Nun hat es der Aufsichtsratsvorsitzende der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft nicht nur hier bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit Verlusten zu tun, sondern auch in seiner Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender der Scope SE & Co. KGaA. Auch dort schreibt man mit der lokalen Ratingagentur in Berlin, Scope Ratings GmbH, nur Verluste, und zwar schon seit fast zwei Jahrzehnten, seit der Insolvenz des „Vorgängers“ Fondscope AG im Jahr 2002.

Um die Verluste Jahr für Jahr auszugleichen, bedarf es stets frischen Kapitals, das in europaweiten „road shows“ für das Geschäftsschema eingeworben wird. Daher war auch der Aufsichtsratsvorsitzende der Greensill Bank AG in Bremen als Investor willkommen, der sich gleich über den Aktionärsstatus hinaus auch weitere Einflussmöglichkeiten durch seine Bestellung als Beiratsmitglied bei der Ratingagentur sicherte. Nachdem Anfang 2019 bereits kritische Stimmen gegen Greensill laut geworden waren, vermochte Scope Ratings durch das gute Rating von „A-“ Vermittler, Finanzdienstleister und schließlich auch deutsche Kommunen als Anleger von der „guten“ Bonität der Greensill Bank zu überzeugen.

Tatkräftig half aber nicht nur die Ratingagentur in Berlin, sondern auch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, den „guten Ruf“ von Greensill weltweit zu etablieren. „Der Gründer von Greensill Capital, Lex Greensill, wurde beim ‚EY Entrepreneur of the Year Award 2019′ als Gesamtsieger für seine Arbeit beim Aufbau einer globalen Softwareplattform ausgezeichnet, die den Zugang zu Kapital ‚demokratisiert'“, schreibt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY Oceania über die Preisverleihung. Sogar eine Bank gehöre dazu, lobt die Jury in Australien ihren Landsmann: „Das Unternehmen von Greensill besitzt auch eine Bank mit Sitz in Bremen und verwaltet ein Vermögen von mehr als 6 Mrd. A$ in einer Reihe von Investmentfonds für die Finanzierung der Lieferkette, die von führenden Fondsverwaltungsorganisationen betrieben werden.“

Wie herausragend die Leistungen von Greensill seien, wurde von EY Oceana ausführlich dargestellt: „Das 2011 gegründete Unternehmen liefert mehr als acht Millionen Kunden in über 150 Ländern kostengünstiges Kapital. Greensill wurde aus 24 Finalisten in fünf Kategorien ausgewählt,“ schreibt EY Oceania, „darunter Didier Elzinga, dessen Unternehmen Culture Amp das neueste australische Tech-Einhorn wurde, nachdem eine Kapitalerhöhung Anfang dieses Jahres die Bewertung auf über 1 Mrd. A$ erhöht hatte.“

„Greensill begann als Teenager auf der Zuckerrohrfarm seiner Eltern außerhalb der Küstenstadt Bundaberg in Queensland, knapp 400 km nördlich von Brisbane, über das Problem des Zugangs zu Kapital nachzudenken“, berichten die Wirtschaftsprüfer und zitieren den Gründer Lex Greensill wie einen Philanthropen: „Meine Eltern konnten es sich nicht leisten, mich zur Universität zu schicken, weil die Leute, für die sie ihre Früchte verkauft haben, ihre Rechnungen nicht bezahlt haben. Damit begann für mich die Frage, wie wir das System verbessern können.“

„Seine Lösung bestand darin,“ schreibt EY Oceania, „eine Technologieplattform zu schaffen, die mithilfe künstlicher Intelligenz Anleihen bewertet und auf dem Weltmarkt emittiert. Die Organisation hat sich seitdem zu einem der größten Emittenten von Anleihen der Welt entwickelt. Der Jahresumsatz beträgt mehr als 150 Mrd. A$. Sie finanziert alles von Mobiltelefonen bis hin zu sofortigen Zahlungen für Apotheker, die in Großbritannien lebensrettende Pflege leisten.“

In der Europäischen Union ist es nur anerkannten Ratingagenturen gestattet, die für Kapitalsammelstellen rechtsverbindlichen Ratings zu veröffentlichen. Zum Erfolg führen Ratings in „Anlagequalität“, wie es auch für die Greensill Bank von Scope Ratings mit einem „A-“ von 2019 bis 2020 vergeben wurde. Durch Erteilung eines Ratingauftrags konnte die Greensill Bank daher Kontrolle darüber ausüben, wer das für Investoren maßgebliche Rating erstellt und verbreitet. So fiel die Wahl der Greensill Bank auf die Ratingagentur ihres Aufsichtsratsvorsitzenden, der bei der Scope SE & Co. KGaA wiederum auf den Aufsichtsratsvorsitzenden traf, der zugleich auch Aufsichtsratsvorsitzender des deutschen Gesellschaft von EY ist.

Die nächste Erfolgsetappe für Greensill war schon geplant, denn nun sollte Greensill mit Hilfe von EY auch global glänzen: „Greensill zieht sich vom Global Entrepreneur Award von EY zurück“, wird erst jetzt im Mai 2021 gemeldet, nachdem die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht schon im März 2021 gegen Vorstände der Greensill Bank Strafanzeige erstattete.

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