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Fiskalpolitik unter Trump

Von Dr. Oliver Everling | 4.März 2025

Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt der FERI Gruppe, analysiert die wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen der aktuellen politischen Entwicklungen in den USA. Seiner Einschätzung nach steht die amerikanische Fiskalpolitik vor einer entscheidenden Weggabelung: „Die zweite Amtszeit von Präsident Trump beginnt mit einer Reihe von Dekreten, die seinen politischen Willen und seine Tatkraft demonstrieren sollen.“ Doch ein zentrales Vorhaben – weitere Steuersenkungen – erfordert die Zustimmung des Kongresses.

Diese Zustimmung dürfte an die Bedingung geknüpft sein, dass gleichzeitig das hohe Haushaltsdefizit reduziert wird, das aktuell rund sechs Prozent der Wirtschaftsleistung beträgt. Dies stellt eine erhebliche Herausforderung dar, denn während die Staatseinnahmen bei 4,9 Billionen Dollar liegen, belaufen sich die Ausgaben auf 6,7 Billionen Dollar – ein Defizit von 1,8 Billionen Dollar. „Die Einnahmen ließen sich durch Zölle um bis zu 200 Milliarden Dollar steigern, wenn der durchschnittliche Zollsatz auf US-Importe auf 10 Prozent angehoben wird“, so Angermann. Der Zollsatz ist in den vergangenen Jahren bereits von unter zwei Prozent auf etwa drei Prozent gestiegen. Mit den aktuellen Ankündigungen – 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte sowie zehn Prozent auf sämtliche Einfuhren aus China – würde er auf etwa vier Prozent steigen. Eine weitere Erhöhung wäre jedoch nicht ohne Folgen: „In den USA selbst bliebe das nicht ohne Folgen für die Inflation – und dabei sind Gegenmaßnahmen der betroffenen Länder noch gar nicht berücksichtigt.“

Die Ausgabenseite bietet kaum Spielraum für drastische Kürzungen. „Rund 2,3 Billionen Dollar für Zinszahlungen und Sozialversicherung sind fix, weitere 1,5 Billionen Dollar für Medicare und Medicaid sollen nach den bisherigen Planungen ebenfalls nicht angetastet werden“, erklärt Angermann. Einsparungen wären somit nur in bestimmten Bereichen möglich: 1,1 Billionen Dollar könnten über eine „Budget Reconciliation“ mit republikanischer Mehrheit angepasst werden. Zudem stehen knapp 900 Milliarden Dollar für Verteidigungsausgaben zur Disposition, allerdings ist unklar, ob hier tatsächlich gespart werden soll. Ein weiterer Block von 900 Milliarden Dollar an diskretionären Ausgaben wird unter anderem von Elon Musks Department of Government Efficiency (DOGE) überprüft, jedoch mit begrenztem Erfolg. „Schätzungen besagen, dass der bisher von Musk gezeigte Furor lediglich ungefähr 2,6 Milliarden Dollar an Einsparungen bringen würde.“

Der Entscheidungsprozess dürfte sich über Monate hinziehen und mit erheblichen Konflikten innerhalb der Republikanischen Partei verbunden sein. Diese Unsicherheiten sind aus wirtschaftlicher Sicht problematisch. Die wahrscheinlichste Lösung scheint zu sein, dass die bestehenden Steuersenkungen erhalten bleiben, es jedoch keine weiteren geben wird und stattdessen Kürzungen auf der Ausgabenseite vorgenommen werden. „Gerade die expansive Fiskalpolitik war bislang jedoch eine wesentliche Antriebskraft für die Konjunkturlokomotive USA“, warnt Angermann.

Am Ende steht eine schwierige Entscheidung: Entweder wird die Haushaltskonsolidierung priorisiert, was eine spürbare Abschwächung des Wirtschaftswachstums zur Folge hätt, oder Trump setzt seine Steuersenkungspläne ohne Rücksicht auf die Staatsfinanzen um. Letzteres könnte jedoch zu einem Anstieg der Langfristzinsen führen, da Investoren höhere Risikoprämien für US-Staatsanleihen fordern würden. „So oder so dürften uns unruhige Zeiten bevorstehen – Zeit also, über eine stärkere globale Diversifikation von Kapitalanlagen nachzudenken und etwaige Abhängigkeiten von US-Assets kritisch zu hinterfragen.“

Themen: Länderrating | Kommentare deaktiviert für Fiskalpolitik unter Trump

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