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Female Finance: Nische oder spannendes Wachstumsfeld für Banken?

Von Dr. Oliver Everling | 3.Juli 2024

Auf der Handelsblatt Tagung „Zukunft Retail Banking“ diskutierten Karolina Decker (Co-Founder & CEO von finmarie), Rainer Hohenberger (CEO von BNP Paribas Personal Investors Deutschland) und Dr. Katharina Seiler (Senior Portfolio Managerin bei DWS) über das Thema Female Finance und Diversität in der Finanzbranche. Prof. Dr. Stephan Paul, Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft von der Ruhr-Universität Bochum, moderierte die Diskussionsrunde.

Die Finanzbranche hat Fortschritte in Sachen Diversität gemacht, doch es bleibt noch viel zu tun. Karolina Decker betonte, dass Frauen nach wie vor unterrepräsentiert sind. Sowohl als Kunden als auch in Führungspositionen sind Frauen nicht proportional zur Größe der Bevölkerungsgruppe repräsentiert.

Rainer Hohenberger fügte hinzu, dass es wichtig ist, gezielte Maßnahmen zur Förderung von Angebote für Frauen in der Finanzbranche zu ergreifen. Dr. Katharina Seiler wies darauf hin, dass Female Finance nicht nur zum „guten Ton“ gehöre. „Für uns ist es auch Finanzbildung.“

Frauen haben oft andere Bedürfnisse und Prioritäten in der Finanzplanung und Geldanlage als Männer. Karolina Decker erklärte, dass Frauen tendenziell risikoscheuer sind und mehr Wert auf Sicherheit und langfristige Finanzplanung legen. Sie suchen nach Produkten, die Transparenz und Stabilität bieten. Dr. Katharina Seiler hob hervor, dass Frauen häufiger an nachhaltigen Investments interessiert sind und dass diese Präferenz bei der Produktentwicklung berücksichtigt werden sollte.

„Ab 25 Jahren fängt die Lücke an im Vergleich zu Männern, bis etwa 45 Jahren, das hängt natürlich mit der Lebensphase zusammen“, sagt Katharina Seiler. Entsprechend leisten Frauen in dieser Phase weniger für ihre Vorsorge. In Studien habe sich gezeigt, dass Frauen eher den Frauen folgen. Dieses andere Verhalten

„Frauen investieren genauso gut wie Männer. Frauen investieren bei uns im Durchschnitt 33.000 € und investieren nachhaltiger als Männer“, sagt Decker. Frauen investieren „sehr, sehr loyal“ und seien nicht so hektisch beim Investieren.

Daten spielen eine entscheidende Rolle bei der zielgerichteten Ansprache und Produktentwicklung für weibliche Kunden. Rainer Hohenberger betonte, dass durch die Analyse von Kundendaten spezifische Bedürfnisse und Verhaltensmuster identifiziert werden können. Dies ermöglicht es Banken, maßgeschneiderte Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die den Anforderungen weiblicher Kunden besser entsprechen.

„Frauen sind wesentlich langfristiger orientiert als Männer, legen allerdings im Durchschnitt weniger an als Männer“, sagt Hohenberger. Es gibt bei bestimmten Altersgruppen der Frauen eine deutlich niedrigere Neigung der Frauen, sich mit Finanzfragen zu beschäftigen, berichtet Hohenberger.

Die Deutschen sind generell kein Volk des Aktieninvestments, Frauen aber noch weniger als Männer. Katharina Seiler berichtet aus ihrer Jugend in Russland, dass das Studium der Finanzen „cool“ war und sich viele russische Frauen für Finanzen interessierten. Auch in Asien sei die Situation der Frauen anders, mehr Interesse von Frauen für die Finanzwirtschaft festzustellen.

Hohenberger vergleicht das Thema mit der Frage, ob Männer in Elternzeit gehen. „Das ist ein Generationenthema, bis sich da was grundlegend verändert hat.“ Hohenberger trägt zudem Zahlen über die Performance des Anlageerfolgs von Frauen vor, demnach es Frauen gelingt, langfristig eine bessere Performance zu erreichen. „Hin und her macht die Taschen leer“, erklärt sich Prof. Paul das Phänomen.

Die Diskussionsrunde zeigte, dass Female Finance nicht nur eine Nische, sondern ein bedeutendes Wachstumsfeld für Banken darstellt. Durch gezielte Maßnahmen und die Nutzung von Daten können Banken die Bedürfnisse weiblicher Kunden besser verstehen und erfüllen, was zu einem nachhaltigeren und diversifizierteren Finanzsektor führt.

Themen: Bankenrating | Kein Kommentar »

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