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Fairness beginnt mit fairer Diskussion

Von Dr. Oliver Everling | 31.Oktober 2009

„Man sollte nicht in allen Foren sein, um nicht noch Wasser auf bestimmte Mühlen zu geben. Insbesondere nicht dort, wo Schärfe, Gift verbreitet werden“, sagt Prof. Dr. Norbert Walter nach einem Vortrag von Jutta Ditfurth, Mitbegründerin der Partei der „Die Grünen“. Walter diskutierte mit Prof. Dr. Birger Priddat, Jutta Ditfurth und dem Deutschen Fairness-Preisträger 2009 Sören Stamer beim „Internationalen Fairness-Forum 2009″ zum Thema „Durch Fairness zur sozialen Gerechtigkeit?“ (http://www.fairness-stiftung.de/).

Jutta Ditfurth führt den Mangel an Fairness in der Wirtschaft schlicht auf den Kapitalismus zurück. Es gebe keinen „schlechten“ oder „guten“ Kapitalismus, sondern jeder Kapitalismus sei von dem Streben nach Gewinnmaximierung und damit von Ausbeutung gekennzeichnet. Ditfurth hält keine Regeln für möglich, nach denen Unternehmer mit Wettbewerbern und Konsumenten fair umgehen könnten.

„Nachhaltigkeit muss etwas sein, was man sich auch selbst zumutet“, sagt Walter. „Ich bin in einer Familie mit fünf Kindern geboren, in der der Vater nie Urlaub hatte“, berichtet Walter. „Ich arbeitete mit 14 Jahren auf dem Bau für 98 Pfennig, am Anfang. Ich habe Spinnmaschinen mit verdünnter Salzsäure gesäubert, mein Studium verdient, denn die anderen Geschwister mussten auch noch über die Runden kommen.“

„Ich lebe in einem Land,“ erinnert Walter, „in dem auch Kinder solcher Eltern studieren konnten.“ Seine wissenschaftliche Entwicklung führt er auf seine Chance zurück, Hilfstätigkeiten ausführen zu dürfen. „Nichts ist schädlicher als die Motivverdächtigung, sie wirkt wie Salzsäure“, sagt Walter und berichtet als Beispiel über die Korrespondenz zum Thema „Mindestlohn“, die ihn erreiche. „Wir haben nicht alle die gleiche Nutzenfunktion“, sagt Walter. Manche würden Macht, andere Geld und wieder andere Anerkennung suchen. Walter weist damit Verdächtigungen zurück, aus „falschen“ Motiven heraus wirtschaftspolitische Ansichten zu vertreten.

Walter stellt Aussagen von Ditfurth in Bezug auf den Immobilienbesitz richtig, denn dieser resultiere aus Finanzierungsverhältnisse mit staatlichen Institutionen wie „Freddie“ und „Fannie“. „In den USA kann meine Hypothek dadurch zurückzahlen, dass man den Haustürschlüssel bei der finanzierenden Banken einwirft“, berichtet Walter. Dies mache viele Banken in den USA zu Wohnhausbesitzern.

Sören Stamer wirft ein, dass in Kalifornien inzwischen elementare staatliche Leistungen eingeschränkt werden. Der Staat habe sich in eine Situation begeben, in denen der Staat wichtige Entscheidungen nicht mehr treffen könne. Es gebe für die dafür notwendigen Steuererhöhungen nicht die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Stamer sieht in diesen Entwicklungen besondere Herausforderungen der Demokratie.

Priddat zeigt auf, dass mehr Bürgerbeteiligung nicht ohne weiteres auch Besserung verspreche. In dem Moment, wo Interessen durchgesetzt werden, habe der Staat eine besondere Verantwortung, Minderheiten zu schützen. Soziale Gerechtigkeit bedeute, auch die Interessen „der anderen“ zu berücksichtigen. Es müssten auch die vertreten werden, die ihre Interessen nicht selbst vertreten können.

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