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Feri Herbsttagung diskutiert Bankenüberkapazitäten
Von Dr. Oliver Everling | 10.November 2008
„Die Aktienmarktkrise hat andere Ursachen als die Finanzmarktkrise“, sagt Dr. Rainer Rau von der Feri EuroRating Services AG aus Bad Homburg in seinem Vortrag anlässlich der 21. Feri Herbsttagung in Frankfurt am Main. Rau sprach über das Thema „Finanzmarktkrise und Rohstoffpreise bedrohen die Weltwirtschaft – Kommt die Depression?“ Rau wendet sich u. a. gegen die Vorstellung, dass es nur der wenig kreditwürdige Häuslebauer in den USA gewesen sei, der die Krise ausgelöst habe.
Tiefere Ursachen der Krise sieht Rau in den Überkapazitäten der Banken. Diese hätten neue Geschäftsfelder gesucht, mit denen sie höhere Renditen erzielen würden. „Die Alternative wäre gewesen: Wir lösen die Bank auf“, sagt Rau. IKB, KfW, SachsenLB, WestLB, BayernLB und LBBW wurden so von herben Verlusten aus riskanten Geschäften getroffen. Rau listet die größten Verlierer auf und gibt seiner Darstellung eine Überschrift aus Las Vegas: „Danke fürs Mitspielen, Ladies and Gentlemen.“
Alle Bankenpleiten seien in Märkten eingetreten, in denen deutliche Überkapazitäten bestanden. Seit vielen Jahren sei bekannt, dass die Finanzwirtschaft „das nächste Krisenkind“ sein würde. Die Überversorgung mit Liquidität sei in die falschen Kanäle gegangen. „Viel Geld – was machen wir mit dem Geld – warum verbrennen wir es nicht?“ Dieser oft in den Medien dargestellte Zusammenhang sei eine unzulässige Verkürzung des Problems.
Greenspan könne sich eigentlich zurücklehnen, da er seinen gesetzlichen Auftrag erfüllt habe, nämlich dahin gebracht habe, „wo sie hingehöre“. Der Seiteneffekt sei aber die Überversorgung mit Liquidität gewesen. Es könne aber nicht Aufgabe des Notenbankpräsidenten sein, sich mit den Nebeneffekten zu befassen. In der dualen Funktion der Geldpolitik, die zu billigem Geld geführt habe, sieht Rau eine der Ursachen der Finanzmarktkrise.
Rau spricht auch die Gier auf hohe persönliche Einkommen und Boni an, die bei Bankern zu kurzsichtigen Entscheidungen geführt hätten. Auch Leerverkäufe, die immer höheren finanziellen Hebel und – wie in der Herstadt-Pleite – kurzfristige Refinanzierung langfristiger Kredite waren wichtige Krisenverstärker.
Bei der Krise der Stahlindustrie habe man in einem vergleichsweise isolierten Sektor der Volkswirtschaft Überkapazitäten abbauen müssen. Bei den Banken wäre dies auch so, wenn nicht der Kapazitätsabbau so erhebliche Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft hätte, da Banken eine so zentrale Rolle für die Volkswirtschaft spielten. „Der Anpassungsprozess führt zu einer Reduzierung der Kapazitäten bei den Banken – und das ist gut so“, betont Rau. Eine von Greenspan gebilligte Kreditorgie sei letztlich auf die Überkapazitäten zurückzuführen, da die Banken das Geld, dass sie für sich verbuchten, eigentlich nicht verdienten.
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